neu & aktuell: Politische Kurzmeldungen

25.02.2013 | Politik

Frankreich: Verbot von „Diane 35“

Das Kontrazeptivum „Diane 35“ des deutschen Pharmakonzerns Bayer darf laut Arzneimittelaufsicht (ANSM) in Frankreich künftig nicht mehr verkauft werden, da es mit vier Todesfällen durch Thrombose in Verbindung gebracht wird. Auch Generika sind betroffen. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat eine Sicherheitsbewertung gestartet.

Interpol: Schlag gegen Amphetamin-Produktion

In elf Ländern Mittel- und Südamerikas – darunter Kolumbien und Guatemala – wurden bei einer mehrmonatigen Aktion von Interpol mehr als 360 Tonnen Chemikalien, 200 Kilogramm Rauschmittel und zwei Millionen US-Dollar Bargeld beschlagnahmt. Ziel des Einsatzes war die Bekämpfung von Amphetamin-Produzenten und Schmugglern.

Sao Paulo: Zwangsentzug für Drogenabhängige

Um den Drogenkonsum auf den Straßen zu bekämpfen, dürfen die Behörden in Sao Paulo (Brasilien) Crack-Abhängige künftig zwangsweise in Entzugsanstalten einweisen. Voraussetzung sind ein medizinisches Gutachten und eine richterliche Anordnung. Die Maßnahme ist umstritten; Gegner kündigten Protestaktionen an. Mit 700 Entzugsplätzen gibt es nicht einmal genug Plätze für freiwilligen Entzug.

Tschechien: Cannabis auf Rezept

Tschechien gibt die Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke frei. Der Senat hat die entsprechende Gesetzesänderung mit 67 zu zwei Stimmen angenommen. Bei schweren Erkrankungen wie Krebs oder Multipler Sklerose werden Cannabis-Medikamente in Apotheken auf ärztliches Rezept abgegeben; die gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten nicht.

ÖÄK fordert Anreize für Vorschul-Untersuchungen

Um mehr Eltern zu motivieren, das Angebot der Vorschul-Untersuchungen für ihre Kinder zu nutzen, fordert die ÖÄK ein Anreizsystem. „Man muss die Menschen dafür belohnen, dass sie diese kostenlose Leistung im Interesse ihrer Kinder in Anspruch nehmen“, sagt ÖÄK-Präsident Artur Wechselberger. Für ihn sei ein Prämienmodell nach dem Vorbild Oberösterreichs denkbar. Dort erhalten die Eltern eine Prämie wenn alle Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen durchgeführt wurden. So konnte die Untersuchungsfrequenz auf 65 Prozent gesteigert werden, während der Durchschnitt österreichweit bei 30 Prozent und in Wien bei nur 20 Prozent liegt. Durch Vorschul-Untersuchungen könnten das Ernährungs- und Bewegungsverhalten beeinflusst und Zivilisationskrankheiten vorgebeugt werden. Karl Forstner, ÖÄK-Vizepräsident und Leiter des Schulärztereferats, appellierte an das Unterrichts- und Gesundheitsministerium, die Gesundheit der Kinder nicht durch mangelnde Kooperation aufs Spiel zu setzen.

DFP-Literaturstudium: ÖÄZ erzielt Rekord

Seit es mit Anfang 2012 möglich ist, die Fragen zum DFP-Literaturstudium in der „Österreichischen Ärztezeitung“ online auf www.aerztezeitung.at zu absolvieren, erfreut sich das Service steigender Beliebtheit. Absoluter Spitzenreiter bisher ist das DFP-Literaturstudium „Otitis externa“, das in der ÖÄZ 3 vom 10. Februar 2012 erschienen ist. Als erster DFP-Artikel der ÖÄZ hat er Anfang Februar die 1.000er-Marke bei den Online-Teilnehmern überschritten. Pro DFP-Artikel in der ÖÄZ absolvieren durchschnittlich mehr als 700 Ärzte den Test online. Tipp: www.aerztezeitung.at

ÖÄK: Zugang zu Spitalsambulanzen einschränken

Eine „deutliche Entlastung der hoffnungslos überlaufenen Spitalsambulanzen“ fordert die Bundeskurie Angestellte Ärzte in der ÖÄK. Überfällige und bisher sträflich vernachlässigte Maßnahmen müssten endlich umgesetzt und der Zugang zu Ambulanzen eingeschränkt werden. „Ohne eine Überweisung oder einen begründeten Rettungstransport sollen Ambulanzen nicht mehr aufgesucht werden können“, erklärte der Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte in der ÖÄK, Harald Mayer. Zusätzlich müssten Ambulanzen durch den Ausbau des extramuralen Bereichs entlastet werden. Zur Zeit sei die Gesetzgebung zur Bildung von Zusammenarbeitsformen aber „derart kompliziert und impraktikabel, dass viele Ärzte abgeschreckt werden“, so die Kritik von Mayer. Auch die Gesundheitsreform biete keine konkrete Hilfe, sondern beschränke ich auf abstrakte Finanzierungsstrukturen.

