neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

10.11.2013 | Medizin

Fluo­res­zie­ren­des Anti­bio­ti­kum zeigt Entzündungen

Wis­sen­schaf­ter um Univ. Prof. Jan Maar­ten van Dijl von der Uni­ver­si­tät Gro­nin­gen (Nie­der­lande) inji­zier­ten Mäu­sen Bak­te­rien, die Mus­kel­ent­zün­dun­gen her­vor­ru­fen. Zwei Tage nach der Infek­tion beka­men die Tiere eine geringe Dosis von Van­co­my­cin, das mit einem fluo­res­zie­ren­den Farb­stoff gekop­pelt wurde. Nur 24 Stun­den spä­ter hob sich das infi­zierte Gewebe durch oran­ges Leuch­ten deut­lich vom gesun­den Gewebe ab. Um das Ergeb­nis zu kon­trol­lie­ren, ver­wen­de­ten die Wis­sen­schaf­ter lumi­nes­zie­rende Erre­ger. Aller­dings wirkt die neue Methode nicht bei allen Erre­gern gleich gut: Wäh­rend Sta­phy­lo­coc­cus aureus ver­läss­lich gefun­den wurde, gelang das bei Esche­ri­chia coli nicht. Die Methode zielt vor allem auf Bak­te­rien ab, die sich beim Men­schen an der Ober­flä­che von künst­li­chen Implan­ta­ten anla­gern. Das Mit­tel soll nun für erste kli­ni­sche Stu­dien wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den.
APA/​Nature Communications

Prü­fungs­angst: zu viel Lob belastet

Zu viel Lob vor einer Prü­fung kann auch belas­tend sein: Wenn Selbst- und Fremd­ein­schät­zung zu weit aus­ein­an­der lie­gen, erhöht das sowohl die Anspan­nung wäh­rend als auch nach einer Prü­fung. Das erga­ben Tests eines inter­dis­zi­pli­nä­ren Teams von Psy­cho­lo­gen und Phy­sio­lo­gen der Uni­ver­si­tät Graz, im Rah­men derer die Herz­ra­ten der Prüf­linge gemes­sen wur­den. Heute sei es in den Schu­len quasi modern, immer und grund­sätz­lich zu loben, erklärte Pro­jekt­lei­te­rin Univ. Prof. Manuela Paech­ter von Insti­tut für Psy­cho­lo­gie der Uni­ver­si­tät Graz. Auch wenn es wich­tig sei, das Selbst­wert­ge­fühl zu stär­ken, sollte das Feed­back „ange­mes­sen sein, um den Schü­lern kein unrea­lis­ti­sches Selbst­kon­zept nahe­zu­le­gen, das ihnen spä­ter viel Stress ver­ur­sa­chen kann“.
APA

Val­pro­in­säure: wirk­sam gegen Krebs

Das Anti­epi­lep­ti­kum Val­pro­in­säure för­dert die Wirk­sam­keit von Par­vo­vi­ren gegen Krebs. Das Medi­ka­ment sorgt für eine schnel­lere Ver­meh­rung der Viren und einen bes­se­ren virus­be­ding­ten Zell­tod. In Tests mit Rat­ten bil­de­ten sich Cer­vix- und Pan­kreas-Kar­zi­nome nach der Behand­lung mit dem Virus und dem Wirk­stoff zum Teil voll­stän­dig zurück.
APA

WHO: War­nung vor Bleifarben

Da es nach Schät­zun­gen der WHO (Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion) jedes Jahr 143.000 Tote auf­grund einer Blei­ver­gif­tung gibt, for­dert sie den Ver­zicht auf Blei­far­ben. Diese kom­men vor allem bei Möbeln, Spiel­zeug oder beim Anstrich von Wän­den zum Ein­satz. Jähr­lich führt die Auf­nahme von Blei bei rund 600.000 Kin­dern zu geis­ti­gen Behin­de­run­gen.
APA

Creutz­feldt-Jakob: häu­fi­ger als gedacht

Einer von 2.000 Bri­ten – dop­pelt so viel wie bis­her gedacht – tra­gen Prio­nen der moder­nen Vari­ante der Creutz­feldt-Jakob-Krank­heit (vCJD) in sich. Das ergab die Unter­su­chung von 32.441 Appen­di­ces nach deren Ent­fer­nung. vCJD, der dem BSE (Rin­der­wahn­sinn) beim Men­schen ent­spre­chende Erre­ger, kann noch Jahr­zehnte nach der Infek­tion auf­tre­ten.
APA/​British Medi­cal Journal

