Einem anderen kann man nur dann wirklich beistehen, wenn man sich selbst beistehen kann – alles andere führt in die Opferrolle, erklärt Univ. Prof. Josef W. Egger von der Universitätsklinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie an der Medizinischen Universität Graz. Das Gespräch führte Doris Kreindl.
ÖAZ: Warum soll sich die Medizin mit dem Thema Ausbeutung auch auf der philosophischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Ebene beschäftigen?
Egger: Es ist ein alter Hut, dass wir es in der Medizin nicht nur mit Organen zu tun haben, sondern dass das Ziel unserer Bemühungen immer der Mensch als solcher ist. Dieser lebt in einer komplexen Umwelt und die Medizin ist dazu angehalten, sich mit diesen Lebenswelten auseinanderzusetzen. So kann es uns besser gelingen, Krankheiten zu verstehen und nachhaltig zu behandeln. Gerade die Psychiatrie braucht viele Querverbindun