neu & aktuell: Politische Kurzmeldungen

10.10.2014 | Politik

Influenza-Impfung auch als Nasenspray

Nur sieben Prozent der Österreicher sind gegen Influenza geimpft – in keinem anderen westlichen Industriestaat ist die Durchimpfungsrate so gering, betonten Experten kürzlich bei einer Pressekonferenz in Wien. Auch unter den Angehörigen der Gesundheitsberufe sind nur 17 Prozent geimpft, wie Univ. Prof. Thomas Szekeres, Präsident der Wiener Ärztekammer, betonte. Es gebe generell keine Gruppe, der die Influenza-Impfung nicht zu empfehlen sei, appellierte Univ. Prof. Herwig Kollaritsch vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien: „Die Hospitalisierungsrate ist bei Geimpften um 27 Prozent geringer, das Sterberisiko sogar um fast 50 Prozent.“ Dabei seien Kinder als ein Hauptüberträger der Influenza eine spezielle Zielgruppe: Für alle Zwei- bis 18-Jährigen ist heuer erstmals in Österreich eine Vakzine als Nasenspray verfügbar. „Wir erwarten uns dadurch eine wesentlich höhere Akzeptanz“, betont der Impfreferent der ÖÄK, Rudolf Schmitzberger.

Die Spenden der ÖÄZ-Leser für das Entwicklungsprojekt „Ifakara“ – es erfolgt unter maßgeblicher Intention von Tiroler Ärzten – konnten dazu beitragen, durch die Anschaffung eines Autos die medizinische Versorgung im St. Francis Referral Hospital im Südosten Tansanias weiter zu verbessern. Weitere Informationen unter www.ifakara.org; Unterstützung unter: Ärzte für Ifakara, Raiffeisenbank Oberland West in Zams/Tirol, IBAN: AT963635900000030783, BIC: RZTIAT22359

Südkorea: Zigaretten um 80 Prozent teurer

Ab 2015 soll eine Packung Zigaretten in Südkorea statt 2.500 Won (1,87 Euro) 4.500 Won – um 80 Prozent mehr – kosten. So soll der Tabakkonsum, „die größte Bedrohung für die nationale Gesundheit“, eingedämmt werden, wie Gesundheitsminister Moon Hyung Pyo erklärte. Auch ein Rauchverbot an öffentlichen Plätzen wurde umgesetzt. Männliche Südkoreaner zählen zu den stärksten Rauchern weltweit.

Japan: immer mehr Dengue-Infektionen

In Japan werden – nach dem ersten Ausbruch des Dengue-Fiebers vor 70 Jahren – mittlerweile mehr als 100 Infektionen gemeldet. Fast alle Betroffene wurden von Gelsen im beliebten Yoyogi-Park in Tokio infiziert. Große Teile des Parks sind gesperrt; die Regierung will die Gelsen mit Fallen und Insektiziden eliminieren. Auch in Südfrankreich wurde binnen weniger Wochen bereits der zweite Fall gemeldet.

Italien: Armee startet Cannabis-Anbau

Im Auftrag des Gesundheitsministeriums übernimmt die italienische Armee den Anbau von Cannabis für medizinische Produkte. Mit dem Marihuana, das ein pharmazeutischer Armee- Betrieb in Florenz anpflanzen wird, will man sich den teuren Import ersparen. Schon 2015 sollen erste Cannabis-Medikamente auf den Markt kommen. Der Jahresbedarf wird auf 80 bis 100 Kilogramm Cannabis geschätzt.

USA: Hunderte Kinder mit Atemwegsvirus

Im Mittleren Westen und Süden der USA mussten Hunderte Kinder wegen einer schweren Atemwegserkrankung behandelt werden. Die Symptome – Atemprobleme, Fieber und Husten – deuten laut CDC (Centers for Disease Control) auf das Enterovirus D68 hin. Es wurde erstmals 1962 in den USA nachgewiesen. Am schwersten betroffen sind Kinder unter fünf Jahren und jene mit Asthma. Es gibt derzeit keine Therapie.

E-Card: neue Generation ab 2015

Ab 2015 wird die neue Generation der E-Card an österreichische Versicherte ausgeliefert. Erstmals von der heimischen Firma Austria Card produziert, ist die neue Karte robuster, leichter und flexibler. Optisch fällt eine leicht veränderte Farbgebung nach dem Corporate Design des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, dessen neues Logo sowie eine höhere Brailleschrift auf. Rund vier Millionen Versicherte werden schon kommendes Jahr eine dieser neuen E-Cards erhalten, weil die Gültigkeit der Europäischen Krankenversicherungskarte (EKVK), die sich auf der Rückseite befindet, abläuft.

