neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

15.08.2014 | Medizin


Schnell­test für inva­sive Mykosen

Mit einem neuen Schnell­test kön­nen inva­sive Myko­sen inner­halb von weni­gen Stun­den prä­zise nach­ge­wie­sen wer­den. Das von Flo­rian Prül­ler von der Med­uni Graz ent­wi­ckelte Ver­fah­ren beruht auf dem Plasma des Pfeil­schwanz­kreb­ses: Kommt es mit der Pilz­zell­wand in Berüh­rung, gerin­nen die Eiweiß­mo­le­küle. Ein­zi­ger Nach­teil: Es kann nicht zwi­schen unter­schied­li­chen Pilz­in­fek­tio­nen unter­schie­den wer­den.
APA


Folie schützt vor noso­ko­mia­len Infektionen

Eine Bak­te­rien-undurch­läs­sige Folie kann bei Ope­ra­tio­nen vor noso­ko­mia­len Infek­tio­nen schüt­zen, wie For­scher des Kli­ni­kum rechts der Isar der TU Mün­chen berich­ten. In einer Stu­die mit 600 Pati­en­ten tra­ten mit Folie 35 Pro­zent weni­ger Wund­in­fek­tio­nen auf als mit Bauch­tü­chern, vor allem bei Ein­grif­fen an Dick- und Mast­darm. In Deutsch­land gibt es jähr­lich bis zu 200.000 Wund­in­fek­tio­nen. APA/​Annals of Surgery

AKH Wien: erst­mals Blut­pumpe mit „Puls“

Welt­weit erst­mals wurde an der Abtei­lung für Herz­chir­ur­gie des AKH Wien im Juni die­ses Jah­res einer Pati­en­tin eine neu­ar­tige, minia­tu­ri­sierte Blut­pumpe (Tho­ra­tec Heart­mate III LVAD) implan­tiert. Das Neue: sie erzeugt nicht, wie andere Modelle, einen kon­ti­nu­ier­li­chen Blut­fluss, son­dern einen künst­li­chen Puls. Das soll die Neben­wir­kun­gen redu­zie­ren und eine Alter­na­tive zur Herz­trans­plan­ta­tion dar­stel­len.
APA

HIV: „geheil­tes“ Baby wie­der in Behandlung

Bei dem als geheilt geglaub­ten „Mis­sis­sippi- Baby“ in den USA wur­den nach zwei Jah­ren ohne Medi­ka­mente, in denen keine HI-Viren nach­weis­bar waren, nun wie­der Erre­ger fest­ge­stellt. Gleich nach der Geburt wurde das nun vier­jäh­rige Mäd­chen mit drei Medi­ka­men­ten behan­delt; bald waren kaum Viren nach­weis­bar. Nun soll geklärt wer­den, warum das Kind so lange HIV-frei blieb.
APA

Zell­ver­jün­gung: Stu­die zurückgezogen

Nach dem Skan­dal um eine Stu­die zur Zell-Ver­jün­gung mit Zitro­nen­säure hat die bri­ti­sche Zeit­schrift „Nature“ diese nun zurück­ge­zo­gen. Eine Unter­su­chung hatte erge­ben, dass die im Jän­ner 2014 erschie­ne­nen Arti­kel zu den Expe­ri­men­ten feh­ler­hafte Daten ent­hiel­ten. Sämt­li­che Autoren distan­zier­ten sich nun von den Resul­ta­ten. Ein For­scher­team um Erst­au­torin Haruko Obo­kata aus Japan sowie For­schern aus den USA hat­ten damals berich­tet, unter ande­rem Zel­len von neu­ge­bo­re­nen Mäu­sen, die mit Zitro­nen­säure ver­setzt wur­den, in einen embryo­na­len Zustand zurück­ver­setzt zu haben. Obo­kata war vom renom­mier­ten japa­ni­schen Riken-Insti­tut aber bald dar­auf beschul­digt wor­den, Teile der Zell­stu­die mani­pu­liert zu haben. Obwohl sie die Vor­würfe zunächst zurück­ge­wie­sen hatte, lis­ten nun alle betei­lig­ten For­scher in einer Mit­tei­lung an „Nature“ die Irr­tü­mer in den Arbei­ten auf und hal­ten es für „ange­mes­sen, beide Arti­kel zurück­zu­zie­hen“.
APA

Immun­zel­len: Schutz durch Tarnkappe

Weil Immun­zel­len sich mit einer Tarn­kappe schüt­zen, wer­den sie von Kil­ler­zel­len nicht atta­ckiert, obwohl sie ähn­li­che „Stress­merk­male“ haben wie befal­lene Zel­len. Das haben For­scher um Annette Oxe­nius von der ETH Zürich in einem Tier­ver­such mit Mäu­sen und zwei Modell­vi­ren her­aus­ge­fun­den. Gesunde T‑Zellen erken­nen Typ 1‑Interferon; sie tra­gen ähn­li­che „Stress­merk­male“ wie befal­lene Zel­len. Typ-1-Inter­fe­ron bin­det laut den Wis­sen­schaf­tern an bestimmte Stel­len auf der Ober­flä­che der T‑Zellen, kaschiert die „Stress­merk­male“ und wirkt wie eine Tarn­kappe, die sie für Kil­ler­zel­len unsicht­bar macht. Fehlt den Mäu­sen die Andock­stelle für Typ-1-Inter­fe­ron, eli­mi­nie­ren die Kil­ler­zel­len nicht nur virus­in­fi­zierte, son­dern auch gesunde T‑Zellen. Noch ist unklar, ob bei Men­schen der glei­che Mecha­nis­mus exis­tiert. Die For­scher wol­len unter­su­chen, ob die Vor­gänge bei Auto­im­mun­pro­ble­men und chro­nisch mikro­biel­len Infek­tio­nen eine Rolle spie­len.
APA/​Immunity

