Additivfach Geriatrie: Altersgerecht betreuen

25.10.2011 | Politik


Mit dem neuen Additivfach Geriatrie soll ein noch größeres Augenmerk auf geriatrische Patienten gelegt werden. Übergangsbestimmungen ermöglichen es Ärzten, die bereits jetzt geriatrisch tätig sind, dieses Additivfach zu erwerben.

Von Birgit Oswald

Aufgrund der demographischen Entwickung der Gesellschaft haben Ärzte aller Disziplinen immer häufiger mit geriatrischen Patienten zu tun, besonders in den Ordinationen der Allgemeinmediziner. Die Tendenz sei dabei steigend, wie Michael Lang, Leiter des ÖÄK-Referats für Geriatrie und Präsident der Ärztekammer Burgenland, erklärt: „Prognosen gehen davon aus, dass im Jahr 2020 in Österreich bereits 8,7 Millionen Menschen leben werden, rund ein Viertel davon wird über 60 Jahre alt sein und eine entsprechende medizinische Versorgung benötigen“.

Um den speziellen Bedürfnisse der wachsenden geriatrischen Patientengruuppe gerecht zu werden, wurde die Ärzte-Ausbildung daher um das Zusatzfach Geriatrie erweitert. Seit Anfang Juli ist es für Allgemeinmediziner und Fachärzte der Fachrichtungen Innere Medizin, Neurologie, Psychiatrie, Physikalische Medizin und Remobilisation möglich, das Additivfach Geriatrie zu erwerben. Möglich wurde das durch die Novellierung der Ärzte-Ausbildungsordnung. Im Zuge dessen hatte sich die ÖÄK besonders für die Einführung des Additivfachs eingesetzt. Das Additivfach Geriatrie ist ein Meilenstein. Denn wir waren einer der letzten Staaten in der EU, wo es keine Spezialisierung in Geriatrie gegeben hat. Nun haben wir im geriatrischen Bereich endlich den Anschluss an Resteuropa geschafft“, betont Lang. Ziel sei es, mit dem Additivfach eine bessere kurative, palliative, präventive und rehabilitative Versorgung von geriatrischen Patienten zu ermöglichen.

Für das neue Additivfach muss eine dreijährige Fächer-übergreifende Ausbildung absolviert werden. Den Aussagen von Lang zufolge gehe es um eine vertiefte Beschäftigung mit dem geriatrischen Patienten in allen Bereichen, die speziell ihn betreffen, also einerseits um die körperliche Mobilität und andererseits um die intellektuellen Fähigkeiten. „Der Schwerpunkt liegt auf der Vertiefung der geriatrischen Kenntnisse im jeweils zugrunde liegenden Fach. Dabei geht es vor allem um akut-geriatrische Inhalte“, erklärt Lang. Weiters werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehrere Monate in den Sonderfächern Psychiatrie, Neurologie, Physikalische Medizin beziehungsweise Allgemeine Rehabilitation sowie in einem Sonderfach ihrer Wahl ausgebildet.

Bisher diente der ÖÄK-Diplomlehrgang Geriatrie als ärztliche Ausbildung in diesem Bereich. Wie bei jedem neu geschaffenen Additivfach gibt es Übergangsbestimmungen, die es Ärzten, die bereits jetzt geriatrisch tätig sind, ermöglichen, dieses Additivfach zu erwerben. Integrativer Bestandteil ist der Besitz des ÖÄK-Diploms Geriatrie. Alle Teilnehmer, die den Lehrgang bis Ende 2012 abgeschlossen haben, können das Additivfach Geriatrie beantragen. Weitere Voraussetzung ist der Nachweis, dass man mindestens drei Jahre lang geriatrische Patienten betreut hat.

Mit der neuen Regelung erhofft sich Lang vor allem langfristig eine bessere Betreuung der geriatrischen Patienten. „Das Additivfach ist einerseits ein Signal, dass ein größeres Augenmerk auf die geriatrische Patientengruppe gelegt wird. Andererseits verbessert es die Ausbildungssituation in diesem komplexen Bereich“, so Lang.

Tipp:

Die Termine für den ÖÄK-Diplomlehrgang „Geriatrie“ finden Sie unter „Termine“.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2011