neu & aktuell: Politische Kurzmeldungen

25.05.2011 | Politik

Japan: DNA-Datenbank

Da sich die Identifizierung der zahlreichen Opfer der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe durch die Verwesung schwierig gestaltet, wollen die japanischen Behörden eine DNA-Datenbank einrichten. Eine systematische DNA-Analyse könne den Angehörigen eine Identifizierung ersparen. Nach neuen Angaben starben 14.728 Menschen durch die Katastrophe; 10.808 werden vermisst.

Berufskrankheit Schwerhörigkeit

Lärmschwerhörigkeit ist laut AUVA (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt) die häufigste Berufskrankheit in Österreich. Mehr als 460.000 Beschäftigte sind gesundheitsschädlichen Geräuschen ausgesetzt; bei 128.000 ist dies Gehör-schädigend. Schallbelastung kann zu eingeschränkter Leistungsfähigkeit und Schlafstörungen führen und sich auf das Herzkreislaufsystem auswirken.


China: Rauchverbot in öffentlichen Räumen

Seit Anfang Mai dieses Jahres ist nun auch in China das Rauchen in Restaurants, Bars und Krankenhäusern verboten, in Büros jedoch weiterhin erlaubt. Ob sich die Regelung durchsetzen wird, ist unklar: 300 Millionen der insgesamt 1,3 Milliarden Chinesen sind Raucher und Tabak ist in China besonders billig. Das Land ist der weltgrößte Produzent und Konsument von Tabakwaren.

Russland: Kampf gegen Alkohol

Nur der Kampf gegen Alkohol kann die sinkende Lebenserwartung in Russland aufhalten. Die Bevölkerungszahl ist seit 1993 von 149 auf 142 Millionen gesunken. Häufigste Todesursache sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgrund von Alkohol; 72 Prozent der Morde und 42 Prozent der Selbstmorde sind darauf zurückzuführen. Mit 62,8 Jahren ist die Lebenserwartung von Männern niedriger als in Bangladesh.

Ärztekammer warnt vor Kostenexplosion durch ELGA

Die Wiener Ärztekammer warnt eindringlich vor einer Kostenexplosion durch ELGA. „Die vom Ministerium und Hauptverband kolportierten 30 Millionen Euro sind nicht viel mehr als eine Art Anzahlung“, wie Johannes Steinhart, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, betont. Die Erst-Investitionskosten lägen laut Studien bei mindestens 135 Millionen Euro, jährliche Folgekosten bei weiteren 36 Millionen Euro. Besonders in Zeiten von Einsparungen seien Ausgaben in dieser Größenordnung in keinster Weise nachvollziehbar, wie Steinhart kritisiert. Außerdem sei noch nicht geklärt, ob das Sammeln und Übermitteln von Gesundheitsdaten aus Sicht des Datenschutzes sowie verfassungsrechtlich erlaubt ist. Für Steinhart ist das „Prestigeobjekt ELGA“ ein „unausgegorenes Abenteuer, dessen einzige Profiteure in der IT-Branche zu finden sein werden“.


Streit um Rezeptgebühren-Obergrenze

Die von Gesundheitsminister Alois Stöger (S) geforderte Reform der Rezeptgebühren-Obergrenze, bei der künftig alle Medikamente berücksichtigt werden sollen, sorgt für Diskussionen. Die Aufforderung des Ministers, den dadurch entstehenden Mehraufwand von 18 Millionen Euro zu übernehmen, hat der Hauptverband zurückgewiesen; durch den von der Regierung vorgegebenen Sparkurs habe man für den Mehraufwand keinen Spielraum. Stöger wiederum sieht eine gesetzliche Verpflichtung zur Umsetzung durch den Hauptverband. Laut Hans Jörg Schelling, Vorsitzender im Hauptverband, sei die Umsetzung durch die Krankenkassen auch nicht im Gesetz vorgeschrieben; wenn das gewünscht sei, müsse das Gesetz geändert werden. Stöger hat eine Gesetzesänderung bereits angekündigt, falls das notwendig sein sollte. Derzeit werden bei der Rezeptgebühren-Obergrenze (zwei Prozent des Jahres-Nettoeinkommens) Medikamente, die weniger oder gleich viel wie die Rezeptgebühr (5,10 Euro) kosten, nicht eingerechnet.