WHO: neue Gesundheitsstrategien

Impfwesen, Kinder- und Jugendgesundheit, Kampf gegen Kindesmisshandlung und Ernährung sind die fünf neuen Gesundheitsstrategien des Europa-Komitees der WHO (Weltgesundheitsorganisation), die Mitte September in Kopenhagen vorgestellt wurden. Unter anderem will man mit einem Aktionsplan zu Impfungen an die Mitgliedstaaten appellieren, einen einfachen Zugang zu Impfungen für alle zu gewährleisten sowie die Überwachung zu verbessern. Bei der Kinder- und Jugendgesundheit werden Verletzungen, psychische Krankheiten, Tabak, Alkohol, Übergewicht und Mangelernährung sowie auch Internet- Pornografie thematisiert. Mithilfe des Aktionsplans soll die Zahl der Fälle von Misshandlungen und Tötungen von unter 18-Jährigen von 2015 bis 2020 um 20 Prozent sinken. Aktuell sind etwa 18 Millionen Kinder in der Region Opfer von sexuellem Missbrauch, 44 Millionen werden körperlich misshandelt. Durch den Maßnahmenplan Ernährung sollen die Staaten angehalten werden, für gesunde Ernährung zu sorgen und etwa die an Kinder gerichtete Werbung für Nahrungsmittel strenger zu kontrollieren.

Ebola: bereits mehr als 2.800 Tote

Die Zahl der Ebola-Toten ist in den am schwersten von der Epidemie betroffenen Staaten Sierra Leone, Liberia und Guinea seit Dezember 2013 auf mehr als 2.800 angestiegen. Mehr als 5.700 Infektionen wurden gemeldet. Das gab die WHO (Weltgesundheitsorganisation) zuletzt bekannt. Die US-amerikanische Seuchenschutzbehörde CDC (Centers for Disease Control) hat vor einer drastischen Ausbreitung der Epidemie in Westafrika gewarnt. Bis zum 20. Jänner 2015 könnte die Zahl der Infizierten auf 550.000 bis 1,4 Millionen ansteigen. Allerdings würde die Vorhersage auf Erhebungen aus dem August basieren – also noch bevor die Hilfen für die Krisengebiete massiv aufgestockt wurden. „Die Zahlen spiegeln nicht die gegenwärtigen Verhältnisse wider“, so die CDC. Allerdings rechnet auch die WHO bald mit Tausenden Infizierten pro Woche; bis Anfang November würden sich mehr als 20.000 Menschen angesteckt haben. Das ergab eine aktuelle Studie der WHO und des Imperial College in London. In Nigeria und im Senegal scheint die Epidemie zurzeit weitgehend unter Kontrolle zu sein. Indes erklärte der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan vor der UN-Vollversammlung in New York sein Land für Ebola-frei. In Nigeria gab es seit Juli dieses Jahres 20 bestätigte Ebola-Fälle, acht Personen starben. Die WHO relativierte die Angaben von Jonathan; demnach könnte das Land erst am 20. Oktober – 42 Tage nach dem jüngsten Fall am 8. September – für Ebola-frei erklärt werden. Die USA, Deutschland und Frankreich wollen nun ihre Hilfsmaßnahmen koordinieren. Ausgebrochen ist Ebola schon vergangenen Dezember in Guinea; der WHO wurde die Epidemie erst am 23. März 2014 bekannt.

Wiener KAV: Janßen neuer Generaldirektor

Udo Janßen ist der neue Generaldirektor des Wiener KAV (Krankenanstaltenverbund). Der 46-jährige Mediziner und Betriebswirt setzte sich in einem internationalen Auswahlverfahren gegen 61 Mitbewerber durch und folgt damit Wilhelm Marhold nach, der Ende Mai dieses Jahres in Pension gegangen ist. Janßen war zuletzt als zweiter Generaldirektor-Stellvertreter neben Thomas Balázs für den Bereich Finanz- und Controllingmanagement im KAV verantwortlich.

Pflegeausgaben verdoppeln sich bis 2030

Das Wifo (Wirtschaftsforschungs-Institut) erwartet bis 2030 eine Verdoppelung des öffentlichen Aufwands im Pflegebereich. 2012 hatten die Länder und Gemeinden insgesamt 1,67 Milliarden Euro netto für Sachleistungen in der Langzeitpflege aufgewendet. 2020 werden die Ausgaben laut Wifo um mehr als 40 Prozent höher liegen. Am stärksten werden die Kosten in Vorarlberg steigen, und zwar um 159 Prozent bis 2030; am geringsten im Burgenland (plus 112 Prozent). Die Empfehlung des Wifo: Die Zunahme der Nachfrage nach stationären Pflegeplätzen vor allem durch den Ausbau von alternativen Betreuungsdiensten wie betreubares Wohnen, teilstationäre Dienste oder Kurzzeitpflege zu verzögern beziehungsweise zu verringern. Das Potenzial zur Verlagerung aus dem stationären Bereich zu mobilen und alternativen Pflegeformen beträgt rund zehn Prozent. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit für eine spätere Aufnahme in ein Pflegeheim bei Personen, die mobile Dienste in Anspruch nehmen, deutlich höher.

Afrika: 113 Millionen Dosen gefälschte Medikamente

In mehreren afrikanischen Ländern wurden innerhalb weniger Tage rund 113 Millionen Dosen von gefälschten und teilweise gefährlichen Arzneimitteln beschlagnahmt; ein Großteil davon in Benin, Tansania und der Demokratischen Republik Kongo. 14 Länder hatten sich an der Aktion „Biyela 2“ („Einkreisung 2“) beteiligt und die wichtigsten Häfen von Ost-, West- und Südafrika kontrolliert. Ein Großteil der gefälschten Medikamente – vor allem Schmerzmittel, Antiphlogistika und Antibiotika – kam laut Weltzollorganisation (WZO) aus Indien und China. In diesem Zusammenhang warnt die Weltzollorganisation vor einer „ständigen Zunahme“ des Handels mit gefälschten Arzneimitteln.

