Karl Landsteiner Gesellschaft: „Forscher halten und motivieren“

25.09.2014 | Politik

Wenn auch die Karl Landsteiner Gesellschaft zehn Jahre nach ihrer Gründung mittlerweile als mittelgroße Forschungsinstitution gut etabliert ist, will man künftig deren Tätigkeiten offensiver und breiter kommunizieren. Engagierte Forscher will man so halten und motivieren.
Von Marion Huber

„Anwendungs- und patientenorientiert, praxisnah und außeruniversitär“ – so definiert Univ. Prof. Bernhard Schwarz, Präsident der Karl Landsteiner Gesellschaft, die Ansprüche der Gesellschaft an ihre Forschungstätigkeit.

Vor nunmehr zehn Jahren wurde die Gesellschaft gegründet, „um Primarärzten die Möglichkeit zu geben, sich neben ihrer täglichen Arbeit aktiv dem Thema Forschung zu widmen“, so Schwarz. Damals hatte die Ludwig Boltzmann Gesellschaft im Zuge einer Reorganisation kleinere, berufsbegleitende Forschungsinstitute in Niederösterreich geschlossen, erzählt Prof. Robert Fischer. Gemeinsam mit dem Chirurgen Univ. Prof. Georg Salem und dem ehemaligen Präsidenten der Ärztekammer für Niederösterreich, Gerhard Weintögl, wollte man die Lücke durch eine neue Gesellschaft schließen – die Karl Landsteiner Gesellschaft war geboren. Auch heute ist die Nachfrage ungebrochen, so Fischer weiter: „Das Wachstum der Gesellschaft ist ein Beweis dafür, dass das Angebot wirklich gebraucht wird.“

Mittlerweile gehören dem gemeinnützigen Verein 58 eigenständige Institute an. Dass die Gesellschaft quantitativ ständig wächst, sei dabei nicht Zielsetzung, sondern „ergibt sich einfach“, wie Schwarz sagt. Und weiter: „Der Fokus liegt für uns eindeutig auf der Qualität.“ Es gibt ein einheitliches, striktes Controlling über alle Institute. Für jeweils drei Jahre muss ein Zielkatalog erstellt werden, dessen Erreichung von externen Gutachtern evaluiert wird. Sind Forschungsvorhaben nicht so Erfolg-versprechend wie erwartet, werden Institute auch geschlossen. Dadurch ergibt sich automatisch ein „Turn-over“. Will man ein neues Institut gründen, müssen drei Hauptkriterien erfüllt sein: Forschungsvorhaben und Konzept müssen vorliegen; die Forschungsexpertise muss nachgewiesen werden und die Mittelaufbringung gesichert sein.

Für einen geringen finanziellen Beitrag wird den Instituten dann die administrative und steuerliche Abwicklung abgenommen und Rechtssicherheit geboten. „Wir haben eine schlanke Organisation, kurze Wege und ein vertrauensvolles Miteinander“, unterstreicht Schwarz. Durch die Rahmenstruktur sind auch der Kontakt und der Gedankenaustausch mit einem größeren Netzwerk von Forschern und forschenden Einrichtungen gegeben. Was sich Fischer dahingehend wünscht: Dass die Karl Landsteiner Gesellschaft vonseiten der Krankenanstaltenträger „nicht nur toleriert sondern mehr gefördert wird“. Dann könnten 100 Prozent der Finanzmittel in die Forschung fließen und der Beitrag für die Administration entfallen.

In Niederösterreich gegründet – mit Sitz in St. Pölten – liegt es nahe, dass sich die Tätigkeit bislang auf Niederösterreich und Wien konzentrierte. Das soll sich nun ändern, wie Schwarz betont: „Wir wollen uns langsam in die anderen Bundesländer ausbreiten und dort Kooperationspartner finden.“ Begonnen habe die Entwicklung mit Instituten in Klagenfurt und Linz schon; es sollen aber vermehrt „gute Leute“ aus anderen Bundesländern an Bord geholt werden. Verbreitern will sich die Karl Landsteiner Gesellschaft auch über Berufsgruppen hinweg: Als „Forschungsgesellschaft der Gesundheitswissenschaften“ will man künftig auch für alle nicht-ärztlichen Gesundheitsberufe offen sein. Positionieren will sich die Karl Landsteiner Gesellschaft verstärkt auch in der Gesundheitspolitik; Plattformen dazu bieten die Diskussions- Veranstaltungen im Rahmen des „Gesundheitspolitischen Forums“ sowie der „Zukunft Gesundheit“.

Zwar sei die Karl Landsteiner Gesellschaft mittlerweile als mittelgroße Forschungsinstitution gut etabliert, im „großen Wettstreit“ müsse man die Tätigkeiten aber offensiver und breiter kommunizieren, nennt Schwarz ein weiteres Ziel: „Wir wollen die Leute an Bord halten und motivieren.“

Tipp:

www.karl-landsteiner.at

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 / 25.09.2014