neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

25.06.2011 | Medizin


M. Parkinson: Erhöhtes Melanom-Risiko

Männer mit M. Parkinson erkranken doppelt so oft an einem Melanom als Menschen ohne Parkinson; bei Frauen ist das Melanom-Risiko 1,5 Mal so hoch. Das zeigt die Untersuchung von zwölf Studien durch das National Institute of Environmental Health Science in den USA. Genetische oder Umweltfaktoren könnten Erklärungen sein. Weltweit leiden bis zu zehn Millionen Menschen an M. Parkinson.
APA

Neuer MRSA-Stamm entdeckt

Britische Forscher haben bei Kühen einen neuen Stamm des MRSA (Methicillin-resistant Staphylococcus aureus) entdeckt. Das Genom des neuen Stamms unterscheidet sich so stark, dass herkömmliche Tests beim Erreger nicht anschlagen. 2008 wurden in Deutschland etwa 900 MRSA-Fälle gemeldet, der Keim in mehr als 190 Krankenhäusern nachgewiesen.
APA/The Lancet Infectious Disease

Lithium in Trinkwasser senkt Suizidrate

Je höher der Lithiumwert im Trinkwasser, desto niedriger ist die Suizidrate. Das zeigt der Vergleich der Lithiumwerte von 6.460 Trinkwasserproben aus ganz Österreich mit den Suizidraten der jeweiligen Bezirke. Unklar ist, wie natürliches Lithium eine so starke Wirkung entfalten kann, obwohl es im natürlichen Vorkommen 100-fach schwächer dosiert ist als im therapeutischen Gebrauch.
APA

Baby-Fingernägel: Mütterlicher Stress nachweisbar

Die Fingernägel von Säuglingen gestresster Mütter weisen eine höhere Konzentration des fötalen Stresshormons Dehydroepiandrosteron (DHEA) auf als Babys von entspannten Müttern. Ob die erhöhte DHEA-Konzentration die Gesundheit der Kinder beeinträchtigt, ist unklar. Möglicherweise wird der Fötus durch die erhöhte DHEA-Konzentration vor negativen Folgen von Stress geschützt.
APA/Biological Psychology

Feinstaub: „Nichtraucherzimmer sind Mitraucherzimmer“

Ultrafeiner Staub in der Größe von unter 100 Nanometern stellt für die menschliche Gesundheit sowohl akute als auch chronische Gefährdung dar. Diese großteils durch Tabakrauch produzierten Partikel dringen nachweislich auch in Nicht-Raucherabteile von Gaststätten vor, wie Experten der Kommission für Reinhaltung der Luft der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) kürzlich bei einem Pressegespräch in Wien warnten. Die aufgenommenen Partikel werden durch die geringe Größe im ganzen Körper verteilt und sind selbst im Gehirn noch nachweisbar, wie Umweltmediziner Univ. Prof. Manfred Neuberger erklärt. Sie werden mit Entzündungsreaktionen und Störungen der Blutgerinnung in Verbindung gebracht. Bis für die flächendeckende Messung von Feinstaub entsprechende Geräte zur Verfügung stehen, messen die Mediziner derzeit den jeweiligen Wert an Stickstoffoxid, der als Indikator für ultrafeinen Staub gilt.
APA

Infektionen durch Lärm im OP

Das Risiko für postoperative Infektionen steigt mit dem Lärmpegel im Operationssaal, wie eine Studie des Inselspitals Bern von Wissenschaftern um den Chirurgen Guido Beldi zeigt. Dabei wurde die Stärke des Lärmpegels bei 35 großen gynäkologischen Operationen aufgezeichnet und die Mess-Ergebnisse anschließend mit dem Genesungsverlauf der Frauen verglichen. Ergebnis: Sechs Patienten erlitten postoperative Infektionen; bei ihnen erreichte der Geräuschpegel durchschnittlich 43,5 Dezibel. Diese Patienten mussten bis zu 13 Tage länger im Spital bleiben, was bis zur Verdreifachung der Kosten führte. Bei den Patientinnen, die keinen Infekt hatten, lag der Geräuschpegel nur bei 25 Dezibel. Der Zusammenhang zwischen Lärm und Infektionen ist unklar; er könnte auf Schwierigkeiten beim Eingriff selbst (der Geräuschpegel steigt, wenn die Operation länger als eine Stunde dauert) oder auf einen Konzentrationsverlust der Beteiligten hindeuten, wenn das Gespräch sich um andere Themen als die Operation drehte.
APA/British Journal of Surgery

Placebos wirken immer

Der Placebo-Effekt tritt selbst dann ein, wenn die Patienten wissen, dass sie nur ein solches erhalten. Das zeigt eine Untersuchung von Irving Kirsch von der britischen Universität Hull an 80 Frauen mit Darmproblemen. Die Testpersonen, die durchschnittlich 47 Jahre alt waren, litten unter Durchfall oder Verstopfung. Eine Gruppe der Probanden erhielt über 21 Tage Placebos, der andere Teil keine Medikamente, wurde aber genauso medizinisch überwacht. Ergebnis: Bei den Patientinnen, die Placebos erhalten hatten, sanken die Beschwerden um 30 Prozent; bei der Gruppe, die keine Medikamente erhalten hatte, nur um 15 Prozent. Die Forscher sehen das Ergebnis als Anreiz, mit Patienten ehrlicher umzugehen.
APA


Herzinsuffizienz: Entstehung geklärt

Wie es zu einem gefährlichen Anstieg des Kalziumgehalts in Herzzellen kommen kann, haben Wissenschafter der Universität Graz in Zusammenarbeit mit Kollegen der Medizinischen Universität Wien und der Universität Linz herausgefunden. „In einer bis dato unbekannten Mikrodomäne der Herzmuskelzelle, einer bestimmten Stelle an der Innenseite der Plasmamembran, wird zuviel Kalzium eingeschleust“, erklärt Klaus Groschner vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Graz. Verantwortlich dafür sind sogenannte TRPC (transient receptor potential canonical)-Kanalkomplexe, die an kritischen Stellen zu große Mengen Kalzium in die Zelle lassen. Kalziumkanal-Blocker sind hier wirkungslos. Die Grazer Forscher konnten erstmals zeigen, dass der Kalzium-Überschuss die Steuerung des genetischen Programms außer Kontrolle geraten lässt. „Die Zelle wird durch Proteine umprogrammiert und strukturiert sich so, dass es zu krankhaften Veränderungen kommt“, so Groschner, was letztlich in eine Insuffizienz mündet.
APA/PNAS


Verband reagiert auf Wundtemperatur

Australische Forscher haben einen „schlauen“ Verband entwickelt, der seine Farbe je nach Temperatur der Verletzung von rot zu blau ändert. Dabei reagieren Flüssigkeitskristalle auf Temperaturunterschiede. Veränderungen an der Wunde sind nicht immer offensichtlich; mit diesem neuen Verband können Veränderungen von weniger als einem halben Grad Celsius gemessen werden. „Wenn die Wunde sich entzündet, wird sie normalerweise wärmer. Kühler wird sie zum Beispiel, wenn die Blutzufuhr beeinträchtigt ist“, so Materialwissenschafterin Louise van der Werff von