Augenabteilung als Wochenklinik: Straff organisiert

25.02.2012 | Politik

Gesteigerte OP-Frequenzen, kürzere Wartezeiten und eine größere Patienten-Zufriedenheit werden an der Augenabteilung des Krankenhauses Hietzing in Wien nach der Umstellung auf eine Wochenklinik im Jahr 2010 registriert.
Von Birgit Oswald

Auf erste Erfahrungen, wie eine Augenabteilung auch als Wochenklinik geführt werden kann, kann man am Krankenhaus Hietzing in Wien zurückgreifen. Durch die Schließung am Wochenende können zum einen die Mitarbeiter entlastet und zum anderen Ressourcen sinnvoller eingesetzt werden, wie Univ. Doz. Veronika Vécsei-Marlovits, Abteilungsleiterin der Augenabteilung am Krankenhaus Hietzing, erklärt: „Die Wochenklinik entstand im Auftrag der Generaldirektion aus wirtschaftlichen Gründen.“

Um dem gesteigerten Patientenaufkommen unter der Woche gerecht zu werden, wurde ein zusätzlicher Operations-Nachmittagsblock eingerichtet. Auch beim Personalbedarf und bei den Dienstplänen kam es zu Umstrukturierungen: Wochenend-Dienste fielen weg, zusätzliches Personal für den Nachmittags-OP-Block wurde notwendig. Um den vermehrten Aufnahmen gerecht zu werden, wurden sogenannte „Aufnahmestraßen“ eingeführt, wie Vécsei-Marlovits erklärt: „Wir haben zum Beispiel an Montagen bis zu 43 Aufnahmen. Wenn man gut 40 Patienten in drei Untersuchungsräumen untersucht, muss man das sehr gut organisieren. Daher verlaufen die Patientenaufnahmen gestaffelt.“ Jeweils zwei Patienten werden in einem 15-minütigen Abstand aufgenommen. Jeder Patient bekommt seine Krankengeschichte mit Checkliste, wo genau vermerkt ist, wann und in welchen Untersuchungsräumen welche Untersuchungen durchgeführt werden. Die durchgeführten Untersuchungen werden vom jeweiligen Arzt oder Mitarbeiter des Pflegedienstes auf der Checkliste des Patienten abgehakt. Auch das medizinische Personal kennt seinen Verantwortungsbereich genau und weiß, wann es wofür zuständig ist. „Die genau strukturierten Abteilungsabläufe funktionieren sehr gut. Durch die gestaffelte Aufnahme warten die Patienten zwischen Aufnahme und Operation nicht lange. Durch ein vermehrtes Angebot an tagesklinischen Katarakt-Operationen (mehr als 60 Prozent) kommt es zu einer reduzierten Verweildauer von durchschnittlich 1,3 Tagen. Das ermöglicht eine höhere Frequenz und steigert die Zufriedenheit der Patienten“, erklärt Vécsei-Marlovits. So konnte seit der Eröffnung ein Plus von 45 Prozent pro Monat bei den Katarakt-Operationen erreicht werden.

Die Abläufe in der Wochenklinik basieren auf einem im Team erarbeiteten Prozessmanagement, dem internationale Standards zugrunde liegen. Für alle relevanten und häufig auftretenden Krankheitsbilder liegen Behandlungs- und Therapiepfade vor. Dadurch wird die Behandlungsqualität gesteigert, wie Vécsei-Marlovits betont: „Unsere Abläufe sind sehr genau überlegt. Die Basis sind die Vorgaben der Behandlung nach dem State of the Art, aber auch Faktoren wie Erfahrung oder lokale Besonderheiten fließen ein. Besonders wichtig ist es, dass die Prozesse im Team erarbeitet werden, weil nur dann eine Identifikation stattfinden kann. Dadurch funktioniert die Einhaltung der Standards bei uns sehr gut.“ Konkret bereitet ein Spezialist ein Diagnose- und Therapieschema vor, das einmal in der Woche im Rahmen der Morgenbesprechung mit dem ganzen Team thematisiert wird. Wenn alle Beteiligten zustimmen, gibt Vécsei-Marlovits das endgültige OK. „Als erste Abteilung bieten wir auch eine standardisierte Facharztausbildung an. Es ist genau festgelegt, was in welchem Ausbildungsjahr zu erlernen ist. Das wird anhand von speziellen Checklisten überprüft“, erklärt Vécsei-Marlovits.

Win-Win-Situation

Neben der Steigerung der OP-Frequenzen und der Verkürzung der Wartezeiten auf einen OP-Termin konnte durch die Umstellung auf die Wochenklinik vor allem eine größere Patienten-Zufriedenheit erreicht werden, wie Vécsei-Marlovits resümiert: „Wir befinden uns in einer Win-Win-Situation. Sowohl die Mitarbeiter als auch die Patienten profitieren. Unter der derzeitigen wirtschaftlichen Situation muss man alte Strukturen verlassen und viel über straffer organisierte Modelle nachdenken, um Ressourcen optimal auszunutzen, damit das System langfristig funktioniert. Wir haben einen ersten Schritt dazu gemacht.“

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2012