neu & aktu­ell: Poli­ti­sche Kurzmeldungen

25.01.2012 | Politik


Haiti: Gesund­heits­sys­tem lückenhaft

Zwei Jahre, nach­dem ein Erd­be­ben mit der Stärke 7,3 Haiti ver­wüs­tet hat, lebt noch immer eine halbe Mil­lion Men­schen in Zelt­städ­ten. Das staat­li­che Gesund­heits­sys­tem hat beson­ders in länd­li­chen Gebie­ten große Lücken; noch immer betrei­ben Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen Gesund­heits­ein­rich­tun­gen. In der Regen­zeit stellt die Cho­lera nach wie vor ein Pro­blem dar.


Bul­ga­rien: Rauch­ver­bot beschlossen

Die bul­ga­ri­sche Regie­rung hat ein tota­les Rauch­ver­bot auf öffent­li­chen Plät­zen beschlos­sen; es soll mit 1. Juni 2012 in Kraft tre­ten. Noch im Som­mer 2010 war ein libe­ra­les Rauch­ver­bot noch wei­ter gelo­ckert wor­den, um den hei­mi­schen Tou­ris­mus in der Krise zu stär­ken. Nach Grie­chen­land nimmt Bul­ga­rien in puncto Rau­chen EU-weit den zwei­ten Platz ein.

Indien: wei­tere Tote durch gepansch­ten Alkohol

In Indien sind 160 Men­schen vor allem aus armen Schich­ten nach dem Kon­sum von gepansch­tem Alko­hol gestor­ben. Der Schnaps stammt aus einer ille­ga­len Bren­ne­rei. Jedes Jahr ster­ben in Indien mehr als 1.000 Men­schen nach dem Kon­sum von schwarz gebrann­tem Metha­nol-hal­ti­gem Alko­hol. Alko­hol­miss­brauch ist laut WHO eine der Haupt-Todes­ur­sa­chen von jun­gen Män­nern in Indien.

Ita­lien: Steuer auf Alko­hol und Junk Food

Die ita­lie­ni­sche Regie­rung, allen voran der neue Gesund­heits­mi­nis­ter Renato Bal­duzzi, will Alko­hol und Junk Food künf­tig besteu­ern und den Steu­er­ge­winn zur Finan­zie­rung von neuen Kran­ken­häu­sern. ver­wen­den. Wel­che Pro­dukte als Junk Food gel­ten sol­len, ist jedoch noch unklar. In Ita­lien sind einer Stu­die zufolge 42 Pro­zent der Zwei- bis Zehn­jäh­ri­gen über­ge­wich­tig oder adipös.

Umfrage unter Spi­tals­ärz­ten startet

Die Bun­des­ku­rie ange­stellte Ärzte der ÖÄK führt in der Zeit von 16. Jän­ner bis 17. Feber 2012 eine Tele­fon­um­frage durch. Dabei wer­den Mit­ar­bei­ter des Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tuts IFES tele­fo­nisch rund 500 Spi­tals­ärz­tin­nen und Spi­tals­ärzte aus ganz Öster­reich zu den The­men Zufrie­den­heit, Iden­ti­fi­ka­tion, Kar­rie­re­chan­cen u.a. befra­gen; das Inter­view dau­ert rund sie­ben Minu­ten. Der Kuri­en­ob­mann der ange­stell­ten Ärzte in der ÖÄK, Harald Mayer, dazu: „Ich ersu­che alle Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, sofern sie zu einem Tele­fon­in­ter­view im Rah­men unse­rer Umfrage gebe­ten wer­den, sich dafür Zeit zu neh­men. Wir hof­fen, dass wir damit Aus­sage-kräf­tige Infor­ma­tion dar­über erhal­ten, wie es aktu­ell um die Arbeits­be­din­gun­gen in den öster­rei­chi­schen Spi­tä­lern bestellt ist.“

