neu & aktuell: Politische Kurzmeldungen

10.06.2011 | Politik


China: Aids-Kranke diskriminiert

Chinesische Krankenhäuser diskriminieren Aids-Kranke, indem sie ihnen die Behandlung verweigern, so die Internationale Arbeitsorganisation (ILO). Da Kliniken vorwiegend Profit-orientiert arbeiten, fürchten sie, durch die Behandlung von Aids-Kranken wohlhabende Patienten abzuschrecken. In China leben offiziell etwa 740.000 HIV-Infizierte; die Dunkelziffer ist allerdings deutlich höher.

Japan: Muttermilch radioaktiv

Bei fünf von 41 untersuchten japanischen Frauen in Tokio und zwei weiteren Präfekturen wurden geringe Mengen radioaktives Jod 131 und Cäsium in der Muttermilch festgestellt. Laut Gesundheitsministerium stelle dies kein Gesundheitsrisiko für Babys dar. Nach der Atomkatastrophe in Fukushima war auch im Trinkwasser im 240 Kilometer entfernten Tokio radioaktives Jod nachweisbar.

USA: Aus für Ronald McDonald?

US-amerikanische Ärzte forderten in einem offenen Brief die Fast-Food-Kette McDonald’s auf, im Kampf gegen die Fettleibigkeit von Kindern, auf ihr Maskottchen Ronald McDonald und Spielzeuge in Kindermenüs zu verzichten. Der Brief ist Teil einer Kampagne einer gemeinnützigen Organisation, die durch ihren Kampf gegen das Zigarettenkamel Joe Camel berühmt wurde.

WHO: Pockenviren-Bestand

Die letzten bekannten, großen Bestände an Pockenviren in den USA und Russland werden trotz jahrelanger Diskussionen zunächst nicht vernichtet. Die USA haben angekündigt, an ihren Beständen vorerst festhalten zu wollen; man könnte sie nämlich im Notfall für die Entwicklung von Impfstoffen brauchen. Die Pocken konnten 1980 als erste Krankheit weltweit ausgerottet werden.


Neues Fortbildungsdiplom für Gesundheitsberufe

Die Ärztekammer für Oberösterreich und die Medizinische Fortbildungsakademie (MedAk) bieten ein neues, strukturiertes Fortbildungsdiplom für Gesundheitsberufe an. Das Weiterbildungsangebot, das von Themen wie „Hygiene in der ärztlichen Praxis“ über EDV bis hin zu Buchhaltung reicht, richtet sich an alle in Gesundheitsberufen Tätigen. Mit dem Diplom, das in Anlehnung an das Diplom-Fortbildungs-Programm für Ärzte konzipiert wurde, werden innerhalb von drei Jahren 75 Fortbildungspunkte gesammelt. „Wir sind in Oberösterreich damit Vorreiter auf Bundesebene. Es ist uns ein Anliegen, auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gesundheitsberufen zuzugehen. Sie sind wichtige Partner der der Ärzte“, betonte der Präsident der oberösterreichischen Ärztekammer, Peter Niedermoser. Weitere Informationen zum Fortbildungsdiplom gibt es unter www.medak.at


Weltnichtrauchertag: Mobile Rauchberatungs-Stelle

Anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai forderte ÖÄK-Präsident Walter Dorner ein strengeres Tabak-Gesetz mit einem strikten Rauchverbot im öffentlichen Raum und konsequente Raucherprävention – vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Außerdem sei eine Erhöhung der Zigarettenpreise unumgänglich: „In Norwegen kostet eine Packung einer bestimmten Marke satte 11,50 Euro, in Irland müssen 8,55 Euro berappt werden – und in Österreich 4,40 Euro“, so Dorner. Andere Länder würden bereits zeigen, dass durch ein absolutes Rauchverbot tabakinduzierte Erkrankungen rückläufig sind. „Auch von einem Wirtssterben kann keine Rede sein.“ Zum Weltnichtrauchertag gab es einige konkrete Aktionen: In Kooperation mit dem Hauptverband und den Wiener Linien wurde eine Straßenbahn als mobile Rauchberatungs-Stelle mit professioneller Raucherberatung umfungiertals „Linie Rauchfrei“ am Ring geführt. Nach Angaben der WHO rauchen 43,4 Prozent der Bevölkerung in Österreich; in puncto Prävention bildet Österreich das europäische Schlusslicht.

Turnusärzte-Ausbildung weiter verbessern

Obwohl sich die Ausbildungssituation von Turnusärzten in Vorarlberg verbessert habe, sei sie noch nicht zufriedenstellend, so das Ergebnis einer Studie der Ärztekammer Vorarlberg. 140 Turnusärzte wurden dazu im Herbst 2010 in den Vorarlberger Spitälern Bludenz, Bregenz, Feldkirch, Hohenems und Dornbirn befragt; beurteilt wurden die Qualität der Einschulung, Ausbildung, Routinetätigkeiten und Rahmenbedingungen. Das LKH Bludenz wurde am besten, das LKH Bregenz am schlechtesten bewertet. Einschulung, Aus- und Weiterbildung hätten sich laut Burkhard Walla, Kurienobmann der Angestellten Ärzte in Vorarlberg, zwar „signifikant verbessert“, bezüglich Arbeitszeit, personeller Ressourcen und administrativem Aufwand gebe es aber weiterhin Probleme. Walla fordert deshalb Lehrpraxen, in denen Turnusärzte vom praktischen Arzt ausgebildet werden; der Vorarlberger Turnusärztesprecher Simon Mayer wiederum spricht sich für ein landesweites Turnusärzte-Tätigkeitsprofil aus.