Hautkrebs: Kampagne „Sonne ohne Reue“

Wir wollen keine Neurose vor Sonne erzeugen, sondern einen vernünftigen Umgang“, betont Univ. Prof. Hubert Pehamberger von der Medizinischen Universität Wien anlässlich der diesjährigen Kampagne „Sonne ohne Reue“, die von der Österreichischen Krebshilfe zusammen mit Dermatologen durchgeführt wird. Während die Zahl derjenigen, die an Hautkrebs erkranken, steigt, geht die Zahl derjenigen, die daran sterben zurück. 2008 erkrankten mehr als 1.100 Österreicher an einem Melanom. Neuigkeiten gibt es auf dem therapeutischen Sektor: Der monoklonale Antikörper Ipilimumab, der in Österreich Ende 2012 auf den Markt kommen soll, richtet sich gegen das Gen CTLA4 an T-Lymphozyten, das deren Wirkung gegen den Krebs blockiert; dadurch kommt es zu einer Verlangsamung der Krankheit. Tipp: www.sonneohnereue.at

Beikostempfehlungen online erhältlich

Im Rahmen des Projekts „Richtig essen von Anfang an“ hat der Verband der Still- und LaktationsberaterInnen Österreichs die „Österreichischen Beikostempfehlungen“ veröffentlicht. Das Projekt soll die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Säuglings- und Kleinkindernährung sowie der Ernährung für Schwangere und Stillende allgemein zugänglich machen. Details unter www.richtigessenvonanfangan.at


Großes Ehrenzeichen der Republik für Otto Pjeta

Das Ehrenzeichen ist der Dank dafür, was Otto Pjeta für die Ärzte, für Österreich geleistet hat“, sagte der Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich, Peter Niedermoser, zu Beginn der Ehrung. Einiges habe Pjeta als Präsident der oberösterreichischen Ärztekammer bewegt: eine Erhöhung der Grundgehälter für Spitalsärzte um 126 Prozent; die Gründung der Patienten-Schiedsstelle und die Einführung des Punktesystems für Nachfolgepraxen. Sein Resümee: „Otto Pjeta hat die oberösterreichische Ärztekammer zu einer modernen Kammer gemacht. Das ist der Erfolg, für den er verantwortlich ist.“ Gesundheitsminister Alois Stöger war zur Verleihung der Auszeichnung in die ÖÄK gekommen – was nur „in außergewöhnlichen Fällen“ vorkomme, wie er extra betonte. Zum Wirken von Otto Pjeta meinte der Minister: „Mein tiefer Respekt, wie Sie den Spagat geschafft haben, neben der Spitzenposition als Präsident der ÖÄK auch noch eine Praxis zu führen und Landarzt zu bleiben.“ Pjeta ist seit 1978 Allgemeinmediziner in Steinakirchen. Er ist Umweltschutzarzt und war einer der Ersten mit einer Lehrpraxis-Bewilligung. Von 1989 bis 2005 war er Präsident der oberösterreichischen Ärztekammer; von 1999 bis 2003 ÖÄK-Präsident. Seit 2007 ist Pjeta Referent für Hausapotheken; weiters ist er Präsidialreferent für Qualitätssicherung in der ÖÄK. Stöger weiter: „Heute bedanken wir uns für ganz hervorragende Leistungen als Präsident. Heute stattet die Republik ihren Dank ab und verleiht Ihnen das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik.“ Otto Pjeta bedankte sich „1.000 mal“. Im Hinblick auf die aktuelle Diskussion rund um die Spitalsreform meinte er: „Man soll nicht vergessen, dass das Ganze eine Einheit ist. Eine Spitalsreform geht ohne die Niedergelassenen nicht. Und alles, was den niedergelassenen Bereich betrifft, hat Auswirkungen im Krankenhaus.“ AM


