neu & aktuell: Politische Kurzmeldungen

10.10.2011 | Politik

Großbritannien: klinischer Test mit Stammzellen

Die britische Gesundheitsaufsichtsbehörde hat erstmals in Europa die Genehmigung für die Verpflanzung von embryonalen Stammzellen im klinischen Test erteilt. Das Ärzteteam der Londoner Moorfield’s Augenklinik wird bei zwölf Patienten mit Morbus Stargardt Stammzellen in den Augapfel einbringen. Morbus Stargardt ist eine seltene juvenile Makuladegeneration; bisher ist keine ursächliche Therapie verfügbar.


EU: neue Lebensmittel-Kennzeichnung

Die EU hat einstimmig neue Regeln für die Kennzeichnung von Lebensmitteln und Getränken beschlossen. Demnach müssen auf der Rückseite der Verpackung der Kaloriengehalt und der Anteil von sechs Inhaltsstoffen wie Zucker und Fett angegeben werden. Außerdem müssen Hersteller Lebensmittel-Imitate künftig auch als solche kennzeichnen. Die Vorgaben sollen erst ab 2014 verpflichtend sein.

New York: weniger Raucher

Nur noch jeder siebente Einwohner (14 Prozent) und nur noch sieben Prozent (2002: 18 Prozent) der unter 18-Jährigen in New York sind Raucher. Auch von den 18- bis 24-Jährigen rauchen nur noch 13,6 Prozent (2002: 23,8 Prozent). Seit 2002 ist das Rauchen in New York in öffentlichen Gebäuden, Restaurants und Parks verboten; eine Packung Zigaretten kostet 11,20 Dollar (rund 8,20 Euro).


Dänemark: Fett-Steuer eingeführt

Mit 1. Oktober 2011 hat Dänemark als erstes Land weltweit eine Steuer auf Fette in Nahrungsmitteln eingeführt. Damit soll erreicht werden, dass sich die dänische Bevölkerung künftig gesünder ernährt. Pro Kilogramm gesättigte Fettsäuren, egal ob in Butter, Milch, Fleisch oder Fertiggerichten, werden 16 Kronen (2,15 Euro) fällig. Die dänischen Konsumenten reagierten darauf mit Hamstereinkäufen.


Kinderpsychiatrie: ÖÄK fordert flächendeckende Versorgung

Dringenden Handlungsbedarf sieht der Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der ÖÄK, Günther Wawrowsky, bei der Versorgung von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen in Österreich. Knapp zehn Prozent der unter 18-Jährigen seien beratungs- beziehungsweise behandlungsbedürftig. „Das sind rund 180.000 junge Menschen“, betonte er. Durch eine rechtzeitige Behandlung könne viel Leid vermieden und Folgeerkrankungen reduziert werden; besonders chronisch werdende Erkrankungen würden sich auf die Lebensqualität der Betroffenen und des Umfelds auswirken. „Abgesehen von den großen persönlichen Beeinträchtigungen belastet dies auch die Gesellschaft und die Volkswirtschaft“, erklärte er. Während die Versicherungsanstalt der Eisenbahner (VAEB) eine angemessene Versorgung bereits vorgesehen habe, müsse der Hauptverband seine „Blockadehaltung“ aufgeben und zusätzliche Kassenstellen für Kinder- und Jugendpsychiatrie schaffen, forderte Wawrowsky abschließend.

ELGA: Ärztekammer besorgt um Datenschutz

Nach dem Datenskandal um die Tiroler Gebietskrankenkasse, bei dem die Gruppe Anonymous in den Besitz von 600.000 Datensätzen von Versicherten kam, zweifelt die Ärztekammer an der Datensicherheit bei E-Medikation und ELGA. „Das bestätigt Bedenken bezüglich der Datensicherung im Gesundheitsbereich“, betonte Artur Wechselberger, ÖÄK-Vizepräsident und Präsident der Tiroler Ärztekammer. Der Datenschutz im Rahmen von ELGA müsse „absolute Priorität“ haben. Günther Wawrowsky, Vize-Präsident der ÖÄK, forderte als Konsequenz eine „objektive und seriöse Abwägung von Kosten, Nutzen und Gefahren des geplanten elektronischen Gesundheitsaktes“. Da mit dem Datenskandal die Missbrauchsanfälligkeit zentral gespeicherter Daten deutlich wurde, müsse die Teilnahme jedenfalls für alle freiwillig sein. Wawrowsky weiter: „Darüber hinaus muss man sich fragen inwieweit man schwerwiegende Datenschutzprobleme in Kauf nehmen will, wenn der Nutzen für Patienten gering ist.“

Oberösterreich: Umsetzung der Spitalsreform II läuft

Die Clearingstelle und die Ausbildungskommission für Ärzte, die im Zuge der oberösterreichischen Spitalsreform II vereinbart worden waren, werden mit 1. Oktober ihre Tätigkeit aufnehmen; der oberösterreichische Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser und Landeshauptmann Josef Pühringer haben die Statuten bereits unterzeichnet. Die Clearingstelle, die zwischen den Rechtsträgern der Spitäler und den Arbeitnehmern vermitteln soll, besteht aus drei Vertretern der Landesregierung sowie zwei Vertretern der Ärztekammer für Oberösterreich. Die Ausbildungskommission, die aus einem Präsidiumsmitglied der Ärztekammer, je einem Vertreter der Turnusärzte und Primarärzte und einem Vertreter des Amtes der Landesregierung besteht, soll Probleme in der Ausbildung regeln.


