neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.04.2012 | Medizin


Mehr Alkoholkonsum bei sexueller Unzufriedenheit

Wenn weibliche Fruchtfliegen die männlichen Fruchtfliegen zurückweisen, konsumieren diese anschließend Ethanol-hältiges und nicht normales Futter. Laut den Forschern der University of California (San Francisco) aktiviere Alkohol genauso wie Sex ein Belohnungszentrum im Gehirn. Die Wissenschafter erwarten sich dadurch, das menschliche Suchtverhalten besser erklären zu können.
APA/Science

Wieder mehr HIV-Fälle in Österreich

Mit 525 Fällen (2010: 487) ist die Zahl der HIV-Neudiagnosen 2011 wieder gestiegen. Experten sehen darin nur eine Zufallsschwankung und keine wirkliche Änderung der Situation in Österreich. Eine Zunahme an HIV-Neudiagnosen hat es vor allem in Wien und Kärnten gegeben. Schätzungen zufolge sind in Österreich rund 1.700 Menschen an AIDS erkrankt.
APA

Bubble Tea: gefährlich für Kleinkinder

Bubble Tea, der erdnuss-große Stärkekügelchen von kaugummiartiger Konsistenz enthält, ist vor allem für Kleinkinder gefährlich – warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands. Die Kügelchen werden mit dem Tee über einen dicken Strohhalm aufgesogen und können – wenn sie über die Luftröhre in die Lunge gelangen – zu einer Lungenentzündung oder gar zu einem Lungenkollaps führen.
APA

Tumorzellen hemmen Chemotherapie

Forscher der Universität Zürich haben entdeckt, dass sogenannte Top1-Inhibitoren in Tumorzellen die Wirkung einer Chemotherapie bremsen. Die Wissenschafter wollen nun herausfinden, ob auch andere Chemotherapeutika durch diesen oder einen ähnlichen Mechanismus gehemmt werden. Außerdem wollen sie Wirkstoffe finden, die diesen Mechanismus bekämpfen.
APA/Nature Structural and Molecular Biology

Autoimmunerkrankungen: früher Keimkontakt schützt

Ein früher Kontakt mit Keimen reguliert bei Mäusen die Immunzellen und schützt vor Asthma oder entzündlichen Darmerkrankungen. Ein Forscherteam um Torsten Olszak von der Ludwig-Maximilians-Universität München und Richard Blumberg von der Harvard Medical School Boston hat normale Labormäuse mit besonders keimfrei gehaltenen Nagern, die in abgeschotteten Plastikbehältern lebten und speziell aufbereitetes Futter erhielten, verglichen. „Es zeigte sich, dass die keimfreien Mäuse besonders viele natürliche Killer-T-Zellenin der Lunge und im Darm haben, die nach Aktivierung eine Reihe von Botenstoffen ausschütten, die bei Autoimmunkrankheiten und Entzündungen eine Rolle spielen“, so Olszak. Die keimfreien Mäuse waren anfälliger für Asthma und für eine der Colitis ulcerosa ähnliche Darmerkrankung.
APA/Science

Schlaftabletten erhöhen Sterberisiko

Die regelmäßige Einnahme von Schlaftabletten erhöht das Sterberisiko und fördert bei häufigem Gebrauch die Entstehung von Krebs. Die Wissenschafter untersuchten mehr als 10.500 Menschen – durchschnittlich waren sie 54 Jahre alt –, die mehr als zweieinhalb Jahre Schlafmittel verordnet erhielten. Diese Gruppe wurde mit 23.500 Menschen verglichen, die keine derartigen Medikamente einnahmen. Ergebnis: Bei Patienten, die bis zu 18 Dosen jährlich nahmen, war das Sterberisiko 3,5-fach höher als bei jenen, die keine Mittel nahmen. Patienten, die zwischen 18 und 132 Dosen jährlich nahmen, hatten ein vierfach erhöhtes Sterberisiko, Patienten mit mehr als 132 Dosen jährlich ein fünf-fach erhöhtes. „Diese Zusammenhänge betrafen alle Altersgruppen. Am stärksten waren sie aber bei denjenigen zwischen 18 und 55 Jahren“, so die Forscher. Auch die Gefahr, an Krebs zu erkranken, steigt mit der Einnahme von Schlafmitteln: Diejenigen, die besonders häufig Schlafmittel schluckten, hatten ein um 35 Prozent erhöhtes Risiko für ein Karzinom.
APA/British Medical Journal

