Turnus-Evaluierung: Wenig Aufwand, große Wirkung

10.06.2011 | Politik

Zur Ausbildungssituation der Turnusärzte startet im August eine groß angelegte, bundesweite Online-Umfrage. Alle Turnusärzte sind eingeladen, daran teilzunehmen und offen ihre Meinung zu sagen. Ziel ist es, durch diese Rückmeldungen Defizite in der Turnusärzte-Ausbildung zu verbessern oder sogar zu eliminieren.
Von Ruth Mayrhofer

Die Bundeskurie angestellte Ärzte der ÖÄK wird im August 2011 den Startschuss für die erste österreichweit einheitliche Erhebung zur Turnusausbildung geben, um die Ausbildungssituation in den einzelnen Bundesländern zu erheben. Bislang gab es Erhebungen zum Thema lediglich auf Bundesländer-Ebene. Harald Mayer, Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte der ÖÄK, sieht diese Evaluierung als große Chance für alle Turnusärzte, klar darzulegen, was ihnen an ihrer Ausbildung passt und was nicht. Bekanntlich gibt es immer wieder Vorwürfe, dass es im Rahmen der Turnusausbildung etwa an Ressourcen (sprich: Fachärzten) mangelt, oder dass Turnusärzte von den Trägern als Systemerhalter missbraucht werden. „Wir haben oft gesehen, dass nach ähnlichen Aktivitäten in den Ländern Spitalsabteilungen sich das entsprechende Feedback sehr zu Herzen genommen haben“, unterstreicht Harald Mayer. „Und es kommt dabei immer wieder vor, dass Abteilungen, die zunächst schlecht abgeschnitten hatten, bei einer neuerlichen Evaluierung dann unter den Allerbesten zu finden waren!“

Mit der Durchführung der Studie ist das Ärztliche Qualitätszentrum mit Sitz in Linz beauftragt. Ziel ist es, die ärztliche Ausbildungssituation aus Sicht der Betroffenen – also der Turnusärzte – zu beurteilen. Ebenso soll ein detaillierterer Einblick in die Ausbildungssituation an den jeweiligen Ausbildungseinheiten gewonnen werden. Mit den aus dem Rücklauf gewonnenen Antworten soll die Möglichkeit eröffnet werden, gezielt Probleme anzusprechen und die Ausbildungssituation nachhaltig zu verbessern.

Die Gesamtlaufzeit der Studie ist mit drei Jahren terminisiert, wobei währenddessen die Publikation von Zwischenberichten vorgesehen ist. Es handelt sich somit um eine kontinuierliche Übermittlung aller Daten durch laufende Web-Reports an die Länderkammern und die Bundeskurie der Spitalsärzte. Die Daten werden absolut vertraulich und anonymisiert behandelt. Für die Ärztekammern sind im Prozess lediglich anonymisierte Daten einsehbar; die Ärztekammern oder die Ausbildungseinrichtungen haben keine Möglichkeit, Rückschlüsse auf den Ursprung der Daten zu ziehen.

Kurz vor Beginn der Evaluierungsphase erhalten alle Turnusärzte per E-Mail oder per Post eine Erstinformation und die Zugangsdaten zum Evaluierungsportal. Unterstützt wird dies durch eine eigene Homepage, durch Einschaltungen und Artikel in den Medien der Länderkammern, Sektionsveranstaltungen und ein Erinnerungssystem.

Nach einer unkomplizierten Registrierung steht ein Fragebogen für das zuletzt abgeschlossene Fach online zur Verfügung. Am Ende dieses Fragebogens wird der Teilnehmer um die Information ersucht, wann er voraussichtlich das aktuelle Fach abschließen wird. Zu diesem Termin gibt das Ärztliche Qualitätszentrum dann den Zugang zum Evaluierungsbogen dem Turnusarzt per E-Mail bekannt.

Der Bogen der Fragen spannt sich von solchen über Ausbildungsverantwortlichkeit, Arbeitsbelastung, Unterstützung durch andere Krankenhaus-Mitarbeiter bis hin zur Wissensvermittlung und letztlich zu einer Gesamtbeurteilung.

Heute für die Zukunft agieren

Um eine aussagekräftige Beurteilung der gesamtösterreichischen Ausbildungssituation zu gewinnen und damit ein gewichtiges Argumentarium in Hinblick auf die angestrebte Verbesserung der derzeitigen Turnusausbildung zu schaffen, ist es natürlich wichtig, dass sich möglichst viele Turnusärzte an dieser Umfrage beteiligen. Denn: Je höher die Anzahl der teilnehmenden Turnusärzte, desto mehr Gewicht erhalten die durch sie gewonnenen Erkenntnisse. Jeder Turnusarzt sollte daher nicht nur aus eigenem, sondern auch im Interesse künftiger Turnusärzte-Generationen an der Evaluierung teilnehmen.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2011