Illegaler Arzneimittelmarkt boomt

In Österreich hat es in den vergangenen Jahren eine „explosionsartige Zunahme“ an illegalen Arzneimitteln gegeben, wie die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) berichtet. Waren vor zehn Jahren nur rund 50 Proben illegaler Arzneimittel untersucht worden, rechnet man für das Jahr 2011 mit mehr als 1.000 Proben. 2009 waren rund 600 Proben genommen worden, 2010 bereits 900. Am legalen Markt seien bisher jedoch keine Arzneimittelfälschungen dokumentiert worden. Bei rund 75 Prozent der Proben, die zu 90 Prozent bei polizeilichen Ermittlungen und Zollkontrollen beschlagnahmt wurden, sei eine „potenzielle Gesundheitsgefahr“ gegeben. Bei den untersuchten Proben handelt es sich zu 50 Prozent um Doping-Anabolika, Schlankheitsmittel oder andere Fitness-Präparate; etwa 20 Prozent sind rauschgiftähnliche Präparate, sogenannte „Legal Highs“.


Neues Gesetz gegen synthetische Drogen

Mit dem Neuen Psychoaktive-Substanzen-Gesetz (NPSG), das Gesundheitsminister Alois Stöger (S) und Justizministerin Beatrix Karl (V) kürzlich präsentierten, sollen künftig synthetische Drogen, sogenannte „Legal Highs“, bekämpft werden. Das neue Gesetz soll Hersteller und Verkäufer der Stoffe mit Sanktionen abschrecken, wie Karl erklärte. „Das Entscheidende ist, dass wir jetzt gerichtliche Strafen haben werden. Mit diesem Gesetz sind wir europaweit Vorreiter“, betonte Stöger. Per Verordnung soll festgelegt werden, welche Substanzgruppen verboten werden – diese Verordnung kann laufend angepasst werden. Weil sich ihre Zusammensetzung ständig ändert, ist den Stoffen, die oft als Kräutermischungen oder Badezusätze verkauft werden, mit der bisherigen Drogengesetzgebung nicht beizukommen. Stöger zeigte sich zuversichtlich, dass das neue Gesetz schon mit Beginn des kommenden Jahres in Kraft treten könnte.


Medizin-Nobelpreis erstmals posthum verliehen

Drei Immunologen haben den mit zehn Millionen schwedischen Kronen (1,088 Millionen Euro) dotierten Medizin-Nobelpreis des Jahres 2011 für ihre bahnbrechenden Arbeiten zum angeborenen und erworbenen Immunsystem erhalten: der Luxemburger Jules A. Hoffmann, der US-Amerikaner Bruce A. Beutler und der Kanadier Ralph M. Steinman. Obwohl dieser kurz vor der Verleihung verstorben war und eine posthume Auszeichnung eigentlich gegen die Statuten verstößt, wird die Ernennung nicht revidiert; die Juroren hatten bei der Entscheidung nichts von Steinmans Tod gewusst. Mit ihren Arbeiten hätten die drei Wissenschafter „unser Verständnis des Immunsystems revolutioniert, indem sie Grundmechanismen seiner Aktivierung entdeckt haben“, heißt es in der Begründung des Karolinska-Instituts.


Oberösterreich: Neues Gesundheitsportal

Ab sofort können Nutzer die neue Internetplattform der Ärztekammer für Oberösterreich – www.gesund-in-ooe.at – besuchen. So kann man sich etwa über Aktuelles aus dem Gesundheitsbereich informieren oder mithilfe einer Suchfunktion nach Ärzten und Ärztenotdiensten in Oberösterreich suchen. Links zu Gesundheitseinrichtungen stehen ebenso zur Verfügung wie ein Ärzte-Blog mit Gesundheitstipps.


Facharztprüfung: 1.000 Kandidaten

Die Facharztprüfungen, die von der österreichischen akademie der ärzte im Auftrag der ÖÄK durchgeführt werden, haben sich bewährt. Auch andere Länder verfolgen die Entwicklungen auf dem Gebiet der Facharztprüfungen mit großer Aufmerksamkeit. So ist Ende September mittlerweile der 1.000ste Kandidat zur Facharztprüfung Innere Medizin angetreten.


Produktwarnung: Sammy’s Couscous exotic spice 200g

Die Firma Erich Schenkel & Sohn KG ruft vorsorglich alle Chargen von „Sammy’s Couscous exotic spice 200 g“ mit Haltbarkeit September 2012 zurück. Erhöhte Bakteriengehalte wurden nachgewiesen, vom Verzehr wird abgeraten. Der Kaufpreis wird rückerstattet. Weitere Informationen unter: www.ages.at – Ernährungssicherheit/Produktwarnsystem/Produktwarnungen

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2011