neu & aktuell: Politische Kurzmeldungen

10.03.2013 | Politik


China: zwei Tote durch Vogelgrippe

Nachdem Mitte Februar 2013 in China bereits eine 21-Jährige an der Vogelgrippe gestorben war, starb nun auch ein 31-jähriger Mann in der südwestlichen Provinz Guizhou an H5N1. Beide hatten „engen Kontakt“ zu Geflügeltieren; 110 Menschen aus ihrem Umfeld werden ärztlich überwacht. Seit 2003 sind weltweit mehr als 360 Menschen am H5N1-Virus gestorben.


Haiti: kein Schadenersatz für Cholera-Opfer

Die Vereinten Nationen (UNO) haben Schadenersatz-Forderungen von Tausenden Cholera-Opfern in Haiti zurückgewiesen. Aus Nepal stammende Soldaten sollen für die Epidemie im Oktober 2010 verantwortlich sein. Die UNO beruft sich auf ihre Immunität laut einer UN-Konvention von 1946. 620.000 Menschen hatten sich infiziert, 7.700 sind gestorben.

USA: Fische falsch deklariert

Ein Drittel aller Fische und Meeresfrüchte in US-amerikanischen Geschäften ist laut einer Studie falsch deklariert und gehört zu einer anderen, oft billigeren oder stärker belasteten Fischart als ausgezeichnet. Thunfisch-Proben waren sogar zu mehr als 60 Prozent falsch deklariert. Drei Jahre wurden 1.200 Stichproben bei 674 Händlern in 21 Bundesstaaten gekauft und mittels DNA-Test ausgewertet.

Rückruf: Adept®-Hüftprothesen

Nach zahlreichen Vorfällen und Klagen 2012 ruft DePuy, Tochterfirma von Johnson&Johnson, erneut eine Komponente für Metall-Hüftprothesen wegen unerwartet hoher Versagensquote zurück. 7.500 Stück des Produkts der Marke Adept wurden zwischen 2004 und September 2011 in 21 Länder verkauft. DePuy-Hüftprothesen wurden von 2006 bis Mai 2010 auch in Österreich eingesetzt.


Brustkrebs-Früherkennungsprogramm: Kurse stark nachgefragt

Großer Andrang herrscht zu den Kursen für das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm, das mit Herbst 2013 startet. Sowohl für den eintägigen Multidisziplinären Kurs als auch den zweitägigen Befunderkurs sind bereits zahlreiche Anmeldungen eingegangen. So ist etwa der erste Termin des Multidisziplinären Kurses am 26. April (700 Teilnehmer) bereits ausgebucht. Auch für den zweiten möglichen Termin am 7. Juni haben sich bereits mehr als 450 Ärzte und Mitarbeiter angemeldet. Für den ersten Befunderkurs am 27. und 28. April gibt es derzeit fast 300 Anmeldungen; für den zweiten Kurs am 8. und 9. Juni 160 Anmeldungen. Alle Radiologen, die künftig am neuen Brustkrebs-Früherkennungsprogramm teilnehmen und Mammographien abrechnen wollen, sind verpflichtet, die Fortbildungskurse zu absolvieren. Den Multidisziplinären Kurs müssen auch all jene Mitarbeiter besuchen, die Mammographien erstellen. Anmeldung unter: www.arztakademie.at/mammographie-kurs sowie bei Mag. Irmgard Kollmann, Tel.: 01/718 94 76/33; E-Mail: irmgard.kollmann@confero.at

Wiener Ärztekammer sucht Patientenombudsmann

Die Wiener Ärztekammer installiert einen eigenen Patientenombudsmann; er soll seinen Dienst im Juni für eine Funktionsperiode von fünf Jahren antreten. Die neue Anlaufstelle soll keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zur bestehenden Patientenanwaltschaft sein und sich vor allem um Schwierigkeiten im niedergelassenen Bereich kümmern, wie die Ärztekammer Wien anlässlich der Ausschreibung des Postens erklärte. Der Ombudsmann soll außerdem politisch unabhängig und weisungsgebunden sein. Nachdem eine Jury bis Ende April 2013 eine Vorauswahl aus allen Bewerbern getroffen hat, soll die endgültige Entscheidung basisdemokratisch fallen, indem alle sozialversicherten Menschen österreichweit wählen dürfen. Die Bewerbungsfrist endet mit 21. März, wobei „ausdrücklich keine Mediziner, Ärztinnen und Ärzte oder sonst in Gesundheitsberufen ausgebildete Personen“ infrage kommen.

