neu & aktu­ell: Poli­ti­sche Kurzmeldungen

25.03.2011 | Politik


EU: Aspartam nicht gesundheitsschädlich

Der umstrit­tene künst­li­che Süß­stoff Aspartam ist laut der Euro­päi­schen Behörde für Lebens­mit­tel­si­cher­heit (EFSA) nicht gesund­heits­schäd­lich. Stu­dien, denen zufolge Aspartam kan­ze­ro­gen wirkt und als Süß­stoff in Soft­drinks das Risiko für Früh­ge­bur­ten erhöht, seien nicht aus­sa­ge­kräf­tig und kein Anlass, gel­tende EU-Rege­lun­gen zu ändern.


Japan: Impf­stoff-Sperre nach Kindstod

Nach­dem in Japan fünf Babys wenige Tage nach der Imp­fung gestor­ben sind, wur­den die bei­den Impf­stoffe Pre­ve­nar® (Pfi­zer) und ActHIB® (Sanofi-Aven­tis) gesperrt. Laut Gesund­heits­mi­nis­te­rium soll die Sperre erst auf­ge­ho­ben wer­den, wenn die Todes­ur­sa­che der Kin­der geklärt ist. Bereits im Feber 2010 waren in den Nie­der­lan­den drei Kin­der nach einer Imp­fung mit Pre­ve­nar® gestorben.

Mada­gas­kar: Tote durch Pest

Wei­tere neun Men­schen sind auf Mada­gas­kar an der Pest gestor­ben; damit stieg die Zahl der Todes­op­fer seit Jah­res­be­ginn auf 32. Mehr als 100 Men­schen sind bereits erkrankt. Der Erre­ger Yer­si­nia pes­tis wird vor allem durch den Biss von Rat­ten­flö­hen auf Men­schen über­tra­gen. Unbe­han­delt führt die Pest laut WHO (Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion) in 30 bis 60 Pro­zent der Fälle zum Tod.

Deutsch­land: Ethik­rat für PID

Mit knap­per Mehr­heit (13 zu elf Stim­men) hat sich der deut­sche Ethik­rat, der Par­la­ment und Regie­rung berät, für eine begrenzte Zulas­sung der Prä-Implan­ta­ti­ons-Dia­gnos­tik an Embryo­nen aus­ge­spro­chen. Der deut­sche Bun­des­tag will ab Mitte März über die Zulas­sung bera­ten; eine Ent­schei­dung soll im Juni fol­gen. Der­zeit darf das Ver­fah­ren in Deutsch­land ange­wandt werden.

Medic Info Cen­ter (MIC): Ärzte müs­sen zahlen

Hun­derte Ärzte, die bei einem Ärzte-Bera­tungs­ser­vice einer pri­va­ten Kran­ken­ver­si­che­rung ein­stie­gen, blei­ben ohne die ver­spro­che­nen Ein­künfte auf hohen Lea­sing­ra­ten für gekaufte Tele­fon­an­la­gen sit­zen. Das Leip­zi­ger Unter­neh­men Medic Info Cen­ter (MIC) ver­sprach Ärz­ten ein Hono­rar von 840 Euro für vier Stun­den Tele­fon­dienst. Dafür haben die Ärzte eine teure Tele­fon­an­lage bei öster­rei­chi­schen Lea­sing­fir­men geleast. Jetzt stellte das Unter­neh­men die Zah­lun­gen ein, die Ärzte blei­ben auf hohen Kos­ten sit­zen. Mit einem Lea­sing­ver­trag von vier Jah­ren Lauf­zeit habe die Tele­fon­an­lage 40.000 Euro gekos­tet, sei aber offen­sicht­lich nur 3.000 bis 4.000 Euro wert, so ein betrof­fe­ner Arzt. Bei eini­gen Unter­neh­men konn­ten die Ärzte mit hohen Abschlä­gen aus dem Ver­trag aus­stei­gen; die Leas­fi­nanz GmbH kommt den Ärz­ten aller­dings nicht ent­ge­gen. Die deut­sche Jus­tiz ermit­telt nun wegen Betrugs­ver­dachts gegen das Unter­neh­men Medic Info Center.