Enquetekommission fordert Ausbau der Palliativversorgung

Die Enquetekommission „Würde am Ende des Lebens“ will sich auf den flächendeckenden Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung in Österreich konzentrieren; die verfassungsrechtliche Verankerung des Sterbehilfeverbots rückt nach und nach in den Hintergrund. Unter den Parlamentsparteien herrsche „großer Konsens“, was das Ziel der Enquete anbelangt, so die Vorsitzende Gertrude Aubauer (ÖVP). Zwar sieht es bei der Bedarfsdeckung an Betten auf Palliativstationen mit 90 Prozent relativ gut aus. Bei stationären Hospizen werden aber doppelt so viele Betten benötigt wie derzeit vorhanden sind. Ein weiteres Ziel sei der Ausbau der Hospizeinrichtungen für derzeit rund 1.000 Kinder, die solche Dienste benötigen. Die Enquetekommission – erst kürzlich wurden zahlreiche Experten, darunter Ärzte und Juristen sowie die Vorsitzenden von Caritas und Diakonie, Michael Landau und Michael Chalupka, nominiert – will einen Finanzierungsplan für die Hospiz- und Palliativversorgung entwickeln.

Madrid: Tausende demonstrieren gegen Abtreibungen

Im Zuge der Debatte rund um das Abtreibungsgesetz in Spanien haben in Madrid erneut Tausende Aktivisten protestiert. Sie fordern von der konservativen Regierung unter Ministerpräsident Mariano Rajoy eine deutliche Verschärfung des Gesetzes. Das vom Kabinett verabschiedete Gesetz war Teil des Wahlprogramms, mit dem die Regierungspartei Partido Popular (PP) 2011 die absolute Mehrheit im Parlament erzielt hat. Das Gesetz wurde dem Parlament aber nie vorgelegt. Der vor neun Monaten beschlossene Entwurf sieht eine Abtreibung nur noch nach Vergewaltigungen oder bei einem gesundheitlichen Risiko für die Mutter vor. Fehlbildungen des Fötus wären demnach kein Abtreibungsgrund mehr. Außerdem benötigen Mädchen unter 18 Jahren die Zustimmung der Eltern. Medienberichte, denen zufolge die Regierung das Gesetzesvorhaben aufgegeben habe, wurden nicht dementiert. Derzeit sind in Spanien Abtreibungen generell bis zur 14. Schwangerschaftswoche erlaubt.

Kärnten: Betriebsversammlungen in Spitälern

Wegen der unerträglichen Arbeitsbelastung haben die Kärntner Spitalsärzte und Spitalsärztinnen in fünf Landeskrankenhäusern am Donnerstag, den 25. September, Betriebsversammlungen abgehalten. Die Ärzte fordern die Erhöhung des Grundgehalts nach dem Konzept „48/60“: Das Geld, das die Ärzte derzeit für eine 60-Stunden-Woche erhalten, wollen sie schon für eine 48-Stunden- Woche bekommen. Die Grundgehälter müssten dafür um 25 bis 30 Prozent steigen. Dazu der Präsident der Ärztekammer Kärnten, Josef Huber: „Das würde das Landesbudget mit zusätzlichen 30 Millionen Euro belasten.“ Im Zuge einer Novellierung des Krankenanstalten- Arbeitszeitgesetzes ist eine Reduktion der wöchentlichen Maximalarbeitszeit auf 48 Stunden vorgesehen mit einer Übergangsfrist bis 2021. Dennoch haben die Kabeg-Ärzte bei der Betriebsversammlung einstimmig beschlossen, die Übergangsmöglichkeit geschlossen nicht wahrzunehmen. Das bedeutet konkret: Wenn ab Jänner 2015 die rund 900 Kärntner Spitalsärzte nicht mehr als 48 Stunden arbeiten, fehlen allein am Klinikum Klagenfurt 75 Ärzte. Begrüßt werden diese Betriebsversammlungen vom Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte in der ÖÄK, Harald Mayer: „Die Kolleginnen und Kollegen stehen im Grunde stellvertretend für uns alle auf, um vor einem Versorgungs-Breakdown zu warnen. So geht es nicht mehr.“ Wenn sich das System nicht grundlegend ändere, seien Aktionen wie in Kärnten auch in anderen Bundesländern zu erwarten. In einer ersten Reaktion erklärte Kabeg-Vorstand Arnold Gabriel, dass es unmöglich sei, bis Jahresende 75 neue Ärzte anzustellen. Indessen gibt es von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), der in der Regierung für das Personalressort zuständig ist, ein Angebot für ein Gespräch mit den Spitalsärzten, an dem auch Gabriel und Landesgesundheitsrätin Beate Prettner (SPÖ) teilnehmen.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2014