Jobmessen für Ärzte: Neue Wege für Jungmediziner

25.03.2011 | Politik

Eine internationale Berufs- und Karriereplattform stellen die drei geplanten Jobmessen dar, die in Zusammenarbeit der ÖÄK mit Deutschland Ende Mai in Innsbruck, Graz und Wien stattfinden werden. Interessierte können sich dabei über aktuelle Jobangebote informieren.
Von Birgit Oswald

In Österreich führt der Weg zum Facharzt kaum an einem dreijährigen Turnus vorbei. Immer häufiger suchen Jungmediziner deshalb im benachbarten Ausland nach Alternativen zum heimischen Ausbildungssystem. Um diesen Prozess zu erleichtern und österreichischen Studienabsolventen eine breite Palette an Weiterbildungsmöglichkeiten zu bieten, organisiert das Internationale Büro der Österreichischen Ärztekammer in Kooperation mit Deutschland von 23. bis 25. Mai in Innsbruck, Graz und Wien Jobmessen für Jungärzte, die an Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten im EU-Ausland interessiert sind. Die Messe unter dem Titel „Berufen? Internationale Berufs- und Karriereplattform der Österreichischen Ärztekammer“ ist auch für Medizinstudenten, die sich dem Studienende nähern, interessant. Denn besonders Absolventen der Medizinischen Universitäten und junge Medizinerinnen und Mediziner, die auf eine Ausbildungsstelle warten, zeigen sich laut Karin Rösel-Schmid, leitende Juristin des Internationalen Büros der Österreichischen Ärztekammer, offen für Stellen im Ausland. „Jungärzte sind meistens familiär noch nicht gebunden und daher migrationswilliger als Ärzte, die schon fest im Berufsleben stehen. Aber auch für erfahrene Ärzte wird die Messe aus Karrieregründen interessant sein“, sagt Rösel-Schmid.

Aktivitäten wie die Jobmesse basieren auf sogenannten „Freundschaftsverträgen“, die zwischen Österreich und allen neuen deutschen Bundesländern – Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen sowie den zwei dänischen Gebieten Syddanmark und Seeland – bestehen. Diese hatten schon bisher jedes Jahr die Gelegenheit im Rahmen von Jobmessen über Chancen und Karrieremöglichkeiten in ihrem Bundesland zu informieren. Mehr als 2.000 österreichische Ärzte haben bereits den Schritt in die Bundesrepublik gewagt.

Primärpartner Nordrhein-Westfalen

Als weiterer Vertragspartner neben den genannten deutschen und dänischen Gebietskörperschaften konnte 2010 das deutsche Nordrhein-Westfalen gewonnen werden. Die in die Landesteile Nordrhein und Westfalen-Lippe gegliederte Region hat als erstes westdeutsches Bundesland einen Freundschaftsvertrag mit Österreich abgeschlossen. Im Gegensatz zu den übrigen Vertragspartnern hatten Nordrhein-Westfalen aber bis jetzt noch keine Gelegenheit, sich auf einer Jobmesse zu präsentieren. Aus diesem Anlass wird eine eigene Jobmesse heuer wesentlich auf Nordrhein-Westfalen ausgerichtet sein, wie Rösel-Schmid erklärt: „Mit Nordrhein-Westfalen haben wir den letzten unserer Freundschaftsverträge abgeschlossen. Es wird daher primärer Partner der Jobmesse sein. Aber auch Krankenanstalten aus anderen deutschen Ländern werden auf der Messe vertreten sein“. Nordrhein-Westfalen lockt heimische Ärzte etwa mit einem strukturierten Ausbildungsangebot: So gibt es beispielsweise ein Coaching-System, wo jedem Ausbildungsarzt ein eigener Mentor zugeteilt ist. Dieser fungiert primär als Ansprechperson für alle beruflichen Anliegen und führt den Jungarzt durch das Ausbildungssystem. Das deutsche Bundesland wirbt aber auch mit Kultur- und Freizeitangeboten wie etwa einem ganzjährigen Skibetrieb für sich.

Wie Vertreter Nordrhein-Westfalens im Rahmen eines Symposiums zur Ärztemigration Ende Jänner in Wien erklärt hatten, sind rund 1.500 Stellen der nordrhein-westfälischen Krankenhäuser unbesetzt. Vor allem der ländliche Raum des größten deutschen Bundeslandes ist vom Ärztemangel betroffen. Wie auch in Österreich stehe den Experten zufolge in Deutschland eine Pensionierungswelle bevor; das Interesse daran, österreichische Ärzte für diese Bundesländer zu gewinnen, ist daher groß. 328 österreichische Ärzte sind bereits in Nordrhein-Westfalen tätig; davon 16 als Chefärzte beziehungsweise als ärztliche Direktoren.

Persönliche Kontakte knüpfen

In einem zweistündigen Vortragsblock werden die Besucher der Jobmessen die Möglichkeit haben, Kurzvorträge zu hören, die sich vor allem um rechtliche Rahmenbedingungen für die Migration, Anerkennung der Qualifikationen, Möglichkeiten im Ausland und die Ausbildungsgestaltung drehen werden. Außerdem wird es – so wie bei allen anderen Messen auch – die Gelegenheit geben, die Ausstellungsstände der einzelnen Aussteller zu besuchen. „Bei den Messestellen haben die Krankenanstaltenträger die Chance, sich zu präsentieren, zu informieren und konkret Stellen anzubieten. Auch erste direkte Kontakte können geknüpft werden, was sowohl für Job-Anbieter als auch für Interessenten sehr vorteilhaft sein kann“, so Rösel-Schmid. Weiters wird ein eigener Networking-Bereich, der mit Steh- und Sitzmöglichkeiten einem Café ähneln wird, Gelegenheit für individuellen und somit intensiveren Informationsaustausch bieten.

Infos zur Jobmesse

Orte und Datum:

23.05.2011, 9.30 bis 16.00 Uhr:
Congress Innsbruck, Rennweg 3, 6020 Innsbruck

24.05.2011, 10.00 bis 17.00 Uhr:
Messe Graz, Messeplatz 1/Messeturm, 8010 Graz

25.05.2011, 9.30 bis 17.00 Uhr:
Austria Center Vienna, Bruno-Kreisky-Platz 1, 1220 Wien

Nähere Informationen:

Internationales Büro/Österreichische Ärztekammer
Tel: 01/514 06/533;
E-Mail: international@aerztekammer.at

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 6 / 25.03.2011