Neu Qualitätsmanagementsystem ÖQM: Qualität in vier Schritten

10.06.2011 | Politik



Mit dem neuen integrierten Qualitätsmanagementsystem ÖQM kann Qualität in niedergelassenen Ordinationen in nur vier Schritten effektiv und nachhaltig gesteigert werden. Die ersten Zertifikate wurden bereits verliehen.

Von Birgit Oswald

Noch mehr Qualität in den Ordinationen – das soll mit dem im Mai präsentierten neuen Österreichischen Qualitätsmanagementsystem ÖQM erreicht werden. ÖQM wurde im Auftrag der Ärztekammer für Wien und der Österreichischen Ärztekammer entwickelt; die Finanzierung erfolgte aus der Qualitätsumlage der niedergelassenen Ärzte. Mit dem integrierten ÖQM können niedergelassene Ärzte ihre Ordination einem Qualitäts-Check unterziehen, allfällige Verbesserungspotentiale aufspüren und Abläufe optimieren. Es handelt sich also um ein ganzheitliches Konzept, mit dem die Ordination langfristig und nachhaltig erfolgreich geführt werden kann. „ÖQM ist als System gedacht, das die Ärztinnen und Ärzte eine lange Zeit in ihrer Ordination begleiten und unterstützen soll. Wir erhoffen uns auch viel Input aus der Ärzteschaft, um ÖQM laufend weiterzuentwickeln und zu verbessern“, erklärte Esther Thaler, Geschäftsführerin der ÖQMed (Österreichische Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in der Medizin), bei der Präsentation in Wien.

Die Grundsätze des Systems wurden gemeinsam mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger niedergeschrieben und haben immer noch Gültigkeit, wie Otto Pjeta, Präsidialreferent für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement der ÖÄK, betonte. „ÖQM ist von Ärzten für Ärzte in einer transparenten, klaren Form gestaltet“, wie Pjeta betonte. Ein leichter Zugang zum System soll möglichst viele niedergelassene Ärzte zur Nutzung des ÖQM motivieren.

Nachdem bis jetzt „Qualitätsarbeit“ eher auf den Spitalssektor fokussiert war, sei es nun auch Zeit, vermehrt die niedergelassenen Ordinationen einzubeziehen, wie Eva-Maria Kernstock, Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats der ÖQMed, hinzufügte. „Qualitätssicherung muss eine Sektoren-übergreifende Aufgabe sein und aufeinander abgestimmt erfolgen. Wir müssen endlich vom Wünschen zum Umsetzen kommen“, fordert Kernstock. Mit dem ÖQM sollen den Ärzten nicht zusätzliche Bürden auferlegt werden, wie Kernstock betonte; vielmehr gehe es darum, mit einem leicht zu integrierenden System Verbesserungen für die Patienten zu erzielen. Daher muss – so die Ansicht des Wiener Patientenanwalts Konrad Brustbauer – Qualität „nicht nur als Wort, sondern als gelebte Grundlage“ verstanden und umgesetzt werden. Er betonte überdies die Vorteile, die entstehen, wenn Ärzte von Standeskollegen überprüft werden: „Der Arzt ist Fachmann, das muss ins Bewusstsein eindringen“. Seltsam wäre es hingegen, würde ein standesfremder Prüfer – etwa ein Architekt – einen Arzt kontrollieren.

Acht Module zum Download

ÖQM besteht aus acht Modulen, die klar und einfach strukturiert sind. Diese umfassen Steuerung & Führung, medizinische Qualität, Patientenorientierung, Information & Kommunikation, Sicherheit, Organisatorisches, Personalmanagement & Mitarbeiterorientierung, Innovation sowie Verbesserung & Prävention. Jedes Modul besteht wiederum aus Kriterien, Fragen zur Erfüllung der Kriterien, weiterführender Literatur, approbierten Fortbildungen mit den Landesärztekammern und einem Referentenboard. Vier Schritte sind notwendig, um das System in Betrieb zu nehmen. Der niedergelassene Arzt kann frei nach seinen individuellen Bedürfnissen diejenigen Module wählen, die er benötigt. Alle Module sowie Informationen und Dokumente dazu stehen auf der Homepage www.oeqm.at kostenlos zum Download zur Verfügung.

Danach erfolgt die Selbstevaluierung durch die Bearbeitung und Beantwortung der Kriterien und Fragen. Wird ein Problem oder ein Bereich, der optimiert werden sollte, ausfindig gemacht, stehen konkrete Lösungsvorschläge etwa in Form von Merkblättern, Beispielen, Checklisten oder Formularvorlagen zur Verfügung. Sobald die Ordination bereit für eine externe Begutachtung ist, kann auf freiwilliger Basis ein Audit durch einen ÖQM-Auditor mit anschließender Zertifizierung erfolgen.

Zahlreiche Vorteile

Mit einem geringem Aufwand kann ÖQM in vieler Hinsicht helfen, rasch Verbesserungen zu erzielen: So können etwa Arbeitsabläufe, die täglich alle Mitarbeiter der Ordination betreffen, optimiert werden. Es kommt zu einer Effizienzsteigerung, wodurch nicht nur Risiken und Fehler minimiert, sondern auch Kosten gesenkt werden können. Und nicht zuletzt haben diese Optimierungsfaktoren positive Auswirkungen auf den Patienten selbst: Denn aus der gesteigerten Qualität in der Ordination resultiert auch eine gesteigerte Patientenzufriedenheit, was sich wiederum positiv auf das Image der Ordination auswirkt.

Im Anschluss an die Präsentation des Österreichischen Qualitätsmanagementsystem ÖQM folgte die Verleihung der ersten drei Zertifikate als Nachweis einer vorbildlichen Ordinationsführung. Eldrid Moser-Rapf (Klagenfurt), Wilfried Kaiba (Hartberg) Herbert Bachler (Innsbruck) erhielten die Zertifikate von ÖÄK-Präsident Walter Dorner; außerdem ist die Ordination von Gerhard Bachler in Innsbruck zertifiziert.

Die Implementierung von ÖQM in vier Schritten:

  1. Auswahl der Module und Download der Gesamtkataloge
  2. Selbstevaluierung durch Bearbeitung der Kriterien und Beantwortung der Fragen der gewählten Module
  3. Freiwilliges Audit durch einen ÖQM-Auditor und Zertifizierung
  4. Interne Überprüfung der umgesetzten Maßnahmen

Tipp:
Informationen gibt es unter www.oeqm.at
Tel.: 01/512 56 85/0
E-Mail: oeqm@aerztekammer.at

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2011