Luft­ver­schmut­zung: Haupt­ur­sa­che für Krebs

Die WHO (Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion) hat die glo­bale Luft­ver­schmut­zung als eine der Haupt­ur­sa­chen für Krebs ein­ge­stuft. Es gebe „aus­rei­chende Beweise“ dafür, dass dadurch Lun­gen­krebs ver­ur­sacht werde und sich das Risiko für Bla­sen­krebs erhöhe. Im Jahr 2010 waren welt­weit mehr als 220.000 Lun­gen­krebs­tote auf die Luft­ver­schmut­zung zurück­zu­füh­ren.
APA

Unre­gel­mä­ßige Schla­fens­zei­ten: Stress für Kinder 

Schon bei Drei‑, Fünf- und Sie­ben­jäh­ri­gen rufen unre­gel­mä­ßige Schla­fens­zei­ten Stress-Sym­ptome her­vor. Auch Hyper­ak­ti­vi­tät, Ver­hal­tens­pro­bleme und see­li­sches Ungleich­ge­wicht sind bei Kin­dern, die unre­gel­mä­ßig schla­fen, beson­ders häu­fig anzu­tref­fen. Das sind Ergeb­nisse einer bri­ti­schen Stu­die an 10.000 Kin­dern. „Wenn es keine gere­gel­ten Schla­fens­zei­ten gibt und alles immer im Flie­ßen begrif­fen is, ergibt sich ein Bewusst­seins­zu­stand wie bei einem Jet­lag“, erklärte Univ. Prof. Yvonne Kelly vom Uni­ver­sity Col­lege in Lon­don. Sie wies auch dar­auf hin, dass die früh­kind­li­che Ent­wick­lung ent­schei­den­den Ein­fluss auf Gesund­heit und Wohl­be­fin­den im gan­zen Leben hat. Mit rund einem Fünf­tel gehen Drei­jäh­rige beson­ders oft zu unre­gel­mä­ßi­gen Zei­ten ins Bett; Sie­ben­jäh­rige hin­ge­gen gehen beson­ders regel­mä­ßig zu Bett.
APA/​Pediatrics

Chro­ni­scher Schmerz kos­tet drei Pro­zent des BIP

Rund 20 Pro­zent der Erwach­se­nen lei­den an nicht dia­gnos­ti­zier­ten Schmer­zen oder schlecht behan­del­ten chro­ni­schen Schmer­zen – das bedeu­tet einen Ver­lust von zwei bis drei Pro­zent der gesamt­eu­ro­päi­schen Wirt­schafts­leis­tung. Allein die Kos­ten für chro­ni­sche Rücken­schmer­zen betra­gen in Öster­reich pro Jahr rund sechs Mil­lio­nen Euro. Umfra­gen zufolge lei­det die Hälfte aller Pati­en­ten mit chro­ni­schen Schmer­zen etwa zwei Jahre lang, bevor sie eine kom­pe­tente Behand­lung erhal­ten. Jeder Dritte bekommt gar keine The­ra­pie, 38 Pro­zent sind mit ihrer Lebens­qua­li­tät nicht zufrie­den. Schät­zun­gen zufolge beträgt die Dun­kel­zif­fer bei Pati­en­ten mit schwe­ren, chro­ni­schen Schmerz­zu­stän­den rund zehn Pro­zent.
APA

Gehirn: Abfall­pro­dukte sys­te­ma­tisch entsorgt

Ein Team um den Wis­sen­schaf­ter Mai­ken Neder­gaard von der Uni­ver­si­tät Roches­ter hat im Gehirn mit bild­ge­ben­den Ver­fah­ren ein bis­her unbe­kann­tes Sys­tem der Besei­ti­gung von Abfall­pro­duk­ten der Zel­len ent­deckt, das ähn­lich dem Lymph­sys­tem im übri­gen Kör­per funk­tio­nie­ren soll. Von dort gelangt der „Zell­müll“ aus dem Gehirn in den Blut­kreis­lauf und von dort in die Leber. Außer­dem fan­den die For­scher her­aus, dass die Neu­ro­nen wäh­rend des Schlafs um etwa 60 Pro­zent schrump­fen. Von ihren Erkennt­nis­sen erhof­fen sie sich neue Wege bei der Behand­lung von neu­ro­de­ge­nera­ti­ven Erkran­kun­gen.
APA/​Science

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 21 /​10.11.2013