Frank­reich: Skan­dal um Billig-Implantate

Der Skan­dal um die Bil­lig-Brust­im­plan­tate der Firma PIP und den mög­li­cher­weise damit in Zusam­men­hang ste­hen­den Krebs­er­kran­kun­gen wei­tet sich aus. Der Grün­der des fran­zö­si­schen Unter­neh­mens PIP (Poly Implant Pro­t­hèse) gab zu, aus Kos­ten­grün­den seit 1991 Bil­lig-Sili­kon für drei Vier­tel der Sili­kon­kis­sen ver­wen­det zu haben, das für die Pro­duk­tion von Brust­im­plan­ta­ten nicht zuge­las­sen war. Den Ämtern habe man bewusst ein bes­se­res Pro­dukt zur Frei­gabe vor­ge­legt. Welt­weit sol­len zwi­schen 400.000 und 500.000 Frauen die Implan­tate des Her­stel­lers tra­gen. Die fran­zö­si­sche Regie­rung hat 30.000 Betrof­fe­nen eine vor­sorg­li­che Ent­fer­nung der Sili­kon­kis­sen emp­foh­len; die Kran­ken­kasse klagt auf Scha­den­er­satz. Wäh­rend auch in Tsche­chien und Deutsch­land den Frauen emp­foh­len wird, die Bil­lig-Implan­tate ent­fer­nen zu las­sen, sieht die bri­ti­sche Regie­rung kei­nen Anlass für eine Emp­feh­lung zu einer pro­phy­lak­ti­schen Ent­fer­nung bei den mehr als 40.000 Betrof­fe­nen in Groß­bri­tan­nien. In Öster­reich sind nach Infor­ma­tio­nen der Agen­tur für Gesund­heit und Ernäh­rungs­si­cher­heit (AGES) neun Frauen betrof­fen, wobei die Implan­tate bei drei Frauen bereits ent­fernt wur­den. Die fran­zö­si­schen Behör­den haben bereits im Sep­tem­ber 2010 erst­mals vor dem Pro­dukt gewarnt. Wegen Ris­sen in den Implan­ta­ten ging das Unter­neh­men bereits im Früh­jahr 2010 in Kon­kurs. Die Jus­tiz ermit­telt nun wegen des Ver­dachts auf Kör­per­ver­let­zung und fahr­läs­sige Tötung.

ÖÄK gegen Ein­spa­run­gen im Gesundheitsbereich

Die ÖÄK lehnt die Ankün­di­gung von ÖVP-Klub­ob­mann Karl­heinz Kopf, in den nächs­ten fünf Jah­ren im Gesund­heits­be­reich 1,8 Mil­li­ar­den Euro ein­spa­ren zu wol­len, vehe­ment ab. ÖÄK-Prä­si­dent Wal­ter Dor­ner: „Ich halte nichts von Zah­len­spie­le­reien rund um Aus­ga­ben­kür­zun­gen im Gesund­heits­we­sen.“ Ange­sichts der stei­gen­den Lebens­er­war­tung und der damit ver­bun­de­nen Zunahme vor allem chro­ni­scher Erkran­kun­gen einer­seits und des Fort­schritts der Medi­zin ande­rer­seits sei es nur schwer ver­tret­bar, für die Gesund­heits­ver­sor­gung immer weni­ger Geld aus­zu­ge­ben. Das Kos­ten­wachs­tum könne den­noch erheb­lich ein­ge­schränkt wer­den, indem Struk­tu­ren neu geord­net wür­den, erklärt Dor­ner: „Ein wei­te­rer wich­ti­ger Schritt zur Ein­brem­sung des Kos­ten­wachs­tums ist aus Sicht der Ärz­te­kam­mer das Haus­arzt­mo­dell.“ Kopf hatte Ende Dezem­ber 2011 das Ziel genannt, die Aus­ga­ben-Stei­ge­run­gen im Gesund­heits­be­reich auf die Höhe des Wachs­tums der Wirt­schafts­leis­tung zu begren­zen. Das Gesund­heits­mi­nis­te­rium hat dies zwar bestä­tigt, jedoch nicht die Summe.