Gesund­heits­be­rufe-Kon­fe­renz: Mar­tha Böhm ist neue Vorsitzende

Im Rah­men der ach­ten Gesund­heits­be­rufe-Kon­fe­renz über­gab ÖÄK-Prä­si­dent Wal­ter Dor­ner den Vor­sitz der Kon­fe­renz an die Prä­si­den­tin des Berufs­ver­ban­des Kin­der­kran­ken­pflege Öster­reich, Mar­tha Böhm. „In den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren haben wir gemein­sam viel bewegt“, so Dor­ner. Vor allem der Tag der Gesund­heits­be­rufe sei ein vol­ler Erfolg gewe­sen; den­noch dürfe man sich nicht auf den Lor­bee­ren aus­ru­hen. Er wün­sche sich mehr Unter­stüt­zung sei­tens der Poli­tik und hoffe, dass unter neuem Vor­sitz min­des­tens ebenso viel pas­siere wie in den ver­gan­ge­nen bei­den Jah­ren. Die neue Vor­sit­zende betonte, sie wolle sich gerne gemein­sam mit den übri­gen Mit­glie­dern der Gesund­heits­be­rufe-Kon­fe­renz der „Her­aus­for­de­rung, die ein­zel­nen Berufe noch näher anein­an­der zu bin­den“ stel­len. Der zweite Kon­gress, der am 19. Jän­ner 2012 statt­fin­den soll, steht im Zei­chen von alters­ge­rech­ter Behand­lung und Pflege; ebenso wird wie­der der För­der­preis der Gesund­heits­be­rufe-Kon­fe­renz vergeben.


Paul-Watz­la­wick-Ehren­ring 2011 an Fried­rich Achleitner

Der Paul-Watz­la­wick-Ehren­ring wurde Anfang März an den dies­jäh­ri­gen Preis­trä­ger, den Archi­tek­tur­ex­per­ten und Schrift­stel­ler Fried­rich Ach­leit­ner, ver­lie­hen. ÖÄK-Prä­si­dent Wal­ter Dor­ner wür­digte ihn als Ana­ly­ti­ker, Dia­gnos­ti­ker, Sprach­äs­the­ten und Huma­nis­ten und ver­glich die „Hand­werke und Künste“ Archi­tek­tur und Medi­zin: „Archi­tek­tur muss für den Men­schen geschaf­fen sein, und nicht für die Demons­tra­tion von Macht. Archi­tek­tur lebt aus einer gro­ßen kul­tu­rel­len Per­spek­tive. Darin schlie­ßen sich unsere Kreise.“ Ach­leit­ner betonte im Rah­men der Preis­ver­lei­hung, dass er sich nie zu den Wis­sen­schaf­tern gezählt und auch nie einen Ver­such unter­nom­men habe, eine Archi­tek­tur­theo­rie zu bas­teln. In sei­nem „Hand­werk“ gehe es ihm darum, die Archi­tek­tur mit­hilfe der Spra­che zu ver­mit­teln. Die Fach­jury unter dem Vor­sitz von Erhard Busek hatte Ach­leit­ner ein­stim­mig nomi­niert; er habe „mit sei­ner Lite­ra­tur wesent­lich zur Sprach- und Gesell­schafts­kri­tik beigetragen“.


