edi­to­rial: Dr. Agnes M. Mühlgassner

25.03.2012 | Politik

(c) Foto Weinwurm

Die Per­spek­tive der rund 2.000 Medi­zin-Stu­di­en­an­fän­ger in Wien im Stu­di­en­jahr 1983/​1984: rund vier Jahre War­te­zeit auf einen Tur­nus; einen Kas­sen­ver­trag zu bekom­men galt als aus­sichts­los. Wir waren alle über­zeugt davon, das rich­tige Stu­dium gewählt zu haben.

Die Situa­tion heute ist anders, wie eine aktu­elle Umfrage zeigt: Wenn jeder dritte Tur­nus­arzt nicht mehr Medi­zin stu­die­ren (Stich­wort: Hilfs­tä­tig­kei­ten) würde und auch nicht mehr Arzt (wegen der Büro­kra­tie) wer­den will, dann stimmt etwas nicht im Sys­tem. Tur­nus­ärzte wer­den mitt­ler­weile hän­de­rin­gend gesucht, Kas­sen­stel­len kön­nen oft nicht mehr nach­be­setzt wer­den.

Aus­sicht auf rasche Bes­se­rung? Nicht wirk­lich. Man kann‘s den ange­hen­den Jung­ärz­ten nicht ver­den­ken, dass sie so den­ken. Denn: Öster­reichs Tur­nus­ärz­tin­nen und Tur­nus­ärzte haben nicht nur keine Zukunft, sie haben keine Gegenwart.

Und das ist ver­mut­lich das Aller­schlimmste an der gegen­wär­ti­gen Situa­tion.

Herz­lichst,

Chef­re­dak­teu­rin

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 6 /​25.03.2012