Thea­ter­som­mer 2011: Shake­speare ein­mal anders

25.05.2011 | Spektrum


Kuli­na­ri­scher Genuss und Thea­ter­kunst vom Feins­ten – ein Ereig­nis, das Inter­es­sierte im Thea­ter­som­mer 2011 in der Meie­rei Gaa­den bei Wien erle­ben kön­nen. Heuer wird Shakespeare’s Komö­die „Viel Lärm um Nichts“ im Stil der Chi­ca­goer 1920er Jahre insze­niert.

Von Bir­git Oswald

Gäste der Meie­rei Gaa­den bei Wien wer­den im Som­mer nicht nur mit kuli­na­ri­schen Köst­lich­kei­ten und edlen Trop­fen, son­dern auch mit einem kul­tu­rel­len Augen­schmaus ver­wöhnt; denn auch heuer ist an aus­ge­wähl­ten Wochen­en­den Shake­speare zu Gast in der gemüt­li­chen Jau­sen­sta­tion.

Wie das erfolg­rei­che Kon­zept – eine Sym­biose aus Kuli­na­rium, Thea­ter und Musik – ent­stand, erklärt der Crea­tive Direc­tor und Geschäfts­füh­rer der Meie­rei, Wolf­gang Sai­ler: „Vor unge­fähr sechs Jah­ren habe ich Franz Brandl, den Eigen­tü­mer der Jau­sen­sta­tion, bei der Ent­ste­hung und Wie­der­eröff­nung der Meie­rei unter­stützt. Als Neo­gas­tro­nom und gelern­ter Schau­spie­ler habe ich nach einer Mög­lich­keit gesucht, meine bei­den Pro­fes­sio­nen zu ver­ei­nen“, so Sai­ler. Dabei soll­ten vor allem alle Sinne der Besu­cher auf höchs­tem Niveau ver­wöhnt wer­den. Schnell waren sich die bei­den Geschäfts­füh­rer einig: Umran­det von der herr­li­chen Kulisse der Meie­rei soll­ten die Gäste die Mög­lich­keit haben, bei Speis und Trank einen unter­halt­sa­men und niveau­vol­len Thea­ter­abend unter freiem Him­mel zu ver­brin­gen.

Der stu­dierte Schau­spie­ler machte sich dar­auf hin ans Werk, kon­tak­tierte Schau­spiel­kol­le­gen, schrieb eine eigene gekürzte Spiel­fas­sung eines Shake­speare-Stücks und begann mit den Pro­ben, der Orga­ni­sa­tion und Insze­nie­rung. „Ich wollte den Ver­such wagen, ein klei­nes Thea­ter­stück selbst zu insze­nie­ren und das Haus und den Platz der Meie­rei nüt­zen, um die Gäste mit mei­ner Thea­ter­be­geis­te­rung zu erfreuen“, erzählt Sai­ler. Mit Eigen­ka­pi­tal und eini­gen Spon­so­ren finan­zierte Sai­ler Flyer und Fotos, um die Ver­an­stal­tung zu bewer­ben. Im Som­mer 2008 stand dann erst­mals „Die Komö­die der Irrun­gen“ von Shake­speare auf dem Spiel­plan der Meie­rei. Gespielt wurde direkt vor der Jau­sen­sta­tion, so konn­ten die Gäste vom Gast­gar­ten aus bei Gau­men­freu­den unter freiem Him­mel das kul­tu­relle Trei­ben ver­fol­gen. Das Vor­ha­ben, alle Sinne der Gäste zu ver­wöh­nen, ging voll auf: Auf­grund der begeis­ter­ten Reak­tio­nen des Publi­kums und wegen des posi­ti­ven Feed­backs insze­niert Sai­ler seit­her in Eigen­re­gie mit einem Ensem­ble von sechs bis acht Schau­spie­lern, die alle Pro­fis der Off-Thea­ter und Schau­spiel­szene sind, Sai­son für Sai­son geist­rei­che Klas­si­ker der Thea­ter­kunst.

