Ärzte-Ausbildung: Wille zur Umsetzung gefragt

25.02.2012 | Politik

Nach wir vor wird um eine neue, zeitgemäße Ärzte-Ausbildung gerungen. Seit einiger Zeit kommt Bewegung in die Diskussion. Aber die tatsächliche Umsetzung wird letztlich am politischen Willen der Verantwortlichen liegen.
Von Ruth Mayrhofer

Seit 2011 laufen Gespräche zwischen ÖÄK, Gesundheitsministerium und Hauptverband hinsichtlich einer zeitgemäßen Neugestaltung der ärztlichen Ausbildung. Insgesamt soll die „Ausbildung neu“ nach dem Konzept und der Vorstellung der ÖÄK wie folgt aussehen: Nach Beendigung des Medizinstudiums – dessen letzte zwölf Monate einem klinisch-praktischen Jahr gewidmet sein sollen – soll ein neunmonatiger Grund-Turnus aus Innerer Medizin, einem chirurgischen Fach sowie Anästhesie und Notfallmedizin zum Einen eine Basisausbildung bieten, zum Anderen – sofern man eine Facharztausbildung anstrebt – die bisherigen Gegenfächer ersetzen.

Danach soll die Ausbildung für Allgemeinmediziner und Fachärzte getrennt verlaufen (siehe Grafik). Entscheidet sich ein Turnusarzt nach der neunmonatigen Ausbildung für eine Facharztausbildung, kann er diese beginnen, ohne ein weiteres Gegenfach absolvieren zu müssen. Die Ausbildungszeit beträgt somit für alle Sonderfächer im Hauptfach fünfeinviertel Jahre. Damit soll auf den immer größeren Umfang und die zunehmende Komplexität der Sonderfächer im Rahmen der Ausbildung Rücksicht genommen werden, ohne dass jedoch die Gesamtdauer der Ausbildung verlängert wird. Nach wie vor soll jedoch die Möglichkeit bestehen, erst nach der Ausbildung zum Allgemeinmediziner eine Facharzt-Ausbildung zu beginnen. „In Zeiten des zunehmenden Ärztemangels wird es aber immer wichtiger, durch eine straffe Ausbildung die jungen Kollegen direkt und damit rascher zum Facharzt auszubilden. Bisherige Wartezeiten auf die Facharzt-Ausbildungsstellen werden durch den zunehmenden Mangel ohnehin immer seltener zum Problem werden“, ist Stefan Kastner, Vorsitzender der Ausbildungskommission der ÖÄK und des Ausschusses für ärztliche Ausbildung der Ärztekammer Tirol, überzeugt.

Angehende Allgemeinmediziner hingegen sollen nach dem neunmonatigen Grund-Turnus ihre Ausbildung für etwa zweieinhalb Jahre in einem Krankenhaus fortsetzen. Diese Ausbildung ist mit dem derzeitigen Turnus vergleichbar; der Fächerkanon wird jedoch ergänzt. Anschließend ist eine einjährige verpflichtende Ausbildungszeit in einer Lehrpraxis vorgesehen. Die Ausbildungszeit für Allgemeinmediziner beträgt dem ÖÄK-Vorschlag zufolge zwischen vier und viereinhalb Jahre.

Knackpunkt Geld

Die ÖÄK macht das neue Ausbildungskonzept allerdings von einer gesicherten Bezahlung der Turnusärzte abhängig. Das betrifft vor allem die Ausbildung in der Lehrpraxis. Und hier spießt es sich, weil dafür in Österreich zu wenig Geld vorhanden ist. Für die Finanzierung von verpflichtenden Lehrpraxen österreichweit wären zwischen zehn bis zwölf Millionen Euro notwendig; tatsächlich stehen jedoch derzeit lediglich 900.000 Euro zur Verfügung. „Laut Gesundheitsminister Alois Stöger wäre eine Lehrpraxis-Zeit von sechs Monaten finanzierbar, doch die ÖÄK hält zwölf Monate aus guten Gründen für unabdingbar“, erklärt Kastner. Liegt die „Wahrheit“ daher in der Mitte? Kastner dazu: „Derzeit ist die Bereitschaft zu einem Kompromiss innerhalb der ÖÄK durch klare Beschlüsse gering.“

Erste Einigung, sonst Warten angesagt

Was die Facharztausbildung anlangt, wurde aber auch bereits eine Einigung erzielt: Vor einiger Zeit sind ÖÄK, Gesundheitsministerium und Hauptverband zur prinzipiellen Einigung gelangt, die Rasterzeugnisse im Rahmen der Facharztausbildung umzustellen, weil derzeit die vorgesehenen Inhalte nur unzureichend vermittelbar erscheinen. „Nicht jeder Facharzt muss alles können“, meint Kastner. Deswegen sollen nach internationalen Vorbildern Kernkompetenzen für jedes Fach definiert und darüber hinausgehende Inhalte im Modul-Format mit Wahlmöglichkeit vermittelt werden. „Diese Vorgangsweise könnte sogar Additivfächer ersparen“, ist Kastner überzeugt.

Insgesamt ist jedoch nach wie vor Warten angesagt. „Das Papier liegt im Ministerium und damit liegt auch der Ball beim Minister“, sagt Kastner. Letztlich müsse der Minister das Konzept politisch durchbringen.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2012