Update Kur­me­di­zin 2013: Kur und Klimakterium

25.06.2013 | Medizin


Zwei Drit­tel der Kur­pa­ti­en­tin­nen zwi­schen 45 und 60 Jah­ren lei­den unter kli­mak­te­ri­schen Beschwer­den, wel­che die The­ra­pie­an­wen­dun­gen wäh­rend ihres Auf­ent­hal­tes nicht nur beein­flus­sen, son­dern auch ein­schrän­ken. Ihre Behand­lung am Kur­ort steht im Mit­tel­punkt der Wei­ter­bil­dung „Update Kur­me­di­zin 2013“ am 18. und 19.10.2013
in Baden.
Von Eli­sa­beth Gerstendorfer

Etwa zwei Drit­tel der Pati­en­tin­nen zwi­schen 45 und 65 Jah­ren sind am Kur­ort vom kli­mak­te­ri­schen Syn­drom betrof­fen. Die Beschwer­den wer­den auf Kur jedoch oft nicht mit­be­han­delt, obwohl sie bei man­chen Anwen­dun­gen bei­spiels­weise zu ein­ge­schränk­ter The­ra­pie­ver­träg­lich­keit füh­ren kön­nen“, sagt Wolf­gang Fois­ner, Wis­sen­schaft­li­cher Lei­ter des ÖÄK-Lehr­gangs Kur­me­di­zin, Prä­ven­tiv­me­di­zin und Well­ness sowie ärzt­li­cher Lei­ter des Kur- und Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum Bad Hof­gas­tein. Kli­mak­te­ri­sche Beschwer­den, ihre Behand­lung und Aus­wir­kun­gen auf Anwen­dun­gen sowie unter­stüt­zende The­ra­pie­mög­lich­kei­ten am Kur­ort sind daher zen­tra­les Anlie­gen der Tagung „Update Kur­me­di­zin 2013“, die am 18. und 19.10.2013 in Baden statt­fin­det und vom Refe­rat für Kur­me­di­zin und Well­ness der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer in Zusam­men­ar­beit mit der Öster­rei­chi­schen Aka­de­mie der Ärzte ver­an­stal­tet wird. Fois­ner: „Frauen im Wech­sel lei­den häu­fig unter vege­ta­ti­ven Beschwer­den wie Hit­ze­wal­lun­gen, Schweiß­aus­brü­chen und Pal­pi­ta­tio­nen. Die bei Kur­be­hand­lun­gen häu­fi­gen Wär­me­pa­ckun­gen oder Ther­mal­the­ra­pien sind bei die­sen Beschwer­den bei­spiels­weise nur ein­ge­schränkt ver­träg­lich. Daher muss man indi­vi­du­ell schauen, ob und in wel­chem Aus­maß Pati­en­tin­nen das Kli­mak­te­rium als beein­träch­ti­gend erleben.“

Auch jene Lei­den, die zum ursprüng­li­chen Kur­auf­ent­halt führ­ten, kön­nen durch kli­mak­te­ri­sche Beschwer­den beein­flusst wer­den. Die durch starke Schweiß­aus­brü­che ver­mehrt feuchte Haut kann etwa rheu­ma­ti­sche Beschwer­den ver­stär­ken. Hinzu kom­men Sym­ptome wie Antriebs­schwä­che, Stim­mungs­schwan­kun­gen, Leis­tungs­ab­fall, Schwin­del sowie ver­mehrte Ermüd­bar­keit, Ner­vo­si­tät und Ent­zün­dun­gen des Harn­ap­pa­rats. „Oft erken­nen Pati­en­tin­nen nicht, dass es Zusam­men­hänge zwi­schen ihren Beschwer­den und dem Kli­mak­te­rium gibt. Wenn man das Thema offen anspricht, sind viele sehr erleich­tert und dank­bar“, erzählt Foisner.