Auch im Som­mer 2011 wird die Meie­rei Gaa­den wie­der einen kul­tu­rel­len Lecker­bis­sen bie­ten: Shakespeare´s Komö­die „Viel Lärm um Nichts“ steht auf dem Spiel­plan. Anders als die klas­si­schen Shake­speare-Werke dreht sich die­ses Stück vor allem um die Liebe. Nach einer sieg­rei­chen Feld­schlacht keh­ren Clau­dio und Bene­dikt an den Hof Leo­na­tos zurück. Clau­dio ist der schö­nen Hero, der Toch­ter Leo­na­tos, zuge­tan; unter­des­sen zan­ken sich Leo­na­tos Nichte Bea­trice und Bene­dikt bei jeder Gele­gen­heit. Wäh­rend die Liebe Clau­dios und Heros durch Intri­gen in Gefahr gerät, kom­men sich Bea­trice und Bene­dikt durch eine geschickte Ein­fäd­lung der Prot­ago­nis­ten immer näher.

Sai­ler wird bei der Insze­nie­rung sei­nem bis­he­ri­gen Regie­kon­zept – Stü­cke zu kür­zen, eigens zu inter­pre­tie­ren und mit Musik zu beglei­ten – treu blei­ben. „Da ich in den letz­ten Jah­ren mit selbst bear­bei­te­ten Shake­speare-Fas­sun­gen, die mit Musik und Gesang unter­legt sind, sehr gute Erfah­run­gen gemacht habe, möchte ich diese Linie und meine per­sön­li­che Art des Thea­ters wei­ter­füh­ren“, erläu­tert Sai­ler seine Pläne. Der Regis­seur setzt voll und ganz auf die indi­vi­du­el­len Ecken und Kan­ten sei­ner Schau­spie­ler. Dabei stützt er sich auf ein selbst aus­ge­dach­tes Gerüst, das er durch die Mit­wir­kung der unter­schied­lich talen­tier­ten Cha­rak­tere der Schau­spie­ler und dem sar­kas­ti­schen Humor von Shake­speare zu einem unter­halt­sa­men und lus­ti­gen Thea­ter­abend ent­wi­ckelt.

Im Chi­cago der 1920er

Im Gegen­satz zu den bis­he­ri­gen Insze­nie­run­gen wer­den dies­mal aller­dings auch Spiel­ort und Zeit ver­än­dert sein; „Viel Lärm um Nichts“ wird ins Chi­cago der 1920er Jahre zurück­ver­setzt. Sai­ler möchte dadurch den sar­kas­ti­schen Witz von Shake­speare ver­stär­ken. Die Komö­die wird mit sechs Dar­stel­lern, die alle samt in Dop­pel­rol­len agie­ren, besetzt sein. Der Regis­seur selbst wird auch eine der Dop­pel­rol­len (Bene­dikt, Bora­chio) über­neh­men. Ein vier­köp­fi­ges Orches­ter unter der musi­ka­li­schen Lei­tung von Kyoko Oishi beglei­tet die Schau­spie­ler; die selbst inter­pre­tier­ten Lie­der – haupt­säch­lich im Jazz-Stil der 1920er Jahre – sol­len die Hand­lung und die Poin­ten des Stücks unter­strei­chen. Die pas­sen­den Kos­tüme stam­men von Lam­bert & Hofer und wur­den von Ger­linde Bren­di­ger zusam­men­ge­stellt. Das Büh­nen­bild wird ein­fach gehal­ten wer­den, um „ein stil­vol­les und ange­neh­mes Ambi­ente für das Auge der Zuse­her zu schaf­fen“, wie der Regis­seur betont.

Pre­miere ist am 7. Juli 2011 um 19.30 Uhr Pre­miere. Wei­tere Ter­mine: 8., 9., 14., 15., 16., 22., und 23. Juli 2011

Details zur Veranstaltung:

Ort: Meie­rei Gaa­den bei Möd­ling
www.meierei-gaaden.at
Tele­fo­ni­sche Kar­ten­re­ser­vie­rung: 02237/​8143
Beginn: jeweils 19.30 Uhr
Kar­ten­preis: 24,- Euro

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 10 /​25.05.2011