Nach Insult: gelähmte Rat­ten ler­nen greifen

Durch Reha-Trai­ning und einen Ner­ven­wachs­tums-Wirk­stoff haben Rat­ten, die nach einem Insult gelähmt waren, wie­der grei­fen gelernt. For­scher der ETH und Uni­ver­si­tät Zürich um Mar­tin Schwab haben bei Rat­ten Insulte aus­ge­löst, die ins­be­son­dere Bewe­gungs­areale schä­dig­ten und sie halb­sei­tig lähm­ten. Als The­ra­pie erhiel­ten sie Anti­kör­per, die Nogo-Pro­te­ine blo­ckie­ren. Nogo hemmt das Wachs­tum von Ner­ven­fa­sern; wer­den sie blo­ckiert, begin­nen Ner­ven­fa­sern in ver­letz­ten Berei­chen wie­der zu wach­sen. Zusätz­lich mit den Anti­kör­pern wurde ent­we­der zeit­gleich oder nach der Medi­ka­men­ten­gabe ein phy­si­sches Trai­ning ein­ge­lei­tet. Maß­geb­lich ist der zeit­li­che Ablauf: Jene Tiere, bei denen das Trai­ning erst nach der Anti­kör­per-Gabe begann, erlang­ten 85 Pro­zent ihrer moto­ri­schen Fähig­kei­ten wie­der. Bei gleich­zei­ti­ger Anwen­dung waren es nur 15 Pro­zent. Über­rascht zeig­ten sich auch die For­scher. Schwab etwa erklärte: „So eine fast voll­stän­dige Erho­lung wurde bei einem der­art gro­ßen Schlag­an­fall noch nie erzielt.“ Noch in die­sem Jahr wol­len die For­scher die Kom­bi­na­ti­ons­the­ra­pie an Schlag­an­fall-Pati­en­ten tes­ten.
APA/​Science


Test erkennt Mehrfachresistenzen

Mit einem neuen Test kön­nen Mehr­fach­re­sis­ten­zen gegen Breit­band-Anti­bio­tika beim Spi­tals­keim Aci­n­et­o­bac­ter bau­man­nii nach­ge­wie­sen wer­den. For­scher der Uni­ver­si­tät Frei­burg sowie der fran­zö­si­schen For­schungs­ein­rich­tung INSERM haben zusam­men ein Ver­fah­ren ent­wi­ckelt, das die Akti­vi­tät von Car­ba­pe­n­e­mase nach­weist. Die­ser Pro­zess ist mit der Mehr­fach­re­sis­tenz gegen Anti­bio­tika asso­zi­iert. Der Nach­weis liege nach nur zwei Stun­den vor und gelingt sowohl an iso­lier­ten Bak­te­rien als auch direkt am Infek­ti­ons­herd. Sen­si­ti­vi­tät und Spe­zi­fi­tät des „Car­bA­ci­n­eto NP-Tests“ lie­gen bei fast 100 Pro­zent. Das Ver­fah­ren ist über­dies kos­ten­güns­tig und kann in Spi­tä­lern die Aus­brei­tung von mehr­fach­re­sis­ten­ten Kei­men hem­men, so die For­scher.
Med­Uni Wien/​Journal of Cli­ni­cal Microbiology

Schim­mel­pilz macht Stroh zu Süßstoff

For­scher der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien (TU Wien) haben einen Schim­mel­pilz so ver­än­dert, dass er aus Stroh den Süß­stoff Ery­thri­tol erzeugt. Die­ser ist kalo­rien­frei, beein­flusst den Blut­zu­cker­spie­gel nicht und wirkt nicht abfüh­rend; seine Süß­kraft beträgt 70 bis 80 Pro­zent der­je­ni­gen von Zucker. Welt­weit wer­den der­zeit jähr­lich 23.000 Ton­nen Ery­thri­tol pro­du­ziert. Bis­her war die Her­stel­lung kom­pli­ziert: Die Zell­wände von Stroh muss­ten auf­ge­bro­chen, mit teu­ren Enzy­men auf­ge­schlos­sen und in Zucker zer­legt wer­den, bevor der Süß­stoff mit Hilfe von spe­zi­el­len Hefe­stäm­men her­ge­stellt wer­den konnte. Die Enzyme wer­den durch den Schim­mel­pilz Tricho­derma reesei gewon­nen. Die­sen haben die For­scher gene­tisch ver­än­dert, sodass er direkt auf das vor­auf­ge­schlos­sene Stroh auf­ge­bracht wer­den kann. Auf Zwi­schen­schritte mit Zucker­lö­sung und Hefe kann damit ver­zich­tet wer­den. Ein ent­spre­chen­des Patent der TU wurde bereits von einer Gra­zer Firma auf­ge­grif­fen; das Ver­fah­ren soll für den indus­tri­el­len Ein­satz vor­be­rei­tet wer­den. APA/​AMB Express

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 15–16 /​15.08.2014