neu & aktu­ell: Poli­ti­sche Kurzmeldungen

25.01.2011 | Politik


Haiti: sexu­elle Gewalt nimmt zu

Die Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen in Haiti spre­chen von einer „Epi­de­mie der sexu­el­len Gewalt“ an Frauen und Kin­dern in Obdach­lo­sen­la­gern seit dem Erd­be­ben vor einem Jahr. Die Regie­rung Hai­tis, die Ver­ein­ten Natio­nen und die inter­na­tio­nale Gemein­schaft hät­ten ver­sagt, wie ein in den USA ver­öf­fent­lich­ter Bericht sagt. Mehr als eine Mil­lion Obdach­lose ist noch immer Zelt­la­gern untergebracht.

Spa­nien: Rauch­ver­bot verschärft

Für das spa­ni­sche Gast­ge­werbe gilt nun ein umfas­sen­des Rauch­ver­bot. Öffent­li­che Gebäude, Restau­rants, Flug­hä­fen sowie Schu­len und Kran­ken­häu­ser sind ab jetzt abso­lut rauch­frei. Nur Hotels sind eine Aus­nahme: 30 Pro­zent Rau­cher­zim­mer sind hier erlaubt. Jedes Jahr sind in Spa­nien 50.000 Todes­fälle auf das Rau­chen zurück­zu­füh­ren; 1.200 davon auf Passivrauchen.

USA: neues Lebensmittelgesetz

Nach zahl­rei­chen Lebens­mit­tel­skan­da­len sol­len in den USA künf­tig stren­gere Lebens­mit­tel­re­geln gel­ten. Der US-ame­ri­ka­ni­schen Lebens­mit­tel­be­hörde FDA (Food and Drug Admi­nis­tra­tion) wer­den stär­kere Kon­trol­len der Her­stel­ler und des Ver­triebs erlaubt; ebenso kann sie ver­däch­tige Lebens­mit­tel eigen­mäch­tig zurück­ru­fen. Die Umset­zung des neuen Lebens­mit­tel­ge­set­zes wird etwa 1,04 Mil­li­ar­den Euro kosten.

Groß­bri­tan­nien: Organ­spende mit Führerschein

Wenn Fahr­an­fän­ger in Groß­bri­tan­nien einen Füh­rer­schein bean­tra­gen, müs­sen sie ab Som­mer die­ses Jah­res ihre Bereit­schaft zur Organ­spende klar mit ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ doku­men­tie­ren. Aller­dings besteht die Mög­lich­keit, die Ent­schei­dung auch zu ver­schie­ben. Mit die­ser Maß­nahme sol­len mehr Men­schen zur Organ­spende ange­regt wer­den; Initia­ti­ven aus den USA die­nen als Vorbild.

Burn­out-Stu­die: Befra­gung läuft noch

Bis 15. Februar 2011 kön­nen Ärz­tin­nen und Ärzte noch unter www.burnout-studie.at an der anony­men Online-Befra­gung zum Thema Burn­out teil­neh­men. Die Stu­die, die unter der wis­sen­schaft­li­chen Lei­tung der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Psych­ia­trie Graz erho­ben wird, soll Daten zur tat­säch­li­chen Burn­out-Rate von Ärz­ten erheben.