E‑Medikation: Haupt­ver­band erneut verurteilt

Nach­dem der Haupt­ver­band der Sozi­al­ver­si­che­rungs­trä­ger schon im Mai 2011 vom Bun­des­ver­ga­be­amt zu einer Geld­strafe von 24.000 Euro ver­ur­teilt wurde, weil das Pro­jekt E‑Medikation nicht aus­ge­schrie­ben wordern war, wurde nun neu­er­lich eine Strafe in der Höhe von 10.000 Euro wegen der rechts­wid­ri­gen Ver­gabe der Ver­träge mit den Soft­ware-Her­stel­lern aus­ge­spro­chen. „Die Ver­ur­tei­lun­gen des Haupt­ver­ban­des haben uns mehr als ein­mal gezeigt, was pas­siert, wenn ein Pilot­pro­jekt die­ser Grö­ßen­ord­nung schlam­pig auf­ge­setzt ist. Sowohl ELGA als auch die E‑Medikation müs­sen daher ein­wand­frei auf­ge­stellt sein, bevor an eine Umset­zung nur zu den­ken ist“, kri­ti­sierte Johan­nes Stein­hart, Vize-Prä­si­dent der Wie­ner Ärz­te­kam­mer. Ange­sichts des Endes der Pilot­phase der E‑Medikation mit Ende 2011 for­derte Stein­hart eine lücken­lose Eva­lu­ie­rung, bevor wei­tere Umset­zungs­schritte für ELGA erfol­gen: „Es kann doch nicht sein, dass man ein Pilot­pro­jekt der­art in den Sand setzt und im glei­chen Atem­zug ein noch viel grö­ße­res Pro­jekt wie ELGA einfordert.“


Ted­dy­bär-Kran­ken­haus in der Ärz­te­kam­mer Wien

Mehr als 600 Kin­der emp­fing ÖÄK-Prä­si­dent Wal­ter Dor­ner Ende Dezem­ber 2011 im soge­nann­ten Ted­dy­bär-Kran­ken­haus. Erst­mals fand das Pro­jekt, das jähr­lich von der Aus­trian Medi­cal Stu­dents’ Asso­cia­tion (AMSA) orga­ni­siert wird, in der Ärz­te­kam­mer für Wien statt. Kin­dern soll dabei auf spie­le­ri­sche Weise die Angst vor Ärz­ten genom­men wer­den. Die von den Kin­dern mit­ge­brach­ten Stoff­tiere wer­den von Medi­zin-Stu­den­ten, den „Teddy-Docs“, ver­sorgt; so kön­nen Kin­der die Kran­ken­haus-Situa­tion erle­ben, ohne selbst direkt betrof­fen zu sein.

AKH Wien: nach­hal­tige Finan­zie­rung gefordert

Nach den mas­si­ven Pro­tes­ten gegen die geplan­ten Ein­spa­rungs­maß­nah­men im AKH Wien kün­digte Wis­sen­schafts­mi­nis­ter Karl­heinz Töch­terle (V) eine finan­zi­elle Über­brü­ckungs­hilfe an. Diese Bereit­schaft zeigte der Minis­ter erst nach Gesprä­chen mit der Wie­ner Gesund­heits­stadt­rä­tin Sonja Weh­sely, zu denen Ärz­te­kam­mer­prä­si­dent Wal­ter Dor­ner ein­ge­la­den hatte. Univ. Prof. Tho­mas Sze­ke­res, Vize­prä­si­dent der Ärz­te­kam­mer Wien und Vor­sit­zen­der des Betriebs­rats für das wis­sen­schaft­li­che Per­so­nal an der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien for­derte von der Poli­tik eine „nach­hal­tige Finan­zie­rung“. So müss­ten auch Gesprä­che über die künf­tige Betriebs­struk­tur des AKH Wien geführt wer­den. „Teil einer Lösung muss auch sein, dass die Wei­chen für mit­tel- und lang­fris­tige Maß­nah­men gestellt wer­den, sodass künf­tig keine Finan­zie­rungs­lü­cken mehr ent­ste­hen“, hieß es dazu in einer Aus­sendung des Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­ums. Bür­ger­meis­ter Michael Häupl (S) plä­dierte sei­ner­seits für eine 50:50-Kostenteilung zwi­schen der Stadt Wien und dem Wis­sen­schafts­mi­nis­te­rium. Der­zeit kommt die Stadt Wien für etwa zwei Drit­tel, der Bund für rund 15 Pro­zent der Kos­ten auf.

