AMEE-Kongress: Medizinpädagogik: neu und aktuell

25.05.2011 | Politik


Wie Wissensvermittlung im 21. Jahrhundert aussehen kann, ist eines der zentralen Themen bei der AMEE 2011, der Jahrestagung der Association for Medical Education in Europe Ende August in Wien.

Von Birgit Oswald

Die Medizinpädagogik per se stellt zwar ein relativ kleines Forschungsgebiet dar, der AMEE-Kongress (Association for Medical Education in Europe) ist allerdings einer der bedeutendsten und größten Kongresse auf diesem Gebiet. Noch dazu hat sich AMEE in den letzten Jahren mit zahlreichen Aktivitäten weltweit einen Namen gemacht. „Die AMEE hat bedeutende Beiträge zur Entwicklung des Medizinstudiums und der Ärzteausbildung geleistet, etwa durch die Entwicklung von Qualitätskriterien, Publikation von einerseits Forschungsartikeln in der eigenen Zeitschrift medical teacher und andererseits durch Evidenz-basierte Unterrichtsmethodik“, erklärt Univ. Prof. Martin Lischka, vom Institut für Medizinische Aus- und Weiterbildung der Medizinischen Universität Wien.

Einige Highlights wird es bei den Rednern geben. So wird etwa Donald Clark, Gründer der führenden e-learning Firma Epic Group, mit seinem Vortrag „21st century Medical Learning“ auf neue Aspekte der Wissensvermittlung in der heutigen Zeit eingehen. „Wir alle bauen ja immer noch sehr stark auf der Präsenz-basierten, frontalen Vermittlung auf“, erklärt Lischka. Wieso der Vortrag von Clark besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird, erläutert Lischka wie folgt: „In England gibt es bereits eine besonders traditionsreiche Kultur des breiten Zugangs zur Bildung – Schlagwort open university. Dieser Aspekt wird jetzt durch e-learning verstärkt, das betrifft auch unsere Universitäten immer stärker“.

Huw Davies, Professor für Health Care Policy & Management von der Saint Andrews Universität, wird über Wissenstransfer referieren. In seinem Vortrag „From Knowledge Transfer to Knowledge Interaction – changing models of research use, influence and impact“ wird es speziell darum gehen, wie „theoretisches“ Wissen in der Praxis nutzbar gemacht werden kann. Lischka dazu: „Wir reden überall von translational research und ich denke, dass dieser Aspekt in einem größeren Zusammenhang mit systemischer Sichtweise etwas ist, was wir in der konkreten Arbeit für das Gesundheitswesen abseits des politischen und finanziellen Hickhacks gut brauchen können.“ Der US-amerikanische Medizinpädagogik-Experte Berry Issenberg, Assistant Director des Gordon Centers for Research in Medical Education an der Universität von Miami Miller School of Medicine, wiederum wird sich in seinen Ausführungen mit dem Verständnis der Komplexität von Evidenz widmen.

Hohe Mobilität

Auch aktuelle Themen wie die Ärztemigration werden Inhalte des Kongresses sein. Dabei werden etwa medizinische Ausbildungssysteme in der EU verglichen. Bei der Plenarsitzung „International medical education“ wird die immer größere Bereitschaft der Absolventen zur Mobilität im Vordergrund stehen. „Wir sehen es ja schon jetzt, dass sehr viele österreichische Absolventen ihre Weiterbildung in Deutschland absolvieren. Außerdem beobachten wir in allen Gesundheitsberufen eine Ost-West-Wanderung. Immer mehr Ärzte kommen aus osteuropäischen Ländern in die neuen deutschen Bundesländer, dafür rücken Ärzte aus Moldawien in die Slowakei nach“, so Lischka.

Erreicht werden sollen mit dem Kongress einerseits Bildungsforscher und andererseits die Gruppe derer, die tatsächlich lehrt. Beim Kongress selbst – es werden rund 2.500 Teilnehmer aus mehr als 80 Ländern erwartet – wird es für beide Gruppen interessante Informationen geben; einerseits Erfahrungsberichte und andererseits hochkarätige Wissenschaftsvorträge. Mit sogenannten „Fringe sessions“ sollen aber auch Aspekte aus anderen, nicht-medizinischen Disziplinen eingebracht werden.

Details zum AMEE 2011

Termin: 29. bis 31. August 2011
Pre-conference workshops: 27. bis 28. August 2011
Ort: Reed Messe Prater Wien
Informationen unter: www.amee.org

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2011