CIRS­me­di­cal: Fall des Monats

10.06.2014 | Service

Ein Arzt mit mehr als fünf­jäh­ri­ger Berufs­er­fah­rung hat die­sen Bericht aus dem Bereich Kin­der- und Jugend­heil­kunde auf CIRS­me­di­cal gestellt. Der Vor­fall ereig­nete sich in einem Krankenhaus.

Fall­be­schrei­bung

Ein drei Tage alter Säug­ling wird auf­fäl­lig mit Bra­dy­kar­die und Sät­ti­gungs­ab­fall. Herz­alarm am Abend, Anäs­the­sist muss gleich­zei­tig in den OP zur Not-Sec­tio, das Kind wird vom Inter­nis­ten und zwei fort­ge­schrit­te­nen Tur­nus­ärz­ten betreut. Der Inten­siv-Not­fall­dienst der Kli­nik kommt erst ein­ein­halb Stun­den spä­ter, da die Ret­tung ver­zö­gert kommt. Mit viel Glück konnte die Sät­ti­gung gehal­ten wer­den (inter­mit­tie­ren­des Bebeu­teln) durch die Mani­pu­la­tio­nen war das Kind gestresst und so konnte die Fre­quenz von initial 90 auf 170 geho­ben wer­den. Kli­nisch bestand der Ver­dacht auf ein Vitium (Trans­po­si­tion der gro­ßen Gefäße), letzt­lich fand sich an der Kli­nik ein hypop­las­ti­sches Links­herz­syn­drom. Das Kind blieb mit viel Glück sta­bil, wurde dann vom Neo­na­to­lo­gen intu­biert und an die Kli­nik ver­legt. „Dass das Inten­siv­team auf die Ret­tung ver­zö­gert war­ten muss, da dies offen­sicht­lich von der Leit­stelle als Sekun­där­trans­port gewer­tet wird, ist grob fahr­läs­sig!!!“, beschreibt der Arzt in sei­nem Bericht. „Wir sind keine Neo­na­to­lo­gen, kei­ner hat Erfah­rung mit der Intu­ba­tion von so klei­nen Kin­dern. Wir haben die Situa­tion nur mit viel Glück gemeistert.“

Fach­kom­men­tar des CIRSmedical-Experten

Übli­cher­weise kön­nen nicht immer alle an einer Abteilung/​eines Kran­ken­hau­ses sich ereig­nende Not­fälle durch anwe­sende Anäs­the­sis­ten ver­sorgt wer­den. Situa­tio­nen, wie in die­sem Fall, wo der dienst­ha­bende Anäs­the­sist zu einer Not­fall-Sec­tio in einen Ope­ra­ti­ons­saal musste und zeit­gleich ein wei­te­rer Not­fall pas­siert, wird es lei­der immer geben. Die Lösung kann nur sein, dass auch nicht-anäs­the­sio­lo­gi­sche Kol­le­gen in der Beherr­schung von Abtei­lungs­ty­pi­schen Not­fäl­len geschult wer­den und Simu­la­ti­ons­trai­nings abge­hal­ten wer­den, um nicht nur von der Anwe­sen­heit von Anäs­the­sis­ten abhän­gig zu sein. Wei­ters scheint es auch ein Pro­blem bei der Alar­mie­rung der Inten­siv­teams zu geben. Denn nicht anders ist es zu erklä­ren, dass der Inten­siv-Not­fall­dienst der Kli­nik erst ein­ein­halb Stun­den nach Ver­stän­di­gung ein­traf. Dies muss auch in Kli­nik-inter­nen Schu­lun­gen und Trai­nings geübt wer­den und ein abtei­lungs­spe­zi­fi­scher Algo­rith­mus erstellt wer­den. Als letz­tes emp­fiehlt es sich, einen dienst­ha­ben­den Not­fall- Koor­di­na­tor zu eta­blie­ren, der solch eine Situa­tion pro­fes­sio­nell leitet.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 11 /​10.06.2014