neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.05.2012 | Medizin


Einfachere Malaria-Therapie im Test

An einer neuen Behandlung der Malaria tertiana forschen Experten der MedUni Wien. Im Gegensatz zur bisher üblichen Therapie von Chloroquin für drei Tage gefolgt von einer zweiwöchigen Gabe von Primaquin muss die neue Wirksubstanz Tafenoquin nur drei Tage hindurch eingenommen werden. Dadurch erwarten sich Experten eine bessere Compliance speziell bei Betroffenen in tropischen Ländern.
APA/Meduni Wien

Diabetiker: Blutzucker bewirkt Fetteinlagerungen

Die vermehrt bei Diabetikern auftretenden Fetteinlagerunge in Herzmuskelzellen binnen weniger Stunden sind auf die Kombination von hohem Blutzucker und Insulin zurückzuführen, nicht auf Fettzufuhr. Ursache dafür ist ein gestörter Substratstoffwechsel im Herzmuskel. Forscher der MedUni Wien haben den Vorgang erstmals mittels Hochfeld-Magnetresonanz und Spektroskopie sichtbar gemacht.
APA/Diabetes

Frauen profitieren mehr von Schrittmachern

Laut der europäischen MASCOT-Studie ist bei Frauen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz mit einer kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) die Mortalität geringer als bei Männern. Bei dieser neuen Form von Schrittmachern kann sowohl die rechte als auch die linke Herzkammer stimuliert werden. Insgesamt wurden 393 Patienten im Verlauf von zwei Jahren nach einer CRT-Implantation beobachtet.
APA

Solarien: doch höhere Hautkrebsgefahr

Dass die Krebsgefahr durch Solariumbesuche höher ist als bisher gedacht, belegt eine internationale Meta-Studie. So steigt etwa das Risiko für ein malignes Melanom auf fast 200 Prozent, besucht man bis zum 35. Lebensjahr regelmäßig ein Solarium; schon ein Besuch pro Monat erhöht das Risiko. Nach zwei bis drei Jahrzehnten steigt das Risiko sogar auf das 2,4-Fache.
APA

Schlaganfall-Prophylaxe: Verschluss-System für Herzohr

Ein neuartiges Verschluss-System für das Herzohr haben Ärzte des Universitätsklinikums Graz entwickelt. Dabei wurde im April 2012 erstmals in Österreich ein neuartiges Herzkatheter-basiertes Verfahren angewendet, bei dem das Herzohr mit einem Implantat verschlossen wird. Der ein- bis zweistündige Eingriff erfordert einen kurzen stationären Aufenthalt und erfolgt ohne Narkose. International wird dieses Verfahren, das speziell für Personen geeignet ist, die Antikoagulantien nicht vertragen, bereits seit rund vier Jahren durchgeführt. Rund 150.000 Österreicher leiden an Vorhofflimmern, bei dem vor allem im Herzohr das Risiko für die Bildung von Thromben steigt.
APA

Suizidgedanken hängen vom Temperament ab

Rund 12,5 Prozent der psychisch gesunden Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben schon an Suizid gedacht – das geht aus einer Studie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien hervor. Insgesamt wurden die Daten von 1.381 Teilnehmern im Alter von 18 bis 25 Jahren aus 20 Lehrlings- und Studentenheimen ausgewertet. Jugendliche mit einem depressiven, zyklothymen oder ängstlichen Temperament haben häufiger an Suizid gedacht als andere Gleichaltrige. Bei eher depressiven Charakteren war die Häufigkeit um fast 14 Prozent höher. Auch bei Ausschluss der Einflussgrößen Raucherstatus, Häufigkeit von Alkohol- und Drogenkonsum sowie Schulstatus wiesen Personen mit einem depressiven Temperament um zwölf Prozent häufiger Suizidgedanken auf als der Durchschnitt. Insgesamt haben Frauen häufiger an Suizid gedacht als Männer mit vergleichbarem Temperament. Die Untersuchung des Temperaments könne bei an sich psychisch gesunden Menschen in Krisensituationen eine Risikoabschätzung ermöglichen, so die Autoren.
APA

Linke Gesichtshälfte ist ansprechender

In einer Studie der Wake Forest University in North Carolina haben Wissenschafter Schwarz-Weiß-Porträts von Frauen und Männern danach bewerten lassen, wie ansprechend die abgebildete, lächelnde Person wirkt. In der Bewertung erhielt die linke Gesichtshälfte auf einer Skala von eins bis neun durchschnittlich bessere Noten als das rechte Profil – unabhängig davon, ob das Bild gespiegelt war oder nicht. Das Geschlecht der Abgebildeten spielte dabei keine Rolle. Die Ursache könnte sein, dass sich Emotionen über die linke Gesichtshälfte stärker ausdrücken lassen, und dies spreche ästhetisch eher an, so die Vermutung der Wissenschafter. Auch die Größe der Pupillen lässt einen Rückschluss auf ästhetische Vorlieben zu: Je ansprechender die Fotos in der Untersuchung wahrgenommen wurden, umso größer wurden die Pupillen der Betrachter.
APA/Experimental Brain Research

Hyperaktive Schilddrüse erhöht Herzkreislaufrisiko

Schon eine leichte, subklinische Hyperthyreose vergrößert die Gefahr für einer Herzerkrankung. In einer Studie des Inselspitals Bern und der Medizinischen Poliklinik in Lausanne wurden die Daten von 52.674 Teilnehmern in zehn Kohortenstudien in Europa, Brasilien, Australien und den USA über einen Zeitraum von acht Jahren analysiert. Ergebnis: Hyperthyreose erhöht das Risiko, an einer Herzerkrankung zu sterben, um 25 Prozent; das Risiko für Herzrhythmusstörungen lag um 65 Prozent höher. Die Studie bestätigt die neuesten internationalen Empfehlungen, wonach bei über 65-Jährigen und Herzkranken eine Überfunktion der Schilddrüse auch ohne Symptome medikamentös behandelt werden soll. Betroffen sind zwischen acht und 18 Prozent der Erwachsenen über 65 Jahren, vor allem Frauen.
APA/The Archives of Internal Medicine

Computerspiel gegen Depression

Neuseeländische Forscher der Universität Auckland haben zur Bekämpfung von Depressionen bei Jugendlichen das Computerspiel „SPARX“ entwickelt, das ebenso erfolgreich ist wie Therapiesitzungen beim Psychologen. 94 Jugendliche, die durchschnittlich 15,5 Jahre alt waren und bei denen eine Depression diagnostiziert worden war, testeten das 3-D-Fantasiespiel drei Monate lang. In dem Spiel soll ein Avatar unterschiedliche Herausforderungen lösen, indem er etwa lernt, mit Wut, Frust und seelischen Verletzungen umzugehen und negative Gefühle mit viel Kreativität in nützliche Gedanken umzuwandeln. 44 Prozent der betroffenen Teenager, die einen Großteil der Aufgaben lösen konnten, wurden völlig geheilt, während es in der Vergleichsgruppe, die konventionell betreut wurde, nur 26 Prozent waren. „Depressionen, Angstzustände und das Gefühl der Hoffnungslosigkeit sind mit Hilfe des Spiels deutlich zurückgegangen. Die Lebensqualität der betroffenen Teenager hat insgesamt zugenommen“, so Studienleiterin Saly Merry.
APA/British Medical Journal

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2012