Niederösterreichische Landesausstellung 2013: In 80 Broten um die Welt

25.04.2013 | Spektrum

Seit der Urzeit wird die Kulturlandschaft Weinviertel für Landwirtschaft und Weinbau genutzt. Die Niederösterreichische Landesausstellung geht dieser Tradition unter dem Titel „Brot & Wein“ nach und setzt dabei vor allem auf das ganz persönliche Geschmackserlebnis; u.a. mit einer Reise in 80 Broten um die Welt.Von Barbara Wakolbinger

Archäologische Funde in der Gegend von Asparn an der Zaya belegen, dass hier bereits vor 8.000 Jahren Brot gebacken wurde. Im Urgeschichtemuseum Niederösterreich werden für die Niederösterreichische Landesausstellung originalgetreue Nachbildungen dieser Öfen wieder angeheizt. Aber auch ein Brotlabor, in dem Hefegehalt gemessen und Sauerteig geknetet werden kann, steht auf dem Programm der Ausstellung, die heuer „Brot & Wein“ in den Mittelpunkt stellt. Dabei führt der Weg von der Urzeit bis ins Heute: Die Ausstellung in Asparn beginnt in einem Supermarkt, der samt Barcode-Scannern das „Jäger und Sammler“-Prinzip der Moderne repräsentieren soll. Davon ausgehend wird die Kulturgeschichte des Brots beleuchtet: So ist etwa ein 3.000 Jahre alter Brotlaib aus Ägypten ebenso zu sehen wie Pflüge oder die maßstabsgetreue Rekonstruktion eines jungsteinzeitlichen Langhauses im Freiluftbereich. In 80 Broten führt schließlich eine Reise um die Welt.

Themen aus der Region

„Wir sind immer sehr bestrebt, die Themen der Landesausstellung aus der Region selbst zu holen, statt sie einfach hineinzusetzen“, erklärt Kurt Farasin, Geschäftsführer der Niederösterreichischen Landesausstellungen die Idee hinter „Brot & Wein“. Während sich der Wein ja schon im Namen des Weinviertels findet, ist die Region auch für ihren Getreideanbau bekannt. Seit rund 8.000 Jahren wird das Weinviertel für Landwirtschaft und Weinbau genutzt. Heute finden sich hier nicht nur jede Menge junge und engagierte Bäcker, sondern auch die letzten beiden Getreidemühlen Österreichs in Privatbesitz. Ihre Produkte sowie ein eigens kreiertes „Weinviertel Brot“ lassen sich bei Gaststätten und Heurigen der Umgebung verkosten. Es ist der Blick auf das Eigene, das manchmal beinahe schon selbstverständlich erscheinen mag und die Wertschöpfung in der Region, die dahinter steht.

In Poysdorf widmet man sich der Kulturgeschichte des Weins und dem Winzertum und damit „einem der letzten handwerklichen Berufe“, wie Farasin meint. Brauchtum, Kultur und Zusammenleben sind Facetten der Weingeschichte. Von den alten Ägyptern über die Griechen und Römer reicht sie bis in die Gegenwart. Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Geschichte des Hauses Habsburg und der Verbindung zu Wein. Die Praxis kann man dann unter anderem in einem Schau-Weingarten und einem Presshaus erkunden. Wem das noch nicht genug ist, der kann den Geschmacks-Selbsttest im Genusslabor wagen. Besonders das gemeinsame Erleben der gesamten Familie soll im Vordergrund stehen.

Genusslabor Weinviertel

Mit dem „Ich über mich“-Album kann man sich interaktiv dem eigenen Geschmacks- und Genussempfinden annähern. Auf simple Art und Weise will der Geschäftsführer der Landesausstellungen eine Weinausstellung und Kinder zusammenbringen: „Wir haben einen Produzenten gebeten, auch Sorten-typische Traubensäfte herzustellen, vom Grünen Veltliner bis zum Muskateller.“ Aber natürlich werde auch das Thema Alkohol als Droge und seine Geschichte als Genussmittel thematisiert. Dafür können sich Besucher etwa ein Promille-Meter, das den Einfluss von Alkohol auf den Körper simuliert, umhängen.

Neben Asparn an der Zaya und Poysdorf soll aber auch die gesamte Region vor den Vorhang geholt werden: „Die Ausstellung ist so angesiedelt, dass man Lust bekommt, im Weinviertel zu verweilen“, erzählt Farasin. 139 Regionspartner, unter ihnen Winzer, Gastronomen und Beherbergungsbetriebe, haben sich intensiv vorbereitet, um die Gäste der Landesschau gebührend zu empfangen. Er selbst würde unbedingt einen Spaziergang von der Kellergasse in Poysdorf hinein in die Weinviertler Landschaft empfehlen, so Farasin.

In der Weinviertler Landschaft verschmelzen Theorie und Praxis. Die Partner der Landesausstellung, Laa an der Thaya, das Regionalmuseum Schloss Mikulov in Tschechien, das Museumszentrum Mistelbach, das Museumsdorf Niedersulz und Schloss Wolkersdorf, bieten neben Ermäßigungen mit dem Ticket der Landesausstellung auch ein abgestimmtes Programm. Aber auch ein Ausflug in die Kuriositätensammlung des Nonseums in Herrnbaumgarten oder das Schulmuseum in Michelstetten lohnt sich. Im Naturpark Leiser Berge kann man bei einer Wanderung die ganz spezielle, fast schon steppenartige Landschaft des Weinviertels am besten genießen. Im Karikaturmuseum Krems schließlich kann man die Ergebnisse eines Comic-Wettbewerbs zum Thema „Brot & Wein“ bewundern.

Und egal, wofür sich der Besucher am Ende entscheidet: Hungrig oder durstig wird hier wohl niemand nach Hause fahren.

Was, Wann, Wo:

„Brot & Wein“

Niederösterreichische Landesausstellung 2013
Asparn an der Zaya und Poysdorf
27. April bis 3. November 2013

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 8 / 25.04.2013