Steiermark: VU-Kampagne „Bleib gesund!“

10.10.2011 | Politik

Die Frequenzen der Vorsorgeuntersuchungen sind in der Steiermark drastisch gesunken. Um Ärzte und Patienten zur Vorsorgeuntersuchung zu motivieren, hat die steirische Ärztekammer daher die Vorsorge-Kampagne „Bleib gesund!“ gestartet.
Von Birgit Oswald

Von 2003 bis 2010 ist die Zahl der Steirer, die eine Vorsorgeuntersuchung in Anspruch genommen haben, um 13 Prozent – von 95.000 auf 82.000 – gesunken. Dabei ist Vorsorge eines der wichtigsten Vorgänge im Gesundheitswesen, wie Jörg Pruckner, Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin und Impfreferent der Ärztekammer Steiermark, betont. „Nur durch Vorsorge ist es vorzeitig und rechtzeitig möglich, Krankheiten zu erkennen, zu behandeln und Spätfolgen vorzubeugen.“

Besonders bei chronischen Erkrankungen habe das große Relevanz, wie Martin Millauer, Vorsorgereferent der Ärztekammer Steiermark, erklärt: „Laut WHO sind 2008 weltweit 36 Millionen Menschen an nicht übertragbaren Krankheiten wie Herzkreislauf- oder Lungenerkrankungen, Krebs oder Diabetes mellitus gestorben. Gerade das sind die Erkrankungen, die mittels Vorsorgecheck frühzeitig erkannt werden können! Eine frühe Intervention würde sich sowohl positiv für Patienten als auch positiv auf das Gesundheitsbudget auswirken.“

Die genaue Ursache für den Einbruch der Frequenzen ist nicht geklärt. „Für viele Patienten erscheint die Vorsorgeuntersuchung nicht so attraktiv, weil sie ein allgemeiner Gesundheitscheck ist und keine Apparat-medizinisch getragene Untersuchung“, vermutet Pruckner. Dabei sei vielen nicht klar, dass keine speziellen Geräte wie MRT oder CT notwendig seien, um die wichtigsten Gesundheitsparameter zu erheben. Millauer glaubt auch, den Grund zu kennen, wieso für viele Ärzte eine Vorsorgeuntersuchung nicht mehr einen so wichtigen Stellenwert hat: Laut Befragungen geben 39 Prozent der Ärzte, die eine Vorsorgeuntersuchung nicht anbieten, an, sich mit den Inhalten nicht mehr identifizieren zu können. „Viele Ärzte hörten 2005, als die neue Vorsorgeuntersuchung eingeführt wurde, auf, weil ihnen der zusätzliche bürokratische Aufwand zu groß war. Auch die inhaltlichen Änderungen haben vielen nicht zugesagt, obwohl diese genau auf die Krankheiten unserer Zeit abzielen“, meint Millauer. Und auch die im Jahr 2008 erfolgte Umstellung des Systems von Papiererfassung auf Computer hätte dazu beigetragen, dass viele Ärzte die Vorsorgeuntersuchungen nun nicht mehr anbieten.

Ärzte und Patienten motivieren

Um die Frequenzen der Vorsorgeuntersuchungen wieder zu erhöhen und zumindest die Teilnahmezahlen von 2003 zu erreichen, hat die Ärztekammer für Steiermark eine Kampagne unter dem Motto „Bleib gesund!“ gestartet. Die Vorsorge-Kampagne ist in den von der ÖÄK initiierten Vorsorgeherbst eingebunden. „Wir veranstalten Roadshows an sechs Standorten in der Steiermark. Gemeinsam mit Kardiologie-Experten informieren wir die Kollegen über die Vorsorgeuntersuchungen und versuchen, bestmöglich zu motivieren“, so Millauer. Um die Patienten aufmerksam zu machen, gibt es ab Ende September Plakate und Informationsfolder in den Ordinationen. Auch die Apotheken unterstützen die Kampagne; dort werden Kärtchen, die an die Vorsorgeuntersuchung erinnern, ausgegeben. Außerdem verfügen die Apotheken über eine Liste mit allen Ärzten, die Vorsorgeuntersuchungen anbieten; Interessenten können also direkt weiter vermittelt werden. Weiters ist eine Kooperation mit verschiedenen Medien geplant. „Es wurde versucht, die Kampagne mit der Gebietskrankenkasse gemeinsam zu machen, aber das wurde abgelehnt, obwohl es sogar ein Budget dafür vom Hauptverband gegeben hätte. Dieses wurde aber leider nicht in Anspruch genommen“, erklärt Millauer.

Vorsorge durch Impfen

Immer noch gilt die Impfung als erfolgreichste Form der Vorsorge. Aufgrund der nicht eingetretenen H1N1-Epidemie hat sich allerdings eine große Impfmüdigkeit innerhalb der Bevölkerung ausgebreitet, die sich jetzt auf die Zahl der Influenza-Impfungen auswirkt, wie Pruckner berichtet: „Die Teilnahme an der Influenza-Impfung hat stark nachgelassen. Wir haben aber jährlich 3.000 bis 5.000 Tote in Folge einer Virusgrippe. Deshalb ist es wichtig, die Impfraten wieder zu erhöhen.“ Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungs-Kampagne wird daher auch verstärkt auf die Influenza-Impfung aufmerksam gemacht.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 / 25.09.2011