Schutz und För­de­rung der Men­schen­rechte: OPCAT-Gesetz in Kraft

10.02.2013 | Service

Mit dem OPCAT°-Durchführungsgesetz wur­den der Volks­an­walt­schaft ent­spre­chende Befug­nisse zum Schutz und zur För­de­rung der Men­schen­rechte ein­ge­räumt. Von Renate Wagner-Kreimer*

Das Fakul­ta­tiv­pro­to­koll zum UNAnti-Fol­ter-Über­ein­kom­men (OPCAT) sieht ein Men­schen­rechts­mo­ni­to­ring-Sys­tem vor, um Fol­ter und andere grau­same, unmensch­li­che oder ernied­ri­gende Behand­lung oder Strafe zu ver­hin­dern. OPCAT zielt dar­auf ab, ein Sys­tem regel­mä­ßi­ger Besu­che an Orten, an denen Per­so­nen gefol­tert, grau­sam oder unmensch­lich behan­delt wer­den könn­ten bezie­hungs­weise an denen Per­so­nen die Frei­heit ent­zo­gen wer­den könnte, zu etablieren.

Mit 1. Juli 2012 ist das OPCAT-Durch­füh­rungs­ge­setz (BGBl I 1/​2012) in Kraft getre­ten. Die natio­nale Kon­trolle über­nimmt die Volks­an­walt­schaft und die von ihr ein­ge­setz­ten Kom­mis­sio­nen (Natio­na­ler Prä­ven­ti­ons­me­cha­nis­mus NPM). Der Volks­an­walt­schaft wur­den ent­spre­chende Befug­nisse zum Schutz und zur För­de­rung der Men­schen­rechte ein­ge­räumt, die diese durch sechs neu ein­ge­rich­tete Exper­ten-Kom­mis­sio­nen besor­gen soll. Diese sind unter ande­rem für regel­mä­ßige Besu­che und Über­prü­fun­gen von Orten, an denen Per­so­nen die Frei­heit ent­zo­gen wer­den könnte, bezie­hungs­weise von Ein­rich­tun­gen, die für Men­schen mit Behin­de­run­gen bestimmt sind, zuständig.

Unter Orten der Frei­heits­ent­zie­hung ver­steht man öffent­li­che und pri­vate Ein­rich­tun­gen, die der staat­li­chen Kon­trolle unter­lie­gen, an denen Per­so­nen ent­we­der auf Grund einer Ent­schei­dung einer Behörde oder auf deren Ver­an­las­sung oder mit deren aus­drück­li­chem oder still­schwei­gen­dem Ein­ver­ständ­nis die Frei­heit ent­zo­gen wor­den ist oder ent­zo­gen wer­den kann. Dar­un­ter kön­nen neben Straf­voll­zugs­an­stal­ten unter ande­rem auch Kran­ken­an­stal­ten, Alten- und Pfle­ge­heime fallen.

Die Volks­an­walt­schaft bezie­hungs­weise deren Kom­mis­sio­nen sind berech­tigt, die genann­ten Ein­rich­tun­gen jeder­zeit – auch unan­ge­mel­det – zu betre­ten, Ein­sicht in Unter­la­gen und Kran­ken­ge­schich­ten zu neh­men und mit den Ange­hal­te­nen bezie­hungs­weise den behin­der­ten Men­schen und Aus­kunfts­per­so­nen Kon­takt auf­zu­neh­men. Über die Besu­che und Über­prü­fun­gen berich­ten die Kom­mis­sio­nen der Volks­an­walt­schaft, schla­gen die­ser gege­be­nen­falls Miss­stands-Fest­stel­lun­gen und Emp­feh­lun­gen vor und regen Maß­nah­men der Dienst­auf­sicht an. Die Volks­an­walt­schaft wie­derum erstat­tet jähr­lich Bericht an den Natio­nal­rat und den Bun­des­rat; die­ser Bericht wird auch veröffentlicht.

Neben den sechs Kom­mis­sio­nen wurde ein neuer Men­schen­rechts­bei­rat geschaf­fen. Die­ser berät die Volks­an­walt­schaft bei Fest­le­gung von gene­rel­len Prüf­schwer­punk­ten sowie vor der Erstat­tung von Miss­stands-Fest­stel­lun­gen und Empfehlungen.

*) Dr. Renate Wag­ner-Krei­mer ist Juris­tin in der ÖÄK

°) Optio­nal Pro­to­col to the Con­ven­tion against Tor­ture and other Cruel, Inhu­man or Degra­ding Tre­at­ment or Punishment

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 3 /​10.02.2013