neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

25.05.2014 | Medizin

Elektrostimulation gegen Refluxösophagitis

Mithilfe eines neuen Verfahrens, der Elektrostimulation, könnte künftig die Refluxösophagitis behandelt werden. Ein Team um den Kölner Chirurgen Ernst Eypasch hat erstmals die Methode untersucht, bei welcher der untere Ösophagus-Sphincter über zwei Elektroden stimuliert werden soll. Diese werden in den Ausgang der Speiseröhre implantiert und über ein Kabel mit einer Steuerungseinheit, die wiederum im Oberbauch eingesetzt wird, verbunden. Die meisten Patienten können dann auf PPIs verzichten. „Die ersten Ergebnisse an 60 Patienten sechs Monate bis zwei Jahre nach dem Eingriff lassen sich mit denen herkömmlicher Anti-Reflux-Operationen vergleichen“, so Eypasch. In Österreich wird der Einsatz dieser Methode derzeit vorbereitet.
APA/European Surgery


Hepatitis C: neue Kombinationstherapie wirkt besser

Eine neue Kombinationstherapie bringt bei Hepatitis C bessere Heilungserfolge bei geringeren Nebenwirkungen. Das ergab die aktuelle „PEARL“-Studie eines internationalen Teams um Erstautor Univ. Prof. Peter Ferenci von der Universitätsklinik für Innere Medizin II der Medizinischen Universität Wien. „Bereits nach zwölf Wochen haben wir eine fast 100-prozentige Heilungsrate mit dieser neuen, nebenwirkungsfreien Therapie erzielt“, berichtet Ferenci. Bei 419 Probanden mit chronischer Hepatitis C im frühen Stadium war die neue Therapie der bisherigen Behandlung überlegen. Bislang mussten Patienten bis zu 18 Monate mit Ribavirin und Interferon Alpha behandelt werden – mit erheblichen Nebenwirkungen. Die neue Therapie sieht den kombinierten Einsatz des Proteasehemmers ABT-450r, des NS5A-Hemmers Ombitasvir und des Polymerasehemmers Dasabuvir – mit drei Tabletten täglich – vor.
APA/NEJM

Neu: Medikament gegen Masern

Mit einer Tablette könnten künftig Masern behandelt und die Ausbreitung verhindert werden. Im Tierversuch überlebten alle mit dem Hundestaupevirus (ähnlich dem Masernvirus) infizierten und behandelten Frettchen und wurden immunisiert. Vor der Anwendung am Menschen sind weitere Forschungen nötig. Das Medikament ersetzt jedoch die Masern-Impfung nicht.
APA/Science Translational Medicine

Frühe Parkinson-Diagnose durch Hautprobe

Würzburger Forscher hatten bei einer Studie mit 31 Parkinson-Patienten und einer gesunden Vergleichsgruppe festgestellt, dass sich das Protein Alpha-Synuclein in Nervenfasern der Haut ablagert. Allerdings konnte dies nur bei der Hälfte der Patienten und nur nach mehreren Biopsien nachgewiesen werden. Möglicherweise könnte Parkinson künftig schon frühzeitig diagnostiziert werden.
APA/Acta Neuropathologica


Körperfett-Messung durch Ultraschall

Eine Methode zur nicht-invasiven Messung der Dicke von Fettschichten auf den Zehntelmillimeter genau haben Forscher um den Biophysiker Wolfram Müller von der Medizinischen Universität Graz herausgefunden. Ultraschall wird ins Gewebe eingestrahlt und reflektiert; ein spezielles Computerprogramm misst die Schichtdicken des subkutanen Fettgewebes.
APA


China: erster Toter durch neues Vogelgrippevirus

In China ist erstmals ein Mensch am neuen Vogelgrippe-Virus H5N6 gestorben. Das Virus ist laut Gesundheitsbehörden bei einem 49-Jährigen, der Kontakt zu totem Geflügel gehabt hatte, nachgewiesen worden. Die Experten gehen von einem Einzelfall aus; das Risiko für weitere Infektionen sei gering. Seit dem ersten Auftreten des H5N1-Virus 2003 sind mehr als 360 Menschen gestorben.
APA


Galanin dämpft Angstgefühle

Das Neuropeptid Galanin kann Angstgefühle dämpfen, wie Forscher um Barbara Kofler von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg herausfanden. In Untersuchungen an Mäusen stellten sie fest, dass das Fehlen einer der drei Galanin-Rezeptoren (GAL3) bei den Tieren Angst auslöste. Umgekehrt bedeute dies, dass Galanin Angstgefühle dämpfen kann. Nun suchen die Wissenschafter nach Substanzen, die diese Regelkreise beeinflussen können – einerseits solche, die stabiler sind als Neuropeptide, und andererseits Substanzen, die nur an den GAL3-Rezeptor binden. So könnten Nebenwirkungen gering gehalten werden, so Kofler. Angsterkrankungen treten bei etwa 13 Prozent aller Erwachsenen auf; laut Aussagen der Studienleiterin noch häufiger bei Jugendlichen.
APA/Pnas

Typ 2-Diabetes: Stillen reduziert Risiko

Stillende Frauen haben ein um 40 Prozent geringeres Risiko, an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken, als jene Frauen, die nicht gestillt haben. Das ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE), bei der die Daten von mehr als 1.260 Müttern aus einer Langzeitstudie von 1994 bis 2005 ausgewertet wurden. Dabei wurden Fragebögen zu Stilldauer und Lebensstil sowie die Körpermaße und Blutproben analysiert. Es zeigte sich, dass Frauen, die lange gestillt haben, im Schnitt niedrigere Blutfettwerte und höhere Adiponectin-Spiegel haben. „Dies spräche dafür, dass Stillen sowohl das Körpergewicht als auch die Stoffwechsellage des Körpers verbessert. Diese wiederum verringert das Risiko der stillenden Mütter für Typ-2-Diabetes“, so Studienleiter Matthias Schulze. Der Zusammenhang gelte unabhängig von sozialem Status und Lebensstil.
APA/Diabetologia

Kolonkarzinom: Biomarker zeigt Rezidiv-Risiko

Ein Biomarker könnte künftig jene Patienten identifizieren, die ein erhöhtes Rezidiv-Risiko nach einem Kolonkarzinom haben. Forscher um Univ. Prof. Hellmut Samonigg von der Klinischen Abteilung für Onkologie der Medizinischen Universität Graz haben Gewebeproben von 742 Patienten auf Genvarianten dreier verdächtiger Signalwege untersucht. Sie fanden heraus, dass bei einer bestimmten Variante im Gen GLI1 bei homozygotem Vorliegen eine verkürzte Zeit bis zum Rezidiv vorlag. „Die mutierte Variante beeinflusst den Hedgehog-Signalweg, der die Mobilität der Krebszellen steuert“, so Co-Autor Armin Gerger. Ein weiteres Ergebnis: Genau diese Patienten profitierten außerdem nicht von einer zusätzlichen Chemotherapie. Die Forscher vermuten, dass die Mutation eine mögliche Resistenz gegen die vorbeugende Chemotherapie voraussagen könnte. Weitere Studien sollen nun zeigen, ob der Biomarker für den klinischen Einsatz geeignet ist.
APA/Clinical Cancer Research

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2014