Tirol: höchste Feinst-Staub-Belastung

Das Transitland Tirol hat österreichweit die höchsten verkehrsbedingten Feinst-Staub-Emissionen pro Kopf, wie eine Untersuchung des Verkehrsclubs Österreich ergab (VCÖ). Mit 736 Kilogramm Feinst-Staubpartikel pro 1.000 Einwohner ist die Tiroler Luft um ein Drittel höher belastet als im österreichischen Durchschnitt (551 Kilogramm). Der Jahres-Durchschnittswert lag an den drei Messstellen in Tirol bei 14,4 bis 14,9 Mikrogramm Feinst-Staub pro Kubikmeter Luft; die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt einen Grenzwert von zehn Mikrogramm. Vor allem die Kleinstpartikel (PM2,5 und PM0,1) sind besonders gesundheitsschädlich; das Herzinfarktrisiko steigt dadurch etwa um 60 Prozent. Der VCÖ forderte deshalb eine Partikelfilter-Pflicht für LKW, die Einführung einer Umweltzone im Ballungsraum Innsbruck und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs.

Österreich hinkt bei Anti-Tabak-Gesetzgebung nach

Österreich ist bei der „Anti-Tabak-Gesetzgebung“ in öffentlichen Räumen und der Gastronomie im Schlussfeld der EU-Mitgliedstaaten, wie ein EU-Report über die Anti-Passivrauch-Aktivitäten der Mitgliedstaaten sowie der Türkei, Serbien, Mazedonien, Island, Kroatien und Norwegen ergab. Am weitesten reichen Gesetze etwa in Ungarn, Spanien und Großbritannien, wo das Rauchen in geschlossenen Räumen inklusive Bars und Restaurants komplett verboten sei. Zehn andere Staaten wie etwa Frankreich und Italien haben generelle Verbote unter bestimmten Umständen. Österreich dagegen gehört – unter anderem mit Deutschland – zur letzten Gruppe, wo es lediglich „generelle Ausnahmen für öffentliche Plätze wie Bars oder Restaurants“ gibt, heißt es im EU-Report. So sank der Anteil der „rauchbelasteten“ Bar-Besucher in Spanien von mehr als 90 Prozent (2009) auf unter 20 Prozent (2012); in Österreich nur von 85 auf 75 Prozent. In Schweden sind sogar nur noch etwa drei Prozent der Besucher von Bars Passivrauch ausgesetzt.


PID kommt in Deutschland ab 2014

Die deutsche Regierung hat nach jahrelangen Diskussionen eine Rechtsverordnung mit den zentralen Details für die umstrittene Präimplantationsdiagnostik (PID) beschlossen, wie das Gesundheitsministerium kürzlich bekanntgab. Die Verordnung tritt nach zwölf Monaten in Kraft. Ab 2014 können Gentests an Embryonen in speziellen Zentren durchgeführt werden, wenn mindestens ein Elternteil die Veranlagung zu einer schweren Erbkrankheit hat oder mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Tot- oder Fehlgeburt droht. Während der deutsche Bundestag das Gesetz schon im Juli 2011 beschlossen hatte, billigte nun auch der Bundesrat die betreffende Rechtsverordnung.


Hauptverband: Josef Probst neuer Generaldirektor

Josef Probst ist neuer Generaldirektor des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger und folgt damit auf Josef Kandlhofer, der in Pension geht. Als Stellvertreter wurde Volker Schörghofer wiederbestellt; Christoph Klein scheidet aus. Neu im Verbandsmanagement sind Bernhard Wurzer sowie der bisherige Kabinettschef von Gesundheitsminister Alois Stöger, Alexander Hagenauer. Die Funktionsperiode läuft von 1. April 2013 bis 31. März 2017.

Vorarlberg bietet verbilligte HPV-Impfung an

In Vorarlberger Apotheken werden HPV-Impfungen für Zehn- bis 14-Jährige seit Februar dieses Jahres um 54 Euro statt wie bisher 190,65 Euro angeboten, wie die Landesregierung mitteilt. Ermöglicht wird dies durch eine Zusammenarbeit von Land, Gebietskrankenkasse, Apothekerkammer sowie der Sozialversicherung der Bauern und der gewerblichen Wirtschaft. Die dreiteilige Impfung kostet mit 198 Euro inklusive Arztkosten ein Drittel des bisherigen Preises. Kinder und Jugendliche, die nicht dieser Altersgruppe angehören, erhalten den Impfstoff um 89 Euro pro Dosis. Die angebotene Impfung mit Gardasil® erfasst 70 Prozent der Krebs verursachenden HPV-Typen und biete 90-prozentigen Schutz, hieß es. In Österreich gibt es kein öffentliches HPV-Impfprogramm. Trotz der Möglichkeit zur Früherkennung von Vorstufen erkranken österreichweit pro Jahr bis zu 500 Frauen an invasivem Gebärmutterhalskrebs; laut Statistik Austria sterben jährlich 150 bis 180 Patientinnen daran.

Krankenkassen: Plus von 138 Millionen Euro

Entgegen dem Anfang 2012 prognostizierten Plus von 66 Millionen Euro haben die Krankenkassen im Vorjahr einen Überschuss von 138 Millionen Euro erzielt. Das Plus ist damit geringer als 2011 (240 Millionen Euro) und 2010 (362 Millionen Euro). Abgesehen von der SVA (Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft), die als einzige ein Minus von 31,9 Millionen Euro verzeichnet, erzielten alle anderen Kassen einen Überschuss. Ausgeglichen bilanziert haben dabei die Gebietskrankenkassen in Niederösterreich, dem Burgenland, Tirol und Vorarlberg. Das größte Plus erwirtschaftete die Gebietskrankenkasse Steiermark mit 43,8 Millionen Euro. Der Schuldenstand beträgt nun 211 Millionen Euro (2011: 300 Millionen Euro). Außer der Wiener GKK sind alle Kassen schuldenfrei. Für 2013 rechnet man mit einem Überschuss von 31 Millionen Euro.