Deutsch­land: Skan­dal um Dioxin in Lebens­mit­teln wei­tet sich aus

Das zustän­dige Land­wirt­schafts­mi­nis­te­rium Schles­wig-Hol­stein geht davon aus, dass der Fut­ter­mit­tel­her­stel­ler Harles und Jentzsch sowohl im ille­ga­len Misch­werk der Firma in Nie­der­sach­sen als auch am zwei­ten Fir­men­sitz in Ueter­sen sys­te­ma­tisch, mit Wis­sen der Unter­neh­mens­lei­tung, Dioxin-kon­ta­mi­nier­tes Fut­ter­fett her­ge­stellt und aus­ge­lie­fert hat. Diese 3.000 Ton­nen ver­seuch­tes Tier­fut­ter ent­hiel­ten ver­bo­te­ner Weise Abfälle aus der Bio­die­sel­pro­duk­tion. Laut Minis­te­rium ver­kaufte der Betrieb bereits seit März 2010 das ver­un­rei­nigte Fut­ter­mit­tel.
Das Dioxin in Fut­ter­mit­teln stammt nach Anga­ben der Ver­brau­cher­or­ga­ni­sa­tion Food­watch aus Pes­ti­zi­den. Bestimmte che­mi­sche Ver­bin­dun­gen in einer Fut­ter­fett­probe des Her­stel­lers Harles und Jentzsch wie­sen dar­auf hin, dass diese von einem Mit­tel gegen Pilz­be­fall – Pen­ta­chlor­phe­nol – in der Land­wirt­schaft stamm­ten. In Deutsch­land darf die­ses Gift seit 1986 nicht mehr pro­du­ziert, seit 1989 nicht mehr gehan­delt und ange­wen­det wer­den. Nach Anga­ben von Food­watch wird es aber in Süd­ame­rika und Asien zum Bei­spiel als Pilz­gift beim Soja­an­bau ver­wen­det. In der unter­such­ten Probe wurde der Dioxin-Grenz­wert 164-fach über­schrit­ten.
War Dioxin ursprüng­lich nur in Eiern und Hüh­ner­fleisch nach­ge­wie­sen wor­den, wurde rasch dar­auf auch ein stark erhöh­ter Dioxin­wert in Schwei­ne­fleisch nach­ge­wie­sen. Einige Län­der wie bei­spiels­weise China, Süd­ko­rea und Russ­land haben den Import von Lebens­mit­teln aus Deutsch­land gesperrt.
In Deutsch­land wird sich nun der Bun­des­tag über Kri­sen­ma­nage­ment und Kon­se­quen­zen aus dem Dioxin-Skan­dal bera­ten. Die deut­sche Bun­des-Land­wirt­schafts­mi­nis­te­rin Ilse Aigner (CSU) will als Kon­se­quenz des Dioxin-Skan­dals eine Anzei­ge­pflicht für die Ergeb­nisse von Fut­ter­mit­tel­kon­trol­len ein­füh­ren. Der Fut­ter­mit­tel­pro­du­zent Harles und Jentzsch hat mitt­ler­weile Insol­venz angemeldet.

Rumä­nien: Ein­füh­rung der E‑Card verschoben

Die für 1. Jän­ner 2011 geplante Ein­füh­rung einer elek­tro­ni­schen Gesund­heits­karte in Rumä­nien wurde von der Regie­rung erneut auf unbe­stimmte Zeit ver­scho­ben. Als Gründe dafür wur­den feh­lende tech­ni­sche und finan­zi­elle Mit­tel genannt. Die Ein­füh­rung der E‑Card, die bereits Anfang 2003 erfol­gen hätte sol­len, schei­tert immer wie­der an der Erstel­lung eines com­pu­ter­ge­stütz­ten inte­grier­ten Infor­ma­ti­ons­sys­tems, mit dem man laut Pre­mier Emil Boc rund 300 Mil­lio­nen Euro ein­spa­ren könnte. Obwohl Rumä­nien für die Umstel­lung 50 Mil­lio­nen Euro an EU-Gel­dern bezieht, waren im Juli 2010 laut Boc nur fünf der 42 rumä­ni­schen Land­kreise zu einem sol­chen Sys­tem übergegangen.

Uni­ver­si­tä­ten: Ansturm von deut­schen Studenten

Einen Ansturm deut­scher Stu­den­ten auf Öster­reichs Uni­ver­si­tä­ten könnte das Aus­set­zen der Wehr­pflicht in Deutsch­land und die dop­pel­ten Abitur­jahr­gänge in Bay­ern und Nie­der­sach­sen aus­lö­sen. Durch den nun frei­wil­li­gen Wehr­dienst wird mit 34.600 bis 59.000 zusätz­li­chen Stu­di­en­an­fän­gern gerech­net. Durch die dop­pel­ten Abitur­jahr­gänge (acht- und neun­jäh­ri­ges Gym­na­sium) rech­net man in Bay­ern mit 17.000 und in Nie­der­sach­sen mit mehr als 20.000 zusätz­li­chen Stu­di­en­an­fän­gern. Auf­grund des Nume­rus clau­sus in Deutsch­land war­nen Rek­to­ren und Wis­sen­schafts­mi­nis­te­rin Bea­trix Karl (V) vor einem mas­si­ven Ansturm auf die öster­rei­chi­schen Universitäten.