Hit­zige Debatte um Spitalsreform

Auf eine gemein­same Posi­tion für die Ver­hand­lun­gen mit dem Bund über die geplante Spi­tals­re­form haben sich die Bun­des­län­der Anfang März bei einer Kon­fe­renz in Bad Schal­ler­bach geei­nigt. Die Gesund­heits­re­fe­ren­ten stre­ben eine gemein­same Pla­nung, Steue­rung und Finan­zie­rung des gesam­ten Gesund­heits­we­sens über die bestehen­den neun Län­der­platt­for­men an. Diese sol­len zu „zen­tra­len Planungs‑, Steue­rungs- und Finan­zie­rungs­gre­mien auf Lan­des­ebene“ wei­ter ent­wi­ckelt wer­den. Auf Lan­des­ebene sol­len neun Töpfe aus Mit­teln des Bun­des, der Län­der und Gemein­den sowie der Sozi­al­ver­si­che­rung gespeist wer­den. Nach den Vor­stel­lun­gen des ober­ös­ter­rei­chi­schen Lan­des­haupt­manns Josef Püh­rin­ger (V), dem der­zei­ti­gen Vor­sit­zen­den der Lan­des­haupt­leute-Kon­fe­renz, sol­len die jähr­lich stei­gen­den Ver­luste der Spi­tä­ler von Bund, Land, Gemein­den und Sozi­al­ver­si­che­rung nach einem zu ver­ein­ba­ren­den Schlüs­sel part­ner­schaft­lich getra­gen wer­den. Wider­stand dazu kommt von Gesund­heits­mi­nis­ter Alois Stö­ger (S), der auf einer gemein­sa­men Pla­nung, Steue­rung und Finan­zie­rung in einer Gesamt­ver­ant­wor­tung beharrt. Kri­tik kommt auch von den Oppo­si­ti­ons­par­teien: Die FPÖ kri­ti­sierte den Vor­schlag einer Finan­zie­rung aus neun Län­der­töp­fen als absurd; auch die Grü­nen und das BZÖ sind gegen ein sol­ches Modell.
ÖÄK-Prä­si­dent Wal­ter Dor­ner warnte indes­sen davor, die Pro­bleme pri­mär über den finan­zi­el­len Ansatz lösen zu wol­len; vor der Finan­zie­rung müsse man Fra­gen der Qua­li­tät und der Inhalte der Pati­en­ten­ver­sor­gung abklä­ren. „Bevor man sich der Finan­zie­rung zuwen­det, muss man doch über­le­gen, was die Pati­en­ten brau­chen, was ihnen nützt“, betonte Dor­ner. Er for­derte eine „sehr kri­ti­sche Beleuch­tung der leis­tungs­ori­en­tier­ten Kran­ken­an­stal­ten-Finan­zie­rung“ und wei­ter: „Wir brau­chen ein ehr­li­ches, pati­en­ten­ori­en­tier­tes Sys­tem und weni­ger eines, das aus­schließ­lich finan­zi­el­len Vor­ga­ben gehorcht.“
Püh­rin­ger wird gemein­sam mit der Wie­ner Gesund­heits-Stadt­rä­tin Sonja Weh­sely in der Steue­rungs­gruppe für die Ver­hand­lun­gen zur Spi­tals­re­form die Län­der ver­tre­ten.

Vor­arl­berg: Kampf gegen kind­li­ches Übergewicht

Um das Über­ge­wicht bei Schul­kin­dern zu bekämp­fen, will das Land Vor­arl­berg neue Maß­nah­men set­zen und die Fit­ness und das Wis­sen über Ernäh­rung schon ab dem Kin­der­gar­ten stär­ker för­dern. Eine bes­sere Ver­net­zung aller Betei­lig­ten sei dafür nötig, so Vor­arl­bergs Lan­des­haupt­mann Her­bert Saus­gru­ber (V) und Gesund­heits-Lan­des­rat Mar­kus Wall­ner (V). In Volks­schu­len sol­len im Rah­men eines neuen Pro­jekts ab Herbst 2011 die The­men Essen, Bewe­gung und psy­cho­so­ziale Gesund­heit in den Unter­richt ein­ge­baut wer­den. So errei­che man jähr­lich rund 16.000 Kin­der zwi­schen sechs und zehn Jah­ren. Im Jahr 2010 waren in Vor­arl­berg 8,7 Pro­zent der Kin­der im schul­pflich­ti­gen Alter über­ge­wich­tig und 5,6 Pro­zent adi­pös.

