Standpunkt – Präs. Walter Dorner: Wer sein Haus auf Sand baut …

25.06.2011 | Standpunkt

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Aus Erfahrung wird man klug. Das kann jeder, der schon einmal ein Haus gebaut hat, aus eigener Erfahrung sicherlich bestätigen. Denn nicht umsonst heißt es, dass man im Leben eigentlich zweimal bauen müsste: einmal zur Probe und ein zweites Mal, um all die Mängel, die beim ersten Mal aufgetreten sind, gleich von vornherein auszuschließen.

Wie bei jedem Projekt, das Erfolg haben soll, fängt es damit an, dass alle, die in diesem Haus leben und es dann auch mit Leben erfüllen sollen, sich an einen Tisch setzen und von Anfang an gemeinsam überlegen, welche Anforderungen an dieses Haus gestellt werden, wie und in welchem Umfang sie auch tatsächlich realisiert werden können.

Die Auswahl eines tragfähigen Fundaments entscheidet gleich zu Beginn über Gedeih und Verderb des Projekts, also darüber, ob ein solches Haus auch Bestand hat. Wer nicht ausreichend Sorgfalt an den Tag legt bei der Wahl des Fundaments und anstelle von massiven Betonbodenplatten auf Sand baut, darf sich nicht wundern, wenn das Haus in’s Rutschen kommt….

Und jeder Neo-Hausbesitzer wird auch gut daran tun, sich von Menschen beraten zu lassen, die Erfahrung in diesem Bereich haben – und diese Expertise auch einfließen zu lassen, um auf diese Weise schon im Vorfeld durch eine vernünftige Planung Fehler, die vermeidbar sind, gar nicht erst entstehen zu lassen. Kluge Bauherren tragen dann das Ihre dazu bei, dass das Projekt tatsächlich gelingt: sie planen entsprechend, schreiben das Projekt aus, holen mehrere Kostenvoranschläge ein und lassen unter Umständen sogar mehrere Varianten für einen solchen Bau durchrechnen. Und von Anfang an sollte auch sichergestellt sein, dass ausreichend Geld für die Realisierung des Vorhabens vorhanden ist.

Wenn dann klar ist, welches Haus man sich leisten kann oder will, geht es an die nächste Phase: Die geeigneten Handwerker müssen gefunden werden. Es hat sich bewährt, sich nicht nur auf eine einzelne Expertise zu verlassen. Oft wird erst durch den Vergleich von mehreren Angeboten klar, welcher Anbieter tatsächlich das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat.

Sich über Gesetze und Ausschreibungsverfahren hinweg zu setzen, ist in keinem Fall anzuraten. Will man all jene zählen, die ohne Baubewilligung nur ein kleines Sommerhäuschen errichtet haben – was in letzter Konsequenz dann einen Abbruchbescheid nach sich zieht – werden die Finger einer Hand nicht ausreichen. Dass die EU in manchen Bereichen – speziell wenn es um die Vergabe von großen Bauprojekten geht – besonders genau schaut und auch ein Wörtchen mitzureden hat, dürfte sich mittlerweile ja auch herumgesprochen haben.

Es hat sich als sinnvoll erwiesen, gleich von Anfang an all diese Dinge – und natürlich noch viele mehr – beim Hausbauen zu berücksichtigen. Aber wie so oft ist man auch hier im Nachhinein meist klüger.

Sie glauben, ich bin unter die Bauherren gegangen? Weit gefehlt! Ich glaube nur, dass ein koordiniertes Vorgehen – in ähnlicher Weise wie dies ein Hausbau erfordert – allen Beteiligten beim Pilotprojekt E-Medikation jede Menge Arbeit und die ganze Misere, vor der wir stehen, erspart hätte.

Walter Dorner
Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2011