Hauptverband: Hans-Jörg Schelling wiedergewählt

Hans-Jörg Schelling wurde als Vorsitzender des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger für die Funktionsperiode 2013 bis 2016 einstimmig wiedergewählt. Bestätigt wurde auch sein bisheriger Stellvertreter Bernhard Achitz. Als zweiter Stellvertreter folgt Martin Schaffenrath auf Wilfried De Waal, der in Pension geht. ÖÄK-Präsident Artur Wechselberger erwartet von Schelling nach seiner Wiederwahl ein klares Bekenntnis zum Ausbau der medizinischen Versorgung und „nach der Phase der finanziellen Konsolidierung eine notwendige Leistungsoffensive“. Das reiche von der Prävention bis zur notwendigen Intensivierung der Gesundheitsbetreuung außerhalb der Spitäler. Die Gesundheitspolitik und die Sozialversicherungen hätten sich in letzter Zeit ausschließlich mit den wirtschaftlichen Aspekten des Gesundheitssystems auseinandergesetzt, so Wechselberger: „Nun ist es an der Zeit, sich wieder mit der inhaltlichen Ausrichtung auf Basis des sozialen Auftrags des Gesundheitssystems zu beschäftigen.“

Skandal um Pferdefleisch in Tiefkühlgerichten

Nachdem Mitte Jänner dieses Jahres Spuren von Pferdefleisch in Produkten in Irland festgestellt wurden, weitet sich der Skandal immer weiter aus. Der Tiefkühlkonzern Findus nahm kürzlich mehrere Gerichte in Großbritannien, Frankreich und Schweden vom Markt. Tests in Großbritannien hatten ergeben, dass Tiefkühl-Lasagne statt Rindfleisch Pferdefleisch enthielt. Laut der britischen Lebensmittel-Aufsicht FSA lag der Pferdefleisch-Anteil bei bis zu 100 Prozent, obwohl auf dem Etikett Rind angegeben war. Betroffen waren die französischen Produzenten Comigel und Spanghero. Bereits mehrere Lebensmittelketten wie Tesco mussten Fleischprodukte aus dem Sortiment nehmen; auch Burger King war betroffen. Die britische Regierung vermutet kriminelle Machenschaften hinter dem Skandal; polizeiliche Ermittlungen wurden bisher nicht eingeleitet. Die Hersteller sind aber verpflichtet, ihre Rindfleisch-Produkte zu testen.

Paul-Watzlawick-Ring geht an Physiker Walter Thirring

Der Physiker Walter Thirring ist der diesjährige Preisträger des Paul-Watzlawick-Ehrenrings, den die Ärztekammer für Wien heuer bereits zum fünften Mal vergibt. Thirring habe „wie nur wenige andere die Dimensionen seiner Disziplinen gesprengt und ist an die Grenzen der Physik gegangen. In diesem Sinn ist er ein Meta-Physiker und dekonstruierend im Sinne von Paul Watzlawick“, erklärte die Fachjury. Thirring hat Standardwerke wie das vierbändige „Lehrbuch der mathematischen Physik“ verfasst. Den Kurator des Ehrenringes, Walter Dorner, „beeindrucken vor allem sein tiefer theologischer Ansatz, seine Humanität und die Schärfe seiner naturwissenschaftlichen Erkenntnis – ein Diagnostiker, wie er auch für uns Ärztinnen und Ärzte ein Vorbild ist“. Die Preisverleihung findet im April in Wien statt.