ÖÄK for­dert Call-Recall-Sys­tem bei Vor­sorge

Die schon seit lan­gem ver­spro­chene Umset­zung des Call-Recall-Sys­tems mit einer per­sön­li­chen Ein­la­dung für Vor­sor­ge­un­ter­su­chun­gen for­dern nun neu­er­lich ÖÄK-Prä­si­dent Wal­ter Dor­ner und Vize­prä­si­dent Gün­ther Waw­row­sky. Nur so könne man Bewusst­sein bei den „Vor­sor­ge­mü­den“ schaf­fen. Denn 2009 nah­men nur 12,8 Pro­zent der Frauen und 11,9 Pro­zent der Män­ner über 18 Jah­ren die kos­ten­lose Gesun­den­un­ter­su­chung in Anspruch. „Das ist ein Rück­gang von 4,8 Pro­zent bei den Her­ren und 2,7 Pro­zent bei den Damen gegen­über dem Vor­jahr – und das bei ohne­hin schon sehr nied­ri­ger Betei­li­gung“, so Dor­ner. Auch bei der Jugend sei ein „sträf­li­ches“ und gefähr­li­ches Des­in­ter­esse an der Gesund­heits­vor­sorge zu erken­nen. „Nur ver­schwin­dend geringe 5,5 Pro­zent der 18- bis 24-jäh­ri­gen Män­ner und 7,6 Pro­zent der Frauen sind 2009 zur kos­ten­lo­sen Vor­sor­ge­un­ter­su­chung gegan­gen.“ Schon in der Schule müsste die­sem Trend mit Image- und Info­kam­pa­gnen ent­ge­gen­ge­wirkt wer­den.


Dis­zi­pli­nar­an­walt der ÖÄK: auf­sichts­be­hörd­lich genehmigt

In einem kürz­lich vom Gesund­heits­mi­nis­te­rium über­mit­tel­ten Schrei­ben wurde die Bestel­lung von Oskar Maleczky zum Dis­zi­pli­nar­an­walt beim Dis­zi­pli­nar­rat der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer zum 1. Jän­ner 2011 auf­sichts­be­hörd­lich genehmigt.

Kali­um­jo­did­ta­blet­ten: Ein­nahme der­zeit nicht empfohlen

Der­zeit gibt es keine Anord­nung zur Ein­nahme von Kali­um­jo­did­ta­blet­ten, wie das Gesund­heits­mi­nis­te­rium in einer Aus­sendung mit­teilte. Kali­um­jo­did­ta­blet­ten sol­len nur auf aus­drück­li­che Anord­nung der Gesund­heits­be­hör­den ein­ge­nom­men wer­den. Eine Ein­nahme ohne die Gefahr einer Strah­len­be­las­tung sei sinn­los und even­tu­ell sogar schäd­lich, heißt es wei­ter.
Öster­reich hat zum Schutz der Ziel­grup­pen sechs Mil­lio­nen Packun­gen zu jeweils zehn Tablet­ten Kali­um­jo­did in allen Apo­the­ken, ärzt­li­chen Haus­apo­the­ken und Kran­ken­an­stal­ten gela­gert. Zusätz­lich wird in allen Schu­len und Kin­der­gär­ten die erste Tages­do­sis Kali­um­jo­did für jedes Kind bereit gehal­ten. Wei­ters gibt es eine Bun­des­re­serve.
Kali­um­jo­did­ta­blet­ten ver­hin­dern die Auf­nahme von radio­ak­ti­vem Jod in die Schild­drüse (soge­nannte Jod­blo­ckade). Die ver­füg­ba­ren Char­gen wer­den lau­fend über­prüft; zuletzt im Jän­ner 2011.

Spi­tals­ärzte: Nein zu Ein­spa­run­gen an Universitäten

Die Bun­des­ku­rie ange­stellte Ärzte in der ÖÄK warnt vor wei­te­ren Kür­zun­gen der finan­zi­el­len Mit­tel an den Uni­ver­si­tä­ten. Dies würde lang­fris­tig zu einem mas­si­ven Qua­li­täts­ver­lust in der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung füh­ren. Der Kuri­en­ob­mann der ange­stell­ten Ärzte in der ÖÄK, Harald Mayer, warnte außer­dem davor, dass durch den Spar­kurs die Aus­bil­dung des ärzt­li­chen Nach­wuch­ses und der Wirt­schafts­stand­ort Öster­reich bedroht seien. Denn allein an der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien seien 180 Stel­len gefähr­det; öster­reich­weit könn­ten bis 2013 sogar 450 Stel­len an den Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten abge­baut wer­den. Dar­über hin­aus sei zu befürch­ten, dass es nicht bei ein­ma­li­gen Per­so­nal­ein­spa­run­gen blei­ben würde. „Man kann nicht einer­seits dras­ti­sche Ein­spa­run­gen vor­neh­men und ande­rer­seits gleich­blei­bend hohe Qua­li­tät erwar­ten.“

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 6 /​25.03.2011