Rechnungshof kritisiert Wiener AKH

Heftige Kritik übt der Rechnungshof am Wiener AKH. Grund dafür ist der Umgang mit Blutkonserven: So wurden allein im Jahr 2009 rund 3.000 Blutkonserven im Wert von knapp 400.000 Euro vernichtet, weil eine korrekte Lagerung nicht garantiert werden konnte. Eine Überprüfung von 200 Rezepten für Blutprodukte durch den Rechnungshof ergab außerdem, dass 37 Prozent mangelhaft ausgefüllt waren und die richtige Blutgruppe oft fehlte. Darüber hinaus habe das AKH entgegen den gesetzlichen Vorschriften zwischen 2005 und 2009 keine Meldungen über unerwünschte Wirkungen und Zwischenfälle bei der Verwendung von Blutkonserven erstattet, was laut Rechnungshof allerdings am „aufwendigen Formularwesen“ auf Bundesebene liegen könnte. Auch Statistiken über den optimalen Konserveneinsatz und schriftliche Verträge mit Lieferanten würden fehlen.

Krankenkassen-Überschüsse: ÖÄK fordert Investitionen

In „längst fällige Strukturreformen und wichtige Verbesserungen“ sollten die im Jahr 2010 erzielten Überschüsse der Krankenkassen von 361,7 Millionen Euro investiert werden, forderte ÖÄK-Präsident Walter Dorner in einer Aussendung. Während Hans Jörg Schelling, Vorstandsvorsitzender im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, angesichts des Schuldenstandes von knapp 600 Millionen Euro vor Begehrlichkeiten warnte, sprach sich auch der Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der ÖÄK, Günther Wawrowsky, dafür aus, das Leistungsangebot im niedergelassenen Bereich auszubauen. Außerdem fordert die ÖÄK den gezielten Ausbau der Gesundheitsvorsorge.

Vergleich bei „Salzburger Medikamentenvereinbarung“

Mit einem Vergleich endete der Prozess um die „Salzburger Medikamentenvereinbarung“ zwischen der Pharmig (Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs) und der Salzburger Gebietskrankenkasse. Die Vereinbarung zwischen Krankenkasse und Ärztekammer, die mit 1. Jänner 2010 in Kraft trat, wonach bei gleicher Wirkung von mehreren Medikamenten das jeweils kostengünstigere zu verordnen ist, wird es weiterhin geben. Die Gebietskrankenkasse verpflichtet sich jedoch, künftig keine eigenen, vom Hauptverband abweichenden Arzneimittel-Listen zu erstellen. Anlass zur Klage war nämlich die „Salzburger Liste“, die laut Pharmig nicht vergleichbare Arzneimittel vergleiche und diese den Ärzten zur Verschreibung vorschreibe. Beide Parteien lehnten Vergleichsgespräche zunächst ab; nun endete das Verfahren dennoch mit einem Vergleich – laut GKK „auf Wunsch des Klägers“; nach Angaben der Pharmig jedoch auf „Initiative von beiden Seiten“. Die Kosten für Medikamente sind im Bundesland Salzburg 2010 dennoch um 0,4 Prozent gestiegen.

WHO: Reform dringend nötig

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) stehe vor der „größten Verwaltungs-, Geschäftsführungs- und Finanzreform ihrer 63-jährigen Geschichte“, erklärte deren Generaldirektorin Margaret Chan bei der Eröffnung der Weltgesundheitsversammlung im Mai. Die Organisation müsse sich allen im Gesundheitswesen tätigen Gesellschaftsgruppen und Ländern noch mehr öffnen. Mit der Reform reagiere man auf den Zwischenbericht eines externen Gutachters, der eklatante Mängel im Finanzmanagement – etwa die verspätete Verbuchung von Einkünften und Rechnungen und fragwürdige Gehaltsvorauszahlungen – aufzeigte. Die WHO stand außerdem wegen ihrem Umgang mit der „Schweinegrippe“ und ihrer Reaktion auf den Atomunfall in Fukushima in der Kritik.

Rechnungshof: AUVA-Spitäler sind teurer

AUVA-Spitäler (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt) sind unter anderem durch höhere Personalkosten teurer – das ergab ein Rechnungshof-Vergleich der drei Unfallkrankenhäuser (AUVA) in Linz, Graz und Kalwang mit den unfallchirurgischen Abteilungen des städtischen AKH Linz und des Landeskrankenhauses St. Pölten. Verglichen wurden der Personaleinsatz und die Leistungserbringung, nicht aber die Qualität der Patientenbetreuung. Die AUVA-Spitäler haben etwa eine geringere Auslastung, was sich auf die Gesamtkosten auswirkt: Die Kosten je Patient sind bei den drei Unfallkrankenhäusern nahezu doppelt so hoch wie in Linz und St. Pölten (rund 5.000 bis 5.800 Euro gegenüber rund 2.400 bis 2.800). In Linz und St. Pölten kommen auf einen Arzt 250 bis 260 stationäre Patienten, in den AUVA-Spitälern jedoch nur 160 bis 195 Patienten. Auch bei den Jahresdurchschnitts-Einkommen sind die Fachärzte in den Unfallkrankenhäusern bevorzugt. Der Rechnungshof empfahl der AUVA, „eine Kostenreduktion durch Abbau von Überkapazitäten anzustreben“.

Käselaib „Nazareth Classic“

Im Käselaib „Nazareth Classic“ des belgischen Herstellers Belgomilk CVBA wurde eine Kontamination mit Listerien festgestellt. Geringe Mengen waren auch in Österreich erhältlich – vor einem Verzehr wird ausdrücklich gewarnt. Weitere Informationen unter: www.ages.at – Ernährungssicherheit/Produktwarnsystem/Produktwarnungen

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2011