EbM-Guidelines online: kostenlos für Allgemeinmediziner und Turnusärzte

Bis 31. Jänner 2014 können alle Allgemeinmediziner und Turnusärzte die Online-Version der EbM-Guidelines in vollem Umfang kostenlos nutzen. Die Bundessektion für Allgemeinmedizin und approbierte Ärzte der ÖÄK hat das Service für Allgemeinmediziner, das ursprünglich Ende September 2012 enden sollte, verlängert.
Im Rahmen einer Kooperation und mit finanzieller Unterstützung der Bundeskurie Angestellte Ärzte, der Bundessektion Allgemeinmedizin und der Bundessektion Turnusärzte können ab sofort auch alle Turnusärzte bis zum Ende dieser Frist kostenlos über www.meindfp.at auf die EbM-Guidelines zugreifen. Mithilfe der Guidelines können Fragen zur Diagnostik wie „Welche Untersuchungen sind notwendig, welche nicht?“ ebenso beantwortet werden wie jene zur Therapie „Was ist gesichert, was sinnvoll, wo könnten Gefahren stecken?“ Auch was die Behandlungsstrategie anlangt, kann die Datenbank zu Rate gezogen werden.
Dem Benutzer stehen damit fast 1.000 Artikel zum Nachschlagen per Mauskllick zur Verfügung. Zusätzlich können zahlreiche Video-Sequenzen, Hörbeispiele und mehr als 1.000 Bilder zur Veranschaulichung abgerufen werden. In Buchform sind die EbM-Guidelines 2005 erstmals im Verlagshaus der Ärzte erschienen. Derzeit steht die fünfte Auflage unter dem Titel „EbM-Guidelines – Evidenz-basierte Medizin für Klinik und Praxis“ zur Verfügung.

Medizinische Fakultät Linz: Politik macht Druck

Nach Gesundheitsminister Alois Stöger (S), Finanzministerin Maria Fekter (V) und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) hat sich kürzlich auch Bundeskanzler Werner Faymann (S) für eine Medizinische Fakultät in Linz ausgesprochen. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (V) hingegen ist weiterhin zurückhaltend: „Bevor es zu einer definitiven Entscheidung kommt, brauchen wir Klarheit, was den Bedarf und die Finanzierung betrifft, woran wir derzeit arbeiten.“ So sieht etwa die Universitätskonferenz (uniko) vor allem die Finanzierbarkeit beim derzeitigen Budget als Problem. In Gesprächen des Wissenschaftsministeriums mit Vertretern des Landes Oberösterreich sollen nun die tatsächlichen Kosten berechnet werden. Zu bedenken gibt Töchterle auch, dass man die Auswirkungen auf die Verlängerung des EU-Moratoriums zur Mediziner-Quote beachten müsse; mehr Medizin-Studienplätze würden das Argument des drohenden Ärztemangels konterkarieren. Bereits seit 2006 kämpft Oberösterreich für eine eigene Medizin-Universität in Linz; das Modell einer Medizin-Fakultät wird seit Herbst 2011 beworben.

WHO empfiehlt geringeren Salzkonsum

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat die Empfehlungen für den täglichen Salzkonsum von zwei Gramm Natrium – das entspricht fünf Gramm Speisesalz – auf weniger als zwei Gramm gesenkt. Für Kinder seien es abhängig von Alter, Größe und Gewicht proportional weniger. Außerdem wurde für Kalium erstmals eine Mindestgrenze von täglich 3,51 Gramm festgelegt. Die WHO will dadurch verhindern, dass zu viel Salz und zu wenig Kalium konsumiert wird, was das Risiko für Hypertonie und damit für Insulte und Herzkrankheiten erhöhen kann. Denn vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln wie Speck (1.500 mg/100 g) oder Suppenwürfeln (20.000 mg/100 g) ist Natrium bereits enthalten. Die WHO hat angekündigt, auch die Richtlinien für den Konsum von Fett und Zucker überarbeiten zu wollen, um so etwa Übergewicht zu bekämpfen.

Deutschland führt PID ein

Nach jahrelangen Diskussionen wird die deutsche Bundesregierung das umstrittene Gesetz zur Präimplantations-Diagnostik (PID) nun doch umsetzen, wie Gesundheitsminister Daniel Bahr Anfang Feber dieses Jahres ankündigte. Hatte der deutsche Bundestag das Gesetz schon vor eineinhalb Jahren beschlossen, billigte nun auch der Bundesrat die betreffende Rechtsverordnung – jedoch mit einigen Änderungen. Erlaubt sind Gentests an Embryonen künftig nur, wenn mindestens ein Elternteil die Veranlagung zu einer schweren Erbkrankheit hat oder mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Tot- oder Fehlgeburt droht. Eine vorherige Beratung ist verpflichtend. Die Zentren, an denen Tests möglich sind, sollen nun – anders als ursprünglich geplant – einzeln genehmigt und somit begrenzt werden. Zentral ist auch, dass die Länder nicht wie gefordert selbst über die Zusammensetzung der Ethikkommissionen, wo geprüft wird, ob Eltern eine PID durchführen lassen dürfen, entscheiden können.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2013