Impf­plan 2012
Am Impf­plan 2012 wird der­zeit laut Anga­ben aus dem Gesund­heits­mi­nis­te­rium noch gear­bei­tet. Sobald die neuen Emp­feh­lun­gen vor­lie­gen, ist eine Ver­öf­fent­li­chung in der ÖÄZ – vor­aus­sicht­lich im März – vor­ge­se­hen.


Wien: Pati­en­ten-Hand­buch präsentiert

Ab Februar 2012 wird in Wien im Kran­ken­haus Hiet­zing und im Kai­ser Franz Joseph-Spi­tal ein Pati­en­ten­hand­buch ver­teilt, in das der Pati­ent wie in ein Tage­buch per­sön­li­che Noti­zen zur Behand­lung ein­tra­gen soll. Damit soll der Pati­ent aktiv in die The­ra­pie ein­ge­bun­den und „uner­wünschte Ereig­nisse“ in Kran­ken­häu­sern redu­ziert wer­den. „Das Hand­buch ist ein Schritt in diese Rich­tung“, erklärte ÖÄK-Prä­si­dent Wal­ter Dor­ner bei der Prä­sen­ta­tion. Denn rund 60 Pro­zent die­ser „uner­wünsch­ten Ereig­nisse“ seien auf Kom­mu­ni­ka­ti­ons­feh­ler zwi­schen Arzt und Pati­ent zurück­zu­füh­ren. Außer­dem stei­gere eine ver­bes­serte Bezie­hung zum Arzt die Zufrie­den­heit der Pati­en­ten. Das Hand­buch soll auch auf der Home­page der Platt­form Pati­en­ten­si­cher­heit zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Im Anschluss an die Test­phase ist eine Eva­lu­ie­rung vor­ge­se­hen.

Vor­arl­berg: Pilot­pro­jekt zur Spitalsentlastung

Um die Ambu­lan­zen zu ent­las­ten, wer­den an den Kran­ken­häu­sern Bre­genz und Dorn­birn im Rah­men eines Pilot­pro­jekts neue Ein­hei­ten vor­ge­la­gert. Hier wird ent­schie­den, ob ein Pati­ent im Spi­tal behan­delt oder an einen nie­der­ge­las­se­nen Arzt ver­wie­sen wird. Laut einer Stu­die neh­men pro Jahr etwa 125.000 Men­schen die ärzt­li­che Ver­sor­gung in einer Ambu­lanz in Anspruch; 65 Pro­zent davon hät­ten aller­dings auch im nie­der­ge­las­se­nen Bereich behan­delt wer­den kön­nen. So wird es künf­tig bei Per­so­nen, die ohne Zuwei­sung eines Haus- oder Fach­arz­tes die Ambu­lanz auf­su­chen, eine „Erst­be­gut­ach­tung“ geben. Wei­ters erhal­ten Anru­fer seit Beginn die­ses Jah­res unter der Ruf­num­mer 141 kos­ten­los und rund um die Uhr Aus­kunft über ärzt­li­che Bereit­schafts­dienste in der Nähe ihres Wohnortes.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 1–2 /​25.01.2012