Ehren­ring der Ärz­te­kam­mer Wien für Wal­ter Dorner

Eine „Ehrung, die nicht häu­fig ist“ – so for­mu­lierte es der Vize-Prä­si­dent der Ärz­te­kam­mer für Wien, Johan­nes Stein­hart – wurde Anfang Jän­ner Ärz­te­kam­mer-Prä­si­dent Wal­ter Dor­ner zuteil: Er erhielt den Ehren­ring der Ärz­te­kam­mer für Wien. Bis­her wurde das an den Ring des Hip­po­kra­tes ange­lehnte Ehren­zei­chen erst vier­mal ver­ge­ben. Gleich zu Beginn stellte Stein­hart fest: „Das Pro­blem bei einer Lau­da­tio für Wal­ter Dor­ner ist nicht: was sage ich, son­dern: was lasse ich weg.“
Im Kran­ken­haus des Gött­li­chen Hei­lands in Wien – des­sen ärzt­li­cher Direk­tor Stein­hart heute ist – absol­vierte Dor­ner sei­nen Tur­nus und seine Fach­arzt­aus­bil­dung in Chir­ur­gie. Neben der Spi­tals­tä­tig­keit führte Dor­ner auch eine Pra­xis. Stein­hart fil­terte – aus der Viel­zahl der Tätig­kei­ten – vier zen­trale Kern­punkte her­aus: die Tätig­keit als Chir­urg, dann im Bereich des Manage­ments, des Mili­tärs und der Ärz­te­kam­mer. „Über­all hat er den höchs­ten Level erreicht“. Dor­ner war unter ande­rem auch im ira­nisch-ira­ki­schen Krieg als Mili­tär­arzt tätig.
Seine „Kar­riere in der Ärz­te­kam­mer“ (Stein­hart) begann 1981 als Vor­stands­mit­glied. 1999 wurde er Prä­si­dent der Wie­ner, im Juni 2007 Prä­si­dent der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer. Dor­ner hat die Ärz­te­kam­mer in einer Zeit des Wan­dels über­nom­men: Die Kurien waren noch vor dem Beginn. Der Ärz­te­kam­mer­prä­si­dent habe gute Leute um sich ver­sam­melt und höre auch auf sie, so Stein­hart. Alle gro­ßen Orden hat Dor­ner bereits erhal­ten: das Gol­dene Ehren­zei­chen am Bande, das Gol­dene Ehren­zei­chen des Lan­des Wien, das Große Ehren­zei­chen der Repu­blik und auch den Rat­haus­mann – und nun auch noch den Ehren­ring der Ärz­te­kam­mer für Wien.

Refe­ren­ten­pool-CD: jetzt aktualisiert

Die aktua­li­sierte Ver­sion der Refe­ren­ten­pool-CD des Ärzt­li­chen Qua­li­täts­zen­trums der Ärz­te­kam­mer für Ober­ös­ter­reich und des Insti­tuts für Vor­sorge- und Sozi­al­me­di­zin kann nun um Euro 90,- erwor­ben wer­den. Dar­auf fin­den sich 70 fer­tige Prä­sen­ta­tio­nen für Vor­träge vor Laien. Eine The­men­liste und wei­tere Infor­ma­tio­nen dazu gibt es unter www.aerztliches-qualitaetszentrum.at (unter Vor­sor­ge­me­di­zin bezie­hungs­weise News). Die CD kann bei der Ärz­te­kam­mer Ober­ös­ter­reich bestellt wer­den: Frau Gan­hör, Tel.: 0732/​77 83 71–244, Fax: 0732/​78 36 60–244, E‑Mail: ganhoer@aekooe.or.at.

