Patientensicherheit: Handynutzung bei der Visite

25.11.2014 | Service

Von der regelmäßigen Nutzung von Smartphones im klinischen Alltag können Patientenversorgung und Patientensicherheit profitieren. Gleichzeitig können Ablenkungen und Multitasking zu einigen, erheblichen Risiken für die Patientensicherheit führen. Das zeigt ein von der Patientensicherheit Schweiz erstelltes „Paper of the Month“.

Katz-Sidlow und Kollegen untersuchten in ihrer Studie, wie häufig Smartphones während der Lehrvisite (Patientenversorgung und Supervisionvon Assistenzärzten) verwendet werden (Smartphone use during inpatient attending rounds: prevalence, patterns and potential for distraction; Journal of Hospital Medicine 2012, Vol. 7, 595- 599). Die Befragten – leitende Ärzte des Lehrkörpers sowie Assistenten eines USamerikanischen Spitals – sollten dabei sowohl über ihre eigene Smartphone- Nutzung berichten als auch über die der anderen an der Visite teilnehmenden Personen. 57 Prozent der Assistenten und 28 Prozent der leitenden Ärzte verwendeten das Smartphone regelmäßig während der Visite: zur Patientenversorgung (beispielsweise Abruf von Fachinformationen oder Berechnung von patientenindividuellen Daten wie Nierenfunktion: 85 Prozent Assistenten; 48 Prozent Lehrkörper; Bearbeiten privater Nachrichten: 37 Prozent Assistenten; zwölf Prozent Lehrkörper); andere nicht-Patientenbezogene Tätigkeiten wie etwa Surfen im Internet: 15 Prozent Assistenten; niemand aus dem Lehrkörper.

19 Prozent der Assistenten und zwölf Prozent der leitenden Ärzte gaben an, durch die Smartphone-Nutzung wichtige klinische Informationen während der Visite verpasst zu haben. Eine Mehrheit beider Gruppen bestätigte, dass Smartphones eine ernst zu nehmende Ablenkung während der Visite sein können (56 Prozent Assistenten; 73 Prozent Lehrkörper). Die für sich selbst berichtete Smartphone-Nutzung wich in beiden Gruppen systematisch von der Beobachtung der Nutzung der anderen Teilnehmer an der Visite ab. So gaben etwa zwölf Prozent der leitenden Ärzte an, das Smartphone für das Bearbeiten von privaten Nachrichten während der Visite zu nutzen. Demgegenüber berichteten 47 Prozent der Assistenten diese Beobachtung für den Lehrkörper.

Die zentrale Limitation der Studie liegt in der Selbstauskunft als Datenerhebungsmethode. Vermutlich unterschätzen die meisten Personen jedoch die Intensität des Smartphone-Gebrauchs.

Quelle: Patientensicherheit Schweiz/ Prof. Dr. David Schwappach

Link zum Abstract: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22744793

Weitere Beiträge aus der Reihe „Paper of the Month“ gibt es unter www.cirsmedical.at

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2014