Brustkrebsfrüherkennungsprogramm: Zuweisung auch durch Ärzte

25.04.2014 | Politik

Unterstützung für die Forderung der ÖÄK nach der Ausweitung der Zuweisung zum Brustkrebsfrüherkennungsprogramm durch Ärzte gibt es nun sowohl von führenden Politikerinnen als auch von der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Erste Verbesserungsmaßnahmen sind bereits erfolgt.

Es sind gleich drei führende ÖVP-Politikerinnen, die sich besorgt über die Teilnahmeraten am Brustkrebsfrüherkennungsprogramm zeigen: Innenministerin Johanna Mikl-Leitner – sie ist auch ÖAAB-Bundesobfrau -, Familienministerin Sophie Karmasin und Dorothea Schittenhelm, Bundesleiterin der ÖVP-Frauen. Von einer „alarmierenden Situation“ spricht etwa Mikl-Leitner. Und weiter: „Das neue System des Einladungsschreibens nehmen nur fünf bis zehn Prozent der Frauen an.“ Karmasin wiederum ruft die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen generell in Erinnerung, wenn sie meint, dass „Vorsorge heutzutage ein fixer Bestandteil eines modernen Lebensstils ist“. Noch schärfer formuliert es Schittenhelm: „Aus dem neu eingeführten Brustkrebs-Vorsorgeprogramm mit dem gut gemeinten Ziel der Früherkennung wurde ein Sparprogramm gemacht.“ Gemeinsam appellieren die drei Politikerinnen nun an Gesundheitsminister Alois Stöger, das neu eingeführte System zu evaluieren. Auch fordern sie den Umstieg auf ein duales System, in dem zusätzlich zum zentralen Einladungssystem auch Überweisungen durch Ärzte möglich sind.

Dass der „ärztliche Rat und das ärztliche Gespräch für die Patientinnen von größerer Bedeutung sind als eine anonyme, schriftliche Einladung“ ist einer der zentralen Gründe, wieso das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm mit erheblichen Startschwierigkeiten kämpft. So jedenfalls lautet die Analyse des Bundeskurienobmanns der niedergelassenen Ärzte in der ÖÄK, Johannes Steinhart. Die Umstellung der Brustkrebsfrüherkennung auf ein Einladungssystem bringe „eindeutig nicht die gewünschten Ergebnisse“. Das sei „alarmierend“ – findet auch Steinhart. Und weiter: „Da muss man sich schon die Frage stellen, ob man das gewünschte Ziel, nämlich Frauen, die noch nie bei einer Mammographie waren, dadurch erreichen kann, wenn man nicht einmal die Zielgruppe, die es gewohnt war, auf Überweisung durch ihren Gynäkologen oder Hausarzt zur Mammographie zu gehen, schafft.“ Eine völlige Abkehr vom jetzigen System sei deswegen nicht notwendig. Für ihn, Steinhart, gehe es viel mehr um eine Ausweitung. „Die direkte Überweisung durch einen niedergelassenen Arzt sollte wieder möglich sein.“ Für die abwartende Haltung von Gesundheitsminister Alois Stöger – er will die Ergebnisse der ersten drei Quartale abwarten – zeigt der Kurienobmann der Niedergelassenen Ärzte nur bedingt Verständnis: „Spätestens im Juli sollten wir eine Lösung haben, und zwar eine, die auch praktikabel ist.“

Dass mit der Möglichkeit der Zuweisung durch Ärzte zur Mammographie „die erheblichen Schwächen“ des derzeitigen Programms beseitigt werden könnten, davon ist auch ÖÄK-Präsident Artur Wechselberger überzeugt. Er bezeichnet die staatliche Initiative „als sinnvolle Ergänzung“ der bisherigen Praxis der Überweisung durch niedergelassene Ärzte. Wechselberger weiter: „Es wäre schade, wenn eine an sich gute Idee in den Verdacht gerät, die Kosten für Krebsprävention möglichst niedrig zu halten, indem große Teile der Bevölkerung zu wenig motiviert oder gar ausgeschlossen werden.“

Für den Obmann der Bundesfachgruppe Gynäkologie in der ÖÄK, Thomas Fiedler, hat das Programm „seine Zielsetzung verfehlt“ und müsse deswegen nachjustiert werden. Das Mammascreening grenze jene Frauen aus, die nicht in das Altersschema passen würden, aber einen guten Grund hätten – etwa ein Mammakarzinom in der Familie – um eine Mammographie zu machen.

Dass als Sofortmaßnahme die ärztliche Zuweisung zur Mammographie weiterhin ermöglicht werden sollte, dafür spricht sich auch die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (ÖGGG) aus. In einer schriftlichen Stellungnahme hält die ÖGGG fest, dass „die Einladungsbriefe, die von Politikern unterschrieben werden, als wichtige Information nicht erkennbar sind und vielmehr als Werbepost oder gar als politische Propaganda falsch verstanden werden“. In diesem System würden die bisherigen Vertrauensärzte „bewusst exkludiert“. Und weiter: „In medizinischen Belangen vertrauen die Frauen allerdings mehr den Empfehlungen der Ärztinnen und Ärzte und wahrscheinlich weniger den Politikern.“

Die ersten Adaptierungen

Erste Adaptierungen beim Brustkrebsfrüherkennungsprogramm
sind bereits erfolgt, wie etwa:

  • Aufdruck des Logos der Aktion auf dem Kuvert, mit dem die Einladung verschickt wird;
  • alle Frauen, die noch eine Einladung ohne Logo auf dem Kuvert erhalten haben, bekommen ein Erinnerungsschreiben;
  • Einladungen – sie werden nach Jahrgängen gestaffelt ausgeschickt – werden vorgezogen. So erhalten etwa jene Frauen, die erst im Dezember 2014 eingeladen worden wären, bereits im September die Einladung.
  • Ein via Hotline (0800 500 181) angefordertes Einladungsschreiben soll künftig in weniger als sechs bis acht Wochen übermittelt werden.

In Tirol ist es indes möglich, bis Ende des zweiten Quartals 2014 auch eine ärztliche Vorsorge-Zuweisung auszustellen. Wenn sich auch bis dahin die Quote nicht bessert – in Tirol ist die Mammographierate um rund 25 Prozent zurückgegangen -, wird diese Übergangslösung verlängert.
AM

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 8 / 25.04.2014

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