neu & aktuell: Politische Kurzmeldungen

10.02.2012 | Politik

EHEC: Bilanz nach einem Jahr

Der Großteil der etwa 4.800 Menschen, die im Frühjahr 2011 an EHEC (Enterohämorrhagische E. Coli) erkrankt waren, ist heute völlig gesund; nur wenige davon sind noch in Behandlung Jedoch haben einige der rund 850 Betroffenen, die danach an einem HUS (hämolytisch-urämisches Syndrom) litten, bleibende neurologische Schäden wie Bewegungs- oder Sprachstörungen.

Mexiko: Tote durch Schweinegrippe

In Mexiko-Stadt sind seit Jahresbeginn ein 19- und ein 20-Jähriger am A(H1N1)-Virus gestorben. In der Hauptstadt wurden seither 110 Fälle, landesweit rund 330 Fälle von Schweinegrippe registriert. Anfang 2009 hatte sich diese ausgehend von Mexiko weltweit verbreitet. Erst im August 2010 hob die WHO die Pandemie-Warnung auf. 17.000 Menschen waren damals gestorben, 1.250 in Mexiko.

USA: Antibabypillen zurückgerufen

In den USA ruft der Pharmakonzern Pfizer nach einem Fehler bei der Verpackung von hormonalen Kontrazeptiva eine Million Schachteln zurück. Die Frauen könnten möglicherweise eine zu geringe Dosis an Hormonen erhalten und somit trotz Antibabypille schwanger werden. Verursacht wurde das Problem durch Fehler bei der mechanischen sowie der visuellen Überprüfung der Verpackungsanlage.

Uganda: „Kopfnicksyndrom“ breitet sich aus

In Uganda leiden mehr als 3.000 Kinder und Jugendliche am „Kopfnicksyndrom“; bereits 100 davon sind gestorben. Als mögliche Ursache der Epilepsie-ähnlichen Krankheit, an der vor allem Fünf- bis 18-Jährige erkranken, gilt Mangelernährung. Durch gesunde Zusatznahrung sowie ein Schilddrüsen-Medikament (Carbimazol) können die Symptome in bestimmten Fällen unter Kontrolle gebracht werden.

Steiermark: Pilotprojekt gegen Fast Food an Schulen

Um den Konsum von Fast Food an Schulen zu reduzieren, will die steirische Gesundheitslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder im Schuljahr 2012/2013 an 20 bis 30 höheren Schulen ein Pilotprojekt starten. Gesunde Lebensmittel sollen an Schulbuffets und Automaten verkauft werden. Dabei soll gemeinsam mit der Schulleitung, den Lehrern und Schülern getestet werden, ob freiwillige Vereinbarungen ausreichen oder Restriktionen notwendig sind. Einig sei man sich darüber, „dass Verbote nur bedingt sinnvoll und durchsetzbar, jedoch bestimmte verbindliche Vorgaben, wie sie auch jetzt schon teilweise bestehen, überlegenswert sind“, so Edlinger-Ploder.

Griechenland: Medikamente nur gegen Bargeld

Angesichts der Wirtschaftskrise geben griechische Apotheken seit Anfang Jänner 2012 Medikamente an Patienten nur noch gegen Bargeld aus. Rezepte werden nicht mehr akzeptiert, weil die staatlichen Krankenkassen ihre Schulden bei den Apotheken seit Monaten nicht mehr begleichen können. Die Patienten bekommen das vorgestreckte Geld mit der Quittung von der Krankenkasse zurück, was jedoch einige Monate bis zu einem Jahr dauern kann. Grund für die Maßnahme ist, dass die Apotheken die Arzneimittel vom Großhandel mittlerweile nur noch gegen Barzahlung beziehen können; dieser wiederum muss Bestellungen bei Pharmafirmen auch bar bezahlen. In Teilen Athens sind speziell Antihypertensiva knapp geworden.

Ärzte in Ausbildung fordern faire Bedingungen

Dass die Ausbildung in der Kernarbeitszeit stattfinden kann und eine Entbürokratisierung der ärztlichen Tätigkeit – das sind die beiden Hauptforderungen, die der Jungärztereferent der Ärztekammer für Wien, Martin Andreas, bei einem Hintergrundgespräch vor Journalisten stellte. Weitere Forderungen: die flächendeckende Umsetzung der delegierbaren Tätigkeiten und entsprechendes Personal dafür; die Möglichkeit, ohne den Umweg Turnus mit der Facharzt-Ausbildung zu beginnen; die Aufwertung der Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin sowie die Aufstockung der Finanzierung der Lehrpraxen. Anlass dafür, dass Andreas auf die Arbeitsbedingungen im AKH aufmerksam machte, ist der seit Oktober 2011 im AKH gültige Stellenstopp sowie die von Gesundheitsminister Alois Stöger geplante Novelle des KAKuG. Dadurch wäre u.a. eine gesetzliche Grundlage dafür geschaffen worden, dass Turnusärzte als Systemerhalter tätig wären.

