ÖQMed: Kernkompetenz Qualität

25.02.2014 | Politik

Die Zahl kann sich sehen lassen: Insgesamt 27.411 Ordinationen wurden seit 2006 zertifiziert. Die ÖQMed zertifiziert nicht nur Ordinationen: Sie betreibt auch das nationale Fehlerberichts- und Lernsystem CIRSmedical.at.

Begonnen hat alles im Jahr 2005 mit der Gründung der ÖQMed, der Österreichischen Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in der Medizin GmbH, durch die Österreichische Ärztekammer. Ihre – laut Ärztegesetz vorgesehene – zentrale Aufgabe: die Evaluierung der Qualitätssicherung in den Ordinationen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Österreich.

Die rechtliche Grundlage dafür, die aufgrund § 118c Ärztegesetz 1998 zu erlassende Qualitätssicherungsverordnung 2006 wurde von der Vollversammlung der ÖÄK im Dezember 2005 beschlossen und vom Gesundheitsminister am 12. Jänner 2006 genehmigt. Schon drei Monate später startete der Probelauf in 300 urologischen Ordinationen österreichweit, bevor im Juni 2006 die planmäßige Evaluierung von 4.000 Ordinationen in Niederösterreich und Vorarlberg folgte. Ab diesem Zeitpunkt wurden in regelmäßigen Evaluierungswellen zwischen 3.000 und 4.000 Ordinationen pro Welle evaluiert.

Erste Ergebnisse

Die Ergebnisse des ersten Evaluierungszyklus von 2006 bis 2011: Insgesamt 20.289 Ordinationen wurden evaluiert und zertifiziert; in mehr als 1.200 Fällen wurden die Angaben der Selbstevaluierung durch Qualitätssicherungs-Beauftragte vor Ort überprüft; 19 Ärzte wurden beim Disziplinaranwalt der ÖÄK angezeigt; insgesamt 1.809 Ordinationen wurden von den ordinationsführenden Ärzten vor Beendigung der Evaluierung geschlossen.

Das von der ÖQMed ausgestellte Zertifikat ist bis zur nächsten Evaluierung gültig. Dieser zweite, große Evaluierungszyklus hat im Herbst 2012 – analog zur ersten Evaluierung – wieder in Niederösterreich und Vorarlberg begonnen; derzeit läuft sie im Burgenland, Kärnten und Tirol. Allerdings gibt es einige grundsätzliche Änderungen bei der Evaluierung aufgrund der neuen, seit 1. Jänner 2012 gültigen Qualitätssicherungsverordnung 2012. So umfasst beispielsweise der Fragebogen mittlerweile 91 Fragen. Zum Vergleich: Bei der ersten Evaluierung waren es ein Drittel weniger Fragen. Auch die Anzahl der stichprobenartigen Überprüfungen zur Selbstevaluierung der Ordinationen wurde mit sieben Prozent nahezu verdoppelt.

Neu ist auch, dass – sobald bei einem Kassenarzt ein Mangel festgestellt wird – dieser umgehend an die Krankenkasse gemeldet werden muss – ebenso dessen Behebung. Weitere Neuerungen sind zusätzliche Qualitätskriterien wie beispielsweise die Suchtmittelgebarung oder auch der Brandschutz, die schriftliche Dokumentationspflicht in Form eines Hygieneplans; wiederum muss insbesondere ein Notfallplan existieren und ein Fortbildungsdiplom oder eine dem Diplom entsprechende Fortbildung ist nachzuweisen.

Um einen Eindruck davon zu bekommen, mit welchem administrativen Aufwand eine Evaluierung verbunden ist, einige Zahlen aus dem ersten Evaluierungszyklus: Insgesamt wurden Vor-Ort-Besuche in 1.234 Ordinationen durchgeführt, 29.967 Briefe mit Passwörtern (auf Anfrage auch mehrfach) versendet; mehr als 8.000 Papierfragebögen, rund 1.600 Mängelbehebungsaufträge und rund 9.000 Mahnschreiben verschickt sowie 23.756 telefonische Anfragen von Ärzten in Zusammenhang mit der Ordinationsevaluierung beantwortet, 25 Schulungsveranstaltungen für Qualitätssicherungsbeauftragte durchgeführt und 74 Informationsveranstaltungen für Ärzte abgehalten.

Darüber hinaus hat die ÖQMed auch die sanitäre Aufsicht in Ambulatorien inne, wenn diesbezüglich ein Vertrag abgeschlossen wird. Bekanntlich können nicht bettenführende Krankenanstalten seit 2012 wählen, ob die sanitäre Aufsicht von Amtsärzten oder von der ÖQMed durchführen lassen. Derzeit haben 34 Ambulatorien einen Vertrag mit der ÖQMed.

CIRS: mehr als 60.000 Zugriffe

Ein anderer zentraler Tätigkeitsbereich der ÖQMed ist CIRS medical.at (Critical Incident Reporting System). Dieses österreichweite Fehlerberichts- und Lernsystem wurde im November 2009 implementiert; eingeführt wurde es auf Initiative der ÖÄK mit Beteiligung des Gesundheitsministeriums. Der überwiegende Teil der Beiträge – hier geht es vor allem um Beinahe-Fehler und Beinahe-Zwischenfälle – stammt von Ärzten. Die einlangenden Berichte werden anonymisiert und einer ersten inhaltlichen Prüfung durch Experten unterzogen. Die Veröffentlichung auf der Homepage erfolgt erst, wenn der Bericht – gegebenenfalls mit einem Expertenkommentar – vom Bundesinstitut für Qualität im Gesundheitswesen (BIQG) freigegeben wird. Seit seiner Einführung wurde mehr als 60.000 Mal auf die Homepage www.cirsmedical.at zugegriffen. Der von Seiten des Gesundheitsministeriums beauftragte Evaluierungsbericht fiel sehr positiv aus. Das nationale CIRSmedical.at wird derzeit ausschließlich aus Mitteln der ÖÄK finanziert.

Übrigens: Die ÖQMed zertifiziert nicht nur. Sie hat sich selbst auch einer Prüfung unterzogen und wurde 2009 vom TÜV (Technischer Überwachungs-Verein) nach der ISO-Norm 9001 zertifiziert.
AM

Tipp: www.oeqmed.at; www.cirsmedical.at

Qualitätskriterien für niedergelassene Ärzte*

  • Patientenversorgung – Erreichbarkeit
  • Räumlichkeiten
  • Brandschutz und Sicherheit der Arbeitsplätze
  • Hygiene
  • Notfallvorsorge
  • Arzneimittelverfügbarkeit und Arzneimittelqualität
  • Suchtgiftbezug, Suchtgiftgebarung, Suchtgiftdokumentation
  • Medizinisches Verbrauchsmaterial
  • Apparative Ausstattung
  • Standard für fachliche Qualifikation
  • Ringversuch
  • Fachliche Qualifikation
  • Mitarbeitereinsatz
  • Patientenhistorie und Dokumentation
  • Befundverwaltung und Befundweiterleitung
  • Patientenkommunikation und Patientenaufklärung
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit
  • Interne Kommunikation
  • Unerwünschte Ereignisse/Patientensicherheit
  • Beschwerdemanagement

*Themenbereiche, die im Zuge der Selbstevaluierung abgefragt werden

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2014