Im Herbst dieses Jahres öffnet am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt die österreichweit erste Burnout-Ambulanz für Ärzte ihre Pforten. Eine Ausweitung des Angebots in anderen Bundesländern ist geplant.
Von Ruth Mayrhofer
Der Initiator der österreichweit ersten Burnout-Ambulanz für Ärzte, Gerhard Fruhwürth, Primarius der Abteilung für Sozialpsychiatrie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt, bezeichnet die 2011 vorgestellte Studie zur Burnout-Gefährdung österreichischer Ärzte (durchgeführt von Univ. Prof. Peter Hofmann im Auftrag der ÖÄK) als „Initialzündung“ für sein Pilotprojekt. Zur Erinnerung: Das Ergebnis der Studie, die in Form einer Online-Befragung durchgeführt wurde und an der sich 6.240 Ärzte beteiligt hatten, hatte gezeigt, dass knapp 54 Prozent derjenigen, die sich an der Befragung beteiligt hatten, sich in unterschiedlichen Phasen des Burnout befinden. „Das ist ganz einfach erschreckend“, meint Fruhwürth. Deswegen bemüht er sich seit Jahren, das Thema Burnout zu entstigmatisieren: „Burnout ist eine Erkrankung wie jede andere. Und auch Ärzte, die nicht gern darüber reden, aber gefährdet sind, sollten das anerkennen und etwas dagegen unternehmen.“
Fruhwürth weiter: „Dass sich Ärzte oft sehr wohl bewusst sind, dass sie Burnoutgefährdet oder bereits an Burnout erkrankt sind, erkennen wir nicht zuletzt daran, dass eine Fülle von österreichischen Kollegen zur Behandlung in Privatkliniken nach Deutschland ausweicht.“ Aber: „Österreichische Ärzte sollten auch in Österreich behandelt werden können: physisch, psychisch und mit dem Recht auf Privatsphäre.“
Burnout-Ambulanz für alle Ärzte offen
Das „Pionierprojekt“ Burnout-Ambulanz für Ärzte richtet sich an Ärzte aus dem klinischen und dem niedergelassenen Bereich. Das Hauptaugenmerk liegt dabei im Sinn eines ersten wichtigen Schrittes zur Problembekämpfung nicht in der Therapie, sondern in der Abklärung, Diagnostik und Beratung. Die Diagnose selbst wird in einem dreistufigen und intensiven Arzt-Patienten-Gespräch erarbeitet, das auch eine umfassende somatische Abklärung beinhaltet. Anschließend erfolgt eine Therapie-Empfehlung. „Uns geht es mit der Therapie-Empfehlung nicht darum, eine Krankheit zu bestätigen, sondern es geht vor allem darum, Perspektiven zu geben. Ziel ist, wieder Freude am Beruf zu finden, was oftmals auch bedeutet, sich mit bestimmten Gegebenheiten abzufinden und dort, wo Veränderungen möglich sind, diese auch umzusetzen. Das ist der erste und einer der wichtigsten Schritte für eine Erfolg versprechende Therapie“, betont Fruhwürth. Eine tatsächliche Behandlung soll dann mit Hilfe eines noch auszubauenden Netzes von niedergelassenen Psychiatern, Psychotherapeuten und Allgemeinmedizinern in Zusammenarbeit mit der Burgenländischen Ärztekammer erfolgen.
Ein wichtiger Faktor zum Erfolg der Burnout-Ambulanz in Eisenstadt ist, dass die Anonymität derjenigen, die sie aufsuchen, gewährleistet ist. „Das ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach, weil im Burgenland natürlich jeder jeden kennt“, gibt Fruhwürth zu bedenken. „Doch auf der einen Seite steht die Eisenstädter Ambulanz auch Kollegen aus den nahe gelegenen Bundesländern offen, auf der anderen Seite werden wir trachten, dieses Angebot auf andere Bundesländer auszudehnen.“ Fruhwürth hofft dabei auch auf die Unterstützung
primär der Burgenländischen Ärztekammer, und darauf, dass die Idee der Burnout-Ambulanz für Ärzte auch in anderen Einrichtungen „ankommen“ möge.
Bei der Vorstellung des Pilotprojektes anlässlich einer Fachtagung vor wenigen Wochen fand auch der burgenländische Gesundheits-Landesrat Peter Rezar lobende Worte: Mit dem Thema Burnout widme sich Fruhwürth überdies einem wichtigen Thema, das viel Betroffenheit auslöse.
Interview – Michael Lang „Das ist ein Meilenstein!“ ÖÄZ: Welchen Stellenwert hat die Burnout-Ambulanz für Ärzte? Die Hemmschwelle unter Ärzten, Hilfe zu suchen, ist groß. Kann die Ambulanz das ändern? |
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 /10.05.2012