AKH: Nur eine Zwischenlösung?

10.02.2012 | Politik

Jene neun Millionen Euro, die Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle dem AKH als Überbrückungshilfe zur Verfügung stellte, sind nicht mehr als eine kurzfristige Lösung – dies stellt Univ. Prof. Wolfgang Schütz, Rektor der Medizinischen Universität Wien, beim 38. Gesundheitspolitischen Forum Mitte Jänner in Wien fest. Denn die Finanznöte des AKH Wien seien seit langem absehbar gewesen. Seit der Ausgliederung der Universitäten im Jahr 2004 sei klar, dass das AKH in dieser Form nicht mehr finanzierbar ist. „Der Kollaps ist weiterhin vorprogrammiert“, betonte Schütz. Nicht nur, dass die Finanzspritze zurückgezahlt werden muss; auch werden sich die fehlenden Mittel in den kommenden Jahren multiplizieren. „Wenn man nichts dagegen tut, wird sich der Abgang für die Universität bis zum Jahr 2015 auf 63 Millionen Euro anhäufen“, betonte Univ. Prof. Thomas Szekeres, Vizepräsident der Ärztekammer Wien und Vorsitzender des Betriebsrats für das wissenschaftliche Personal an der Medizinischen Universität Wien. Moderate Sparmaßnahmen wie etwa ein neues Modell für Vorhalteleistungen solle laut Schütz zur Entlastung des AKH beitragen. Nach Ansicht von Szekeres werden diese Einsparungen jedoch nicht so einfach möglich sein; schließlich ginge es bei den Forderungen nicht um zusätzliches Budget, sondern lediglich um die Erhaltung des Status quo.

Während sich Schütz für die Finanzierung des AKH Wien nicht zuständig fühlt und an die Stadt Wien als „eigentlichen Ansprechpartner“ verweist, ist für Szekeres in erster Linie wichtig, dass AKH und medizinische Universität funktionsfähig sind: „Es ist an der Politik, dafür zu sorgen. Wer konkret dafür aufkommt, ist für Patienten und Bedienstete nicht wesentlich.“ Bei etlichen „Runden Tischen“ soll nun ein Modell gefunden werden, um das AKH zu führen. „Der, der bestimmt, muss auch für die Finanzierung sorgen“, stellte Schütz klar.

Mitverantwortlich für die Finanzprobleme des AKH – darüber waren sich beide Experten einig – ist das „Versagen des niedergelassenen Bereichs“, wie Schütz es formulierte und die damit verbundenen steigenden Patientenströme in der Notfallaufnahme. Patienten und niedergelassene Ärzte könne man dafür aber nicht verantwortlich machen. Die Patienten hätten an Wochenenden und nachts keine andere Option; niedergelassene Ärzte im Dienst seien zu diesen Zeiten Mangelware, so Szekeres: „Das liegt an der Krankenkasse, die bei der Zahl der Kassenärzte noch immer den Stand von 1970 hat – und das bei deutlilch gestiegenen Leistungen!“ Sein Fazit: Brauchen würde es unter anderem Modelle für den niedergelassenen Bereich, die Wochenend- und Nachtdienste honorieren, und so den Hausarzt stärken – damit würde man auch das AKH entlasten.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 3 / 10.02.2012