Droht die Privatisierung der Medizin?

Droht mit der kommenden Gesundheitsreform auch die schrittweise Privatisierung des österreichischen Gesundheitssystems? Diese Frage diskutierten auf Einladung der Ärztekammer Niederösterreich die deutsche Autorin Renate Hartwig, die Ökonomin Agnes Streissler-Führer, die Patientenanwältin Sigrid Pilz sowie der Präsident der niederösterreichischen Ärztekammer Christoph Reisner. Hartwig, die das deutsche System in ihrem Buch „Der verkaufte Patient“ kritisiert, warnte vor wirtschaftlicher Abhängigkeit der Ärzte, einem korrupten Behandlungs- und Abrechnungssystem durch erpresserische Hausarzt-Verträge sowie der Umwandlung von Krankenhäusern in Aktiengesellschaften. „Die Privatisierung in Deutschland läuft bereits“, erklärte sie. Diese Fehler dürfe man in Österreich auf keinen Fall wiederholen, betonte Reisner. Schon jetzt sehe er die Zukunft der Patienten mit großer Sorge, vor allem aufgrund der Tatsache, dass Kassenstellen am Land oft nicht nachbesetzt werden können. Reisner und Streissler waren sich darin einig, dass eine Stärkung des Primärversorgungssektors dringend notwendig ist – was auch kostengünstiger sei. Statt bei niedergelassenen Ärzten zu sparen, solle man viel mehr an einer Gesundheitsstrukturreform arbeiten. Sigrid Pilz befürwortet interdisziplinäre Zusammenarbeit und Versorgungszentren, „bei denen das System aufgestellt ist und nicht der Patient ewig weitergeschickt wird“. Die anwesenden Ärzte sprachen sich bei der Diskussion vor allem gegen einen bürokratischen Mehraufwand aus. Die rasante Tendenz zur Privatisierung von Kliniken und zur kapitalkontrollierten Medizin, wie Hartwig dies in Deutschland ortet, sehen die Teilnehmer dieser Veranstaltung für Österreich nicht.

BVA: Fokus auf Stoffwechselerkrankungen

Im Rehabilitationszentrum der Versicherungsanstalt für öffentliche Bedienstete (BVA) in Bad Schallerbach werden in Zukunft 60 der derzeit 200 Betten für Menschen, die im Stoffwechsel Probleme aufweisen, zur Verfügung stehen, wie der ärztliche Leiter, Univ. Prof. Peter Schmid, im Gespäch mit der ÖÄZ erklärte. „Knapp die Hälfte der Österreicher hat ein Gewichtsproblem und je mehr Übergewichtige eine Population hat, desto mehr Diabetiker sind es in zehn Jahren.“ 20 Betten sind für die Betreuung von Patienten nach einem bariatrischen Eingriff wie etwa einem Magenband, einer Sleeve-Resektion oder einem Magenbypass reserviert. „Das Problem bei diesen Patienten ist nicht nur die Lifestyle-Änderung, sondern auch die extreme Belastung des Organismus durch den raschen Verlust von 20 oder 30 Kilogramm“, so der Chefarzt der BVA, Alexander Haubenstock. Die Betroffenen benötigen bis zu einem Jahr Nachsorge oder aber auch Folgeoperationen. Dieser Teil wurde bisher von den Ambulanzen übernommen, die „aber heillos überlaufen werden“, meint Haubenstock weiter.

Dass die Rehabilitation insgesamt immer mehr an Bedeutung gewinnt, davon ist Haubenstock überzeugt. „Die präventive Medizin ist immer besser als die reparative“, erklärt auch Schmid. Wichtig sei es dabei, auf gesellschaftliche Entwicklungen adäquat zu reagieren. Deshalb errichtet die BVA derzeit ein fünftes Zentrum in Bad Hall, das sich auf psychiatrische Rehabilitation mit besonderem Schwerpunkt auf Burnout konzentrieren soll. 100 Betten werden dort zur Verfügung stehen. Insgesamt verfügt die BVA über vier Rehabilitationszentren für kardiologische, onkologische, neurologische, orthopädische und Stoffwechselindikationen. Den Kurbereich will die BVA dagegen in den nächsten Jahren vollständig auslaufen lassen: „Kurbereich ist bei unseren Vertragspartnern besser aufgehoben, da es immer schwierig ist, Reha und Kur mit ihren unterschiedlichen Leistungen und medizinischen Ansprüchen in einem Haus zu vereinen“, begründet Haubenstock diesen Schritt.
BW

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2013