Menopausekongress 2014: Über 40 und schwanger?

25.11.2014 | Medizin

Die Anzahl an späten Schwangerschaften ist im Steigen. Dementsprechend sind Reproduktion und IVF einige der Themen des heurigen Menopause- Kongresses Mitte Dezember in Wien. Weitere Schwerpunktthemen: Anti-Aging und Prävention.Von Verena Isak

„Wir haben das Datum so gewählt, dass es nicht zu Überschneidungen mit anderen Kongressen, wie etwa dem World Cancer Congress in Paris oder dem Anti-Aging Kongress in Las Vegas kommt, aber den Kongress dennoch in der Vorweihnachtszeit veranstalten“, erklärt Univ. Prof. Wolfgang Clementi, einer der Organisatoren des Menopause-Kongresses.

Schwerpunktthemen in diesem Jahr sind unter anderem Anti-Aging und Prävention. „Mit der steigenden Lebenserwartung und der damit verbundenen demographischen Entwicklung der Bevölkerung von einer Pyramide zu einer Säule stellen sich neue Herausforderungen. Wir wollen den Austausch von arrivierten und jungen Kollegen bei dieser Thematik durch diesen Kongress fördern“, sagt Clementi.

Reproduktion und IVF sind weitere große Themenbereiche – auch mit einem besonderen Fokus auf ältere Schwangere. „Während bei Spontanschwangerschaften und IVF oder ICSI das Risiko für Frühgeburten, Gestationsdiabetes und Präeklampsie allein am Alter liegt, ist die Rate von Frauen mit Eizellspenden durch eben diese zusätzlich zum Alter erhöht“, sagt Univ. Prof. Martin Langer von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde amWiener AKH. Seine Vermutung: „Wahrscheinlich liegt dieser höheren Rate ein immunologischer Prozess zugrunde, dessen Mechanismus aber noch nicht geklärt ist.“ Das ist eines der Ergebnisse der Studie „Schwangerschaft bei Frauen über 40 Jahren – Eizellspende, IVF/ICSI und die spontane Konzeption im Vergleich“, deren Ergebnisse Langer beim Kongress präsentieren wird. Eizellspenden sind zwar in Österreich verboten, doch viele Patientinnen fahren dafür ins nahegelegene Ausland, wo eine solche Vorgangsweise möglich ist.

Frauen mit Eizellspende älter

Außerdem waren die Frauen in der Gruppe derjenigen, die eine Eizellspende erhalten hatten, älter als die Teilnehmerinnen in den beiden anderen; die älteste war knapp 60 Jahre. Eine Schwangerschaft an sich stellt schon eine Belastung für das Herz-Kreislauf-System dar. Bei Älteren – vor allem über 50-Jährigen – ist der Körper teilweise nicht imstande, die Belastung zu tolerieren. „Zwei unserer Patientinnen erkrankten an einer postpartalen Kardiomyopathie. Sie überlebten zwar beide, aber es gab doch eine heikle Phase“, erzählt Langer. Besonders hoch ist das Risiko für eine postpartale Kardiomyopathie bei Frauen über 45, die eine Eizellspende erhalten haben und mit Mehrlingen schwanger seien, so Langer.

Verurteilen möchte er die Eizellspende dennoch nicht: „Für Frauen, die mit etwa 38 bis 40 Jahren schon im Wechsel sind, deren Eierstöcke entfernt wurden oder die vielfache erfolglose IVFVersuche mit eigenen Eizellen hinter sich haben, ist eine Eizellspende indiziert.“ Ein Vorteil der Eizellspende im Vergleich zu einer spontanen Konzeption oder einer IVF/ ICSI liegt außerdem darin, dass ein geringeres Risiko für genetische Erkrankungen wie etwa das Down-Syndrom besteht, da die Eizellspenderinnen durchschnittlich rund 25 Jahre alt sind.

Mit einem anderen Aspekt von IVF – mit den Risken für Mutter und Kind – hat sich Priv. Doz. Andrea Weghofer von der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am AKH Wien befasst. Neben den bereits bekannten Risiken von IVF wie einer höheren Rate an Frühgeburten und Mehrlingsschwangerschaften untersuchte sie die Auswirkungen und Risiken von Gonadotropinen auf die Entstehung von Karzinomen. „Die Infertilität an sich ist ein Risikofaktor für Endometrium- und Ovarialkarzinome, nicht jedoch die Medikamente”, berichtet Weghofer. So ist das Risiko für ein Endometriumkarzinom bei idiopathischer Infertilität um das Vierfache, für ein Ovarialkarzinom um das 2,6-Fache erhöht. Auch Patientinnen, die aufgrund ihres Übergewichts unfruchtbar sind, erkranken bis zu vier Mal häufiger an einem Endometriumkarzinom. Infertilität ist außerdem ein Risikofaktor für Fehlbildungen. „Vor allem bei männlicher Unfruchtbarkeit kann es zu urogenitalen Fehlbildungen kommen.” Wichtig sei, so Weghofer weiter, bei unfruchtbaren Patientinnen bei der Differentialdiagnose auch Krebs auszuschließen.

Details zum Kongress

11. bis 13. Dezember 2014

Wien, Hotel InterContinental

10. Dezember 2014: „State of the Art“-Fortbildung Gynäkologie

Wien, Billrothhaus

Fortbildung: 40 DFP-Punkte

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2014