Dia­be­tes-Pass: neu gestaltet

Die Öster­rei­chi­sche Dia­be­tes Gesell­schaft und die Öster­rei­chi­sche Gesell­schaft für All­ge­mein­me­di­zin haben in Zusam­men­ar­beit mit der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer und den Sozi­al­ver­si­che­run­gen den Dia­be­tes-Pass neu gestal­tet und auf­ge­legt. Er soll die Pati­en­ten an Ziel­werte und Unter­su­chun­gen erin­nern und dient als Doku­ment zur Ver­laufs­be­ur­tei­lung der dia­be­tes­be­zo­ge­nen Befunde. Außer­dem kann er im Dise­ase Manage­ment Pro­gramm „The­ra­pie Aktiv – Dia­be­tes im Griff“ für die Doku­men­ta­tion ver­wen­det wer­den. Erhält­lich sind die Pässe bei der ÖGAM – Öster­rei­chi­sche Gesell­schaft für All­ge­mein­me­di­zin, c/​o Wie­ner Medi­zi­ni­sche Aka­de­mie, Alser Straße 4, 1090 Wien, Tel.: 01/​405 13 83–17

Sport­me­di­zin fei­ert 60-jäh­ri­ges Bestehen

Die Öster­rei­chi­sche Gesell­schaft für Sport­me­di­zin und Prä­ven­tion fei­erte mit einer Fort­bil­dungs­ver­an­stal­tung im Novem­ber 2010 in Graz ihr 60-jäh­ri­ges Bestehen. In sei­nem Fest­vor­trag befasste sich Univ. Prof. Nor­bert Bachl mit der Geschichte der Sport­me­di­zin in Öster­reich. FIMS (Inter­na­tio­nal Fede­ra­tion of Sports Medicine)-Präsident Fabio Pigozzi berich­tete über die Erfolge von Vor­sor­ge­un­ter­su­chun­gen für Sport­ler in Ita­lien; diese führ­ten zu einer deut­li­chen Reduk­tion der Kom­pli­ka­tio­nen im Sport. Wei­tere Vor­träge zu sport­me­di­zi­ni­schen The­men wie etwa über die Knie­chir­ur­gie in der Sport­trau­ma­to­lo­gie sowie die Mög­lich­kei­ten der rege­ne­ra­ti­ven Medi­zin im Sport run­de­ten die Ver­an­stal­tung ab.

EU: Ver­bot von Mephedron

Die Ecstasy-ähn­li­che Droge Mephe­dron, die bis­her in zwölf EU-Staa­ten legal erhält­lich war, wurde von den EU-Jus­tiz­mi­nis­tern nun in der gesam­ten EU ver­bo­ten. In 15 EU-Staa­ten – dar­un­ter auch in Öster­reich – war die Sub­stanz bereits zuvor nicht erlaubt. Allein in Groß­bri­tan­nien und Irland wer­den min­des­tens 37 Todes­fälle mit der psy­cho­ak­ti­ven Droge in Ver­bin­dung gebracht.

Ius migrandi für öster­rei­chi­sche Medizinstudenten

Laut einer Mit­tei­lung der Euro­päi­schen Kom­mis­sion vom Dezem­ber 2010 wird der Abschluss des Medi­zin­stu­di­ums in Öster­reich nun als Nach­weis für die ärzt­li­che Grund­aus­bil­dung defi­niert. Diese Neue­rung hat inner­halb Öster­reichs kei­ner­lei Aus­wir­kun­gen. Mit dem Stu­di­en­ab­schluss ist nach wie vor nur die Berufs­be­rech­ti­gung als Tur­nus­arzt ver­bun­den. In ande­ren EWR-Staa­ten wer­den öster­rei­chi­sche Absol­ven­ten des Medi­zin­stu­di­ums der dort vor­ge­se­he­nen Grund­aus­bil­dung gleich­ge­stellt. In Deutsch­land beinhal­tet dies zum Bei­spiel auch eine selbst­stän­dige Berufs­be­rech­ti­gung, in Frank­reich jedoch nur das Recht zur Absol­vie­rung einer Fach­arzt­aus­bil­dung unter Aufsicht.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 1–2 /​25.01.2011