280 defekte Hüftprothesen österreichweit implantiert

Von den insgesamt 280 Implantationen defekter Hüftprothesen der Firma „DePuy“ in Österreich wurden die meisten in Vorarlberg und der Steiermark durchgeführt: 54 Prothesen wurden allein am LKH Graz im Rahmen einer Studie eingesetzt. In Graz wurden die Patienten mit entsprechenden Implantaten sofort nach Bekanntgabe der Rückrufaktion des Herstellers einberufen; 30 von ihnen wurden bereits untersucht. Bei bisher einem Patienten musste aufgrund des Produktmangels eine Revision vorgenommen werden. Implantat-Träger, die bisher keine Einladung zur Nachuntersuchung bekommen haben, sind laut der steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft KAGes nicht gefährdet. Der Hersteller musste die Hüftprothese aufgrund erhöhter Komplikationsraten (Infektion, Knochenfraktur, Schmerzen) und Metallabriebes zurückrufen. Regressansprüche für Patienten, aber auch für die KAGes gegenüber dem Hersteller werden nun geprüft.


Weniger Nachtdienste am Wiener AKH

Im Zuge von Einsparungsmaßnahmen sollen an der Medizinischen Universität und im AKH Wien nun auch die derzeit 172 Nachtdiensträder deutlich reduziert werden, nachdem bereits seit Jahresbeginn ein Großteil der frei werdenden Stellen nicht nachbesetzt wird. Laut Rektor Wolfgang Schütz soll sich die Reduktion „weitgehend gleichermaßen“ auf alle Kliniken beziehen. Der Betriebsrat kritisiert die Maßnahmen vehement, die Personalsituation werde damit „noch kritischer und eigentlich unerträglich“. Besonders in der Notfallaufnahme, der Chirurgie und Anästhesie, in der Kinderklinik und der Unfallchirurgie sei dies „schlichtweg unmöglich“, da hier jetzt schon „prekäre Zustände“ herrschen würden. Deshalb fordert der Betriebsrat nochmalige Verhandlungen mit dem Ministerium. Nachdem die Forderungen der Universitäten nach mehr Budget ab 2013 von der Regierung abgewiesen wurden, sind an vielen Universitäten konkrete Einsparungen geplant. Allein die Aufrechterhaltung des Status quo mache ab 2013 jährlich mindestens 300 Millionen Euro zusätzlich notwendig.

Pflanzliche Arzneimittel: Registrierung beendet

Traditionelle Heilmittel, die bis Ende April 2011 nicht als pflanzliche Arzneimittel registriert worden sind, dürfen nur noch als Lebensmittel, nicht aber als Medikament verkauft werden. Damit endet eine siebenjährige Übergangsfrist zur Anmeldung solcher Produkte. Als traditionelle pflanzliche Arzneimittel gelten laut EU-Vorschriften jene Produkte, die seit mehr als 30 Jahren (mindestens 15 Jahre in der EU) und ohne ärztliche Überwachung verwendet werden und nicht durch Injektion verabreicht werden – zum Beispiel Calendula officinalis oder Echinacea purpurea. Die Kommission verweist darauf, dass für pflanzliche Arzneimittel im Gegensatz zu den übrigen Medikamenten ein „leichteres, einfacheres und kostengünstigeres Registrierungsverfahren“ vorgesehen sei. Darüber hinaus betonte die Kommission, dass es in der Zuständigkeit der einzelnen EU-Staaten liege, im Einzelfall zu entscheiden, ob ein pflanzliches Erzeugnis die Definition eines Arzneimittels erfüllt.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2011