Brustkrebs: Adipöse haben häufiger Rezidive

Ist eine Frau zum Zeitpunkt der Diagnosestellung „Brustkrebs“ übergewichtig oder adipös, hat sie ein höheres Rückfalls- und Mortalitätsrisiko als eine normalgewichtige Frau. „Wir haben somit einen weiteren Nachweis, dass einzelne Lebensgewohnheitsfaktoren Einfluss auf die Krebsprognose haben können“, erklärte Studienautorin Jennifer Ligibel. Die am Dana-Farber-Institut in Boston (USA) tätige Onkologin präsentierte diese Ergebnisse der Auswertung einer Studie an mehr als 1.909 Patientinnen bei der 8. Europäischen Brustkrebskonferenz Ende März in Wien. Bei dieser Studie wurden die verschiedenen Dosierungspläne der zusätzlichen Chemotherapie bei Lymphknotenbefall untersucht. Es zeigte sich eine klare Korrelation zum Körpergewicht: So betrug das zehnjährige rückfallfreie Überleben einer normalgewichtigen Patientin 71,4 Prozent, bei einer übergewichtigen Frau 66,5 Prozent, bei einer adipösen 65 Prozent. Nach zehn Jahren lebten noch 76,9 Prozent der normalgewichtigen Frauen mit Brustkrebs; 70,6 Prozent der Übergewichtigen und 69,8 Prozent der Adipösen. Bei dieser Studie wurde außerdem berücksichtigt, dass jede Frau bei der Chemotherapie eine dem Gewicht angepasste Dosierung erhielt. „Das zeigt, dass die bei schwereren Frauen beobachteten Rezidivraten offensichtlich nicht durch die Behandlungsfaktoren bedingt sind“, so Ligibel.
APA

Weichmacher begünstigen Diabetes

Weichmacher und Flammschutzmittel können zu Fettleibigkeit und Diabetes mellitus führen, wie aus einer Literaturstudie der britischen Umweltschutzorganisation Chem-Trust hervorgeht. Bei Versuchstieren führte die Belastung mit Chemikalien wie Bisphenol A im Mutterleib zu einer späteren Gewichtszunahme und einer erhöhten Insulinresistenz. Bislang wurden in erster Linie falsche Ernährung und Bewegungsmangel als Ursachen für Adipositas verantwortlich gemacht. „Neue Studien zeigen, dass die Belastung mit hormonellen Schadstoffen einen wichtigen und bisher unterschätzten Anteil haben könnten“, erklärt Gilbert Schönfelder, Toxikologe an der Charité Berlin. Die Experten fordern den Ausbau von Vorsorgemaßnahmen. So dürften etwa hormonell wirksame Chemikalien nicht in die Körper von Kindern gelangen, auch nicht in die von Erwachsenen. Weichmacher sind beispielsweise in Plastikspielzeug, Elektrogeräten, PVC-Böden und der Beschichtung von Konservendosen enthalten.
APA

Aspirin hemmt Metastasen

Die tägliche Einnahme von Aspirin kann die Wahrscheinlichkeit, dass ein Primärtumor metastasiert, um 40 bis 50 Prozent reduzieren. Das geht aus drei kürzlich veröffentlichten Studien der Universität Oxford hervor. „Bei keinem anderen Medikament wurde bisher gezeigt, dass es Metastasen vorbeugen kann“, so Studienleiter Peter Rothwell. Ein solcher Nutzen sei auch bei einem kurzfristigen Einsatz des Medikaments zu beobachten. Bisher gab es lediglich Hinweise darauf, dass Aspirin langfristig das Risiko senkt, an Krebs zu sterben. Nun soll weiter daran geforscht werden, wie das Mittel eingesetzt werden kann, wenn der Tumor noch nicht gestreut hat.
APA

Adipositas beeinträchtigt Kognition

Die Wissenschafter um Studienleiter Dae Hyun Yoon von der Abteilung für Psychiatrie an der Nationaluniversität Seoul (Südkorea) analysierten die Daten zu Umfang und Gewicht von 250 Menschen ab 60 Jahren in Südkorea. Dabei wurde auch der BMI bestimmt; ebenso wurde mittels CT der Bauch untersucht. Zur Beurteilung des Denkvermögens wurde der Mini-Mental-Statustest herangezogen. „Die Studie zeigte, dass ein hoher BMI mit dem Risiko einer schlechten kognitiven Leistung bei Erwachsenen zwischen 60 und 70 Jahren verbunden ist“, schreiben die Studienautoren. Waren die Teilnehmer jedoch bereits über 70 Jahre alt, konnte weder das viszerale Fett noch jenes unter der Haut mit einer verminderten intellektuellen Leistung in Verbindung gebracht werden. Laut den Forschern zeige das, dass „die Beziehung von viszeraler Adipositas und geringer kognitiver Leistung mit dem Alter verschwindet“. Obwohl ältere Studien einen ähnlichen Zusammenhang entdeckt hatten, sei eine größere Studie notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen. Dae Hyun Yoon dazu: „Unsere Studie hat wichtige Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit.“ Die Vermeidung von Übergewicht, besonders von viszeraler Adipositas, könnte daher bei der Vorbeugung gegen Demenz wichtig sein.
APA/Age and Ageing

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2012