Oberösterreich: GKK zahlt Online-Abnehmprogramm

Die oberösterreichische Gebietskrankenkasse hat gemeinsam mit der Ärztekammer Oberösterreich das Online-Abnehmprogramm „KiloCoach“ in ihr Leistungsangebot aufgenommen. Damit können Versicherte mit einem BMI über 25 mit Bestätigung eines Arztes an der Aktion, die vorerst von Anfang Februar 2012 bis Ende Jänner 2014 läuft, teilnehmen. Nimmt der Versicherte mindestens sieben Prozent seines Ausgangsgewichts ab, bekommt er 50 Prozent der Abo-Kosten für das Programm zurück; die andere Hälfte wird rückerstattet, wenn der Versicherte die Gewichtsreduktion ein Jahr lang halten kann. Auch mit der SVA gibt es diesbezüglich Gespräche. In Deutschland etwa, wo das Abnehmprogramm „iJoule“ im August 2010 gestartet wurde, bekommen Versicherte von allen großen Kassen Unterstützung.

Enorme Kosten durch CT/MRT-Deckelungsregelung

Durch die seit rund zwei Jahren geltende Deckelung der Honorarsumme für CTs und MRTs entstehen den Radiologen zufolge für die österreichische Volkswirtschaft jährliche Kosten in der Höhe von Hunderten Millionen Euro. „Diese Deckelung bedeutet, dass die Honorarsummen auf das Niveau von 2009 beschränkt sind, sodass alle Untersuchungen, welche die Frequenz des Jahres 2009 übersteigen, gratis durchzuführen wären“, wie Franz Frühwald, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Radiologie in der ÖÄK, erklärte und umgehend die Aufhebung der Deckelungsregelung forderte. Eine nötige Ausweitung der Untersuchungszeiten ist aufgrund der Tarifsituation nicht möglich. Patienten warten derzeit durchschnittlich fünf bis sechs Wochen auf einen Untersuchungstermin; 2009 waren es noch ein bis zwei Wochen, 2012 werden es bereits neun Wochen sein. Im Rahmen der vierjährigen Laufzeit der Deckelung werden insgesamt etwa 436 Millionen Euro pro Jahr für zusätzliche Krankenstandstage durch die unnötig verlängerten Wartezeiten auf eine CT- oder MRT-Untersuchung verursacht.

ELGA-Umfrage unter Wiener Ärzten: klare Ablehnung

95 Prozent der Wiener Ärzte sprechen sich in einer Mitgliederbefragung der Wiener Ärztekammer gegen das Gesetz zur elektronische Gesundheitsakte (ELGA) in der von Gesundheitsminister Alois Stöger vorgelegten Form aus. Den enormen Rücklauf – mehr als 3.500 Wiener Ärztinnen und Ärzte, also 34 Prozent, haben sich an der Umfrage beteiligt – bezeichnet der Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Johannes Steinhart, als „sensationell“. Insgesamt halten 84 Prozent der Befragten ein ELGA-System grundsätzlich für keine prioritäre Versorgungsverbesserung. Steinhart dazu: „Bemerkbar ist, dass diese Meinung nicht nur von niedergelassenen Ärzten, sondern auch zu 78 Prozent von Spitalsärzten, die ja viel mit elektronischen Dokumentationssystemen arbeiten müssen, vertreten wird.“ Weiters haben sich 88 Prozent der Befragten dafür ausgesprochen, dass niedergelassene Ärzte freiwillig entscheiden dürfen, ob sie an ELGA teilnehmen möchten oder nicht. Aufgrund dieser Ergebnisse folgert Steinhart, dass „noch dringend viele Punkte geklärt müssen, bevor ein ELGA-Gesetz in Österreich umgesetzt werden kann“.

Niederösterreich: trotz Rechnungshof-Kritik zwei neue Spitäler

Das Land Niederösterreich hält auch nach der Kritik des Rechnungshofes, dass der Neubau der beiden nur zwölf Kilometer entfernten Spitäler in Baden und Mödling zu kostenintensiv sei, daran fest. Berechnungen, wonach man beim Bau von nur einem Spital 34 Millionen Euro einsparen könnte – 346 Millionen Euro kostet der Neubau beider Spitäler – hält das Land Niederösterreich für „nicht nachvollziehbar“; der Rechnungshof habe die Folgekosten dabei nicht berücksichtigt. Eine auf 30 Jahre ausgelegte Berechnung von Bau- und Betriebskosten bestätige den Vorteil der Zwei-Häuser-Lösung, heißt es dazu aus dem Büro von Landeshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Sobotka (V). Wird nur ein Spital gebaut, würde dies jährlich 800.000 Euro mehr bedeuten. Dennoch wolle man das Projekt neuerlich durchrechnen. Sollte der Rechnungshof doch im Recht sein, könnte man eine Redimensionierung eines der Spitäler andenken. Eines der Häuser nicht zu bauen, sei dagegen – auch aufgrund der Einwohnerzahlen – unrealistisch, wurde aus dem Büro von Sobotka betont. Die Bauarbeiten werden indes fortgesetzt.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 3 / 10.02.2012