Neben phy­sio­lo­gi­schen Grund­la­gen und hor­mo­nel­len (patho-)physiologischen Aspek­ten des Kli­mak­te­ri­ums ste­hen die psy­cho­so­zia­len und sexu­al­me­di­zi­ni­schen Aspekte am Pro­gramm der Wei­ter­bil­dungs­ta­gung. Sexua­li­tät ist im Wech­sel für viele Frauen ein wich­ti­ges Thema. Zwar kann das Kli­mak­te­rium zu Libi­dom­an­gel, Atro­phie der Schei­den­häute und dadurch bedingte Schmer­zen beim Geschlechts­ver­kehr, Blu­tun­gen und Ent­zün­dun­gen füh­ren; die meis­ten Frauen haben in der Zeit der hor­mo­nel­len Umstel­lung aber nach wie vor Lust auf Sex. Sie sind jedoch oft unsi­cher und füh­len sich nicht mehr begeh­rens­wert. Fois­ner: „Wich­tig ist, auf die Pro­ble­ma­ti­ken ein­zu­ge­hen und Frauen Raum zu geben, sich unter­ein­an­der aus­zu­tau­schen. Oft hilft es, sie zu moti­vie­ren, mit dem Part­ner über Sexua­li­tät zu spre­chen. Auch homöo­pa­thi­sche Mit­tel kön­nen ein­ge­setzt wer­den.“ Die part­ner­schaft­li­che Inter­ak­tion wäh­rend des Kli­mak­te­ri­ums sowie Lösungs­an­sätze wer­den in einem eige­nen Vor­trag der Tagung diskutiert.

Auch bal­neo­lo­gi­sche Erfah­run­gen in Öster­reich und Deutsch­land sind Thema. „Ergeb­nisse aus dem euro­päi­schen Raum zei­gen, dass intra­va­gi­nale Anwen­dun­gen auch für Indi­ka­tio­nen außer­halb des Kli­mak­te­ri­ums gute Erfolge zei­gen, etwa im Bereich der unge­woll­ten Unfrucht­bar­keit, der Reiz­blase und Adhä­sio­nen. Der kur­me­di­zi­ni­sche Bereich könnte hier künf­tig eine grö­ßere Rolle spie­len“, meint Fois­ner.

Hands-On: Prak­ti­sches zum Mitnehmen

Das Update soll auch pra­xis­be­zo­ge­nes Rüst­zeug für den kur­me­di­zi­ni­schen All­tag ver­mit­teln. In Klein­grup­pen-Work­shops wer­den The­ra­pien für Kur­ärzte im Kurz­ver­fah­ren gezeigt und aus­pro­biert. Laut Fois­ner ist die Kur der ideale Rah­men, zusätz­lich zur medi­zi­ni­schen Betreu­ung auch selbst Tech­ni­ken wie Mas­sage, Aku­punk­tur oder Ent­span­nungs­tech­ni­ken ein­zu­set­zen. „Ziel ist, min­des­tens zwei bis drei kon­krete Tech­ni­ken zu erler­nen, die man selbst anwen­den kann. Vor allem bei Ver­span­nun­gen, Schmer­zen, Ver­dau­ungs­pro­ble­men sowie Beschwer­den der Wir­bel­säule und Band­schei­ben kann man durch ein­fa­che Hand­griffe tolle Bes­se­run­gen erzie­len“, weiß Fois­ner. Gezeigt wer­den vor allem manu­elle Griff­tech­ni­ken, Wirk­be­rei­che der Homöo­pa­thie, Aku­punk­tur, Reflex­mas­sage sowie die Jakobson-Ent­span­nungs­tech­nik. Abschluss des Update Kur­me­di­zin bil­den alter­na­tiv­me­di­zi­ni­sche Ansätze aus den Berei­chen Ayur­veda, Kneip­pen und TCM.

Update Kur­me­di­zin 2013

18. und 19.10.2013, Gesund­heits- und Kur­ho­tel Bade­ner Hof, Baden

The­men:

  • The­ra­pien im Kurz­ver­fah­ren – Grund­la­gen für Kurärzte
  • Bal­neo­lo­gi­sche Erfah­run­gen in Öster­reich, Deutschland
  • Behand­lung kli­mak­te­ri­scher Beschwerden 
    • Phy­sio­lo­gi­sche Grund­la­gen und hor­mo­nelle (patho-)physiologische Aspekte
    • Frauen in der Meno­pause, neue Risi­ken – neue Chan­cen?! Psy­cho­so­ziale Aspekte
    • Sexu­al­me­di­zi­ni­sche Aspekte des Klimakteriums
  • Hands-On Ansätze inklu­sive prak­ti­schem Teil


Anmel­dung und Information:

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 12 /​25.06.2013