Neueröffnung Winterpalais: Wien feiert Prinz Eugen

10.11.2013 | Spektrum

Als verarmter Flüchtling an den Habsburger Hof gekommen, machte sich Prinz Eugen von Savoyen rasch als Feldherr, Diplomat und Kunstsammler einen Namen. Seinen 350. Geburtstag feiert Wien, indem erstmals das Winterpalais öffentlich zugängig gemacht wird sowie mit zwei Sonderausstellungen. Von Barbara Wakolbinger

Nach elf Jahren im kaiserlichen Dienst der Habsburger hatte Prinz Eugen von Savoyen endlich genügend Geld, um sich ein Gebäude in der Wiener Innenstadt leisten zu können. Er suchte jedoch nicht – wie die anderen Adeligen – die Nähe zur kaiserlichen Hofburg oder siedelte sich auf der Freyung an, sondern machte mit der Himmelpfortgasse ein bislang bürgerliches Wiener Viertel zu seiner neuen Heimat. 1696 beauftragte er den Architekten Johann Fischer von Erlach mit der Errichtung seines Winterpalais. Die Gassen um das neue Stadtpalais waren viel zu eng für die adeligen Kutschen und Gespanne, weswegen die Salons und Empfänge des geselligen Prinzen zu organisatorischen Schicht- und Schlicht-Herausforderungen wurden. Noch bevor das Winterpalais fertig aus- und umgebaut war, erfolgte deshalb wenig überraschend ein neuer Auftrag: Prinz Eugen wünschte sich ein Gartenpalais. Johann Lucas von Hildebrandt – schon mit dem Ausbau in der Himmelpfortgasse beauftragt – machte sich an die Arbeit und entwarf das Belvedere.

Offene Tore

Während sich im Belvedere bereits seit langem Touristen und Kunstliebhaber tummeln, war das Winterpalais für die Öffentlichkeit bis heute nicht zugänglich. Nach dem Tod von Prinz Eugen kaufte Kaiserin Maria Theresia die Räumlichkeiten und adaptierte sie. Zunächst zog die kaiserliche Münzund Bergbehörde ein, dann die Hofkammer – die Vorgängerinstitution des Finanzministeriums –, 1848 wurde daraus das k. k. Finanzministerium. Noch immer gehören die Räumlichkeiten dem Finanzministerium; erst 2004 wurde beschlossen, eine Generalsanierung durchzuführen.

Nun werden die Türen das erste Mal seit fast 270 Jahren geöffnet. Schon das Portal in der Himmelpfortgasse 8 mit seinen Reliefs aus Kaiserstein ist beeindruckend. Über die Prunktreppe gelangt man in die Repräsentationsräumlichkeiten des Prinzen. Hier funkelt und glitzert die originalgetreu restaurierte barocke Pracht: Im Roten Salon empfing der kaiserliche Feldherr Gäste, im Gelben Salon befand sich die Galerie des begeisterten Kunstsammlers. Im Goldkabinett überstand sogar die originale geschnitzte Decke die Jahrhunderte.

Auch bei der Ausstattung zog der Prinz alle Register: Wandbespannungen aus Seide, große Luster, Deckengemälde und Fresken von bekannten italienischen Meistern zeugen zum Teil noch heute von diesem Luxus. Nur von der zeitgenössischen Ausstattung mit Antiquitäten ist wenig übrig: Anna Viktoria von Savoyen, Nichte und Erbin Prinz Eugens, ließ seinen Besitz versteigern; alles Bewegliche wurde verkauft. Einige Stücke davon konnten jedoch wieder erstanden werden. Den 350. Geburtstag des Bauherren feiert man im Winterpalais mit einer Ausstellung zu seinem Leben und Wirken. Diese zeigt noch bis April 2014 die Biographie des als verarmten Flüchtling an den Habsburger Hof gekommenen Prinzen, seine militärischen Erfolge sowie die Baugeschichte des Palais.

Tierische Vergnügungen

Ganz ignorieren kann man das Geburtstagsjubiläum natürlich auch im weitaus bekannteren Belvedere nicht. Deshalb widmet man sich hier einer weiteren Leidenschaft des Prinzen: den Tieren. Seine prunkvolle Gartenanlage bevölkerten unter anderem Pfaue, Schwäne, Kraniche und Löffelgänse. In Gehegen konnten die Besucher außerdem Affen, Luchse, Strauße und einen Löwen bestaunen. Insgesamt zählte die Menagerie mehr als 100 Arten, die der Prinz auch zeichnerisch und malerisch dokumentieren ließ. In den Räumen des Oberen Belvedere sind diese Dokumentationen zusammen mit Präparaten aus dem Naturhistorischen Museum noch bis Anfang Februar 2014 zu sehen.

Was, Wann, Wo:

„Prinz Eugen von Savoyen. 350 Jahre“

18. Oktober 2013 bis 27. April 2014
Winterpalais, Himmelpfortgasse 8, 1010 Wien

„Die Menagerie des Prinzen“
19. Oktober 2013 bis 2. Februar 2014
Oberes Belvedere, Prinz Eugen-Straße 27, 1030 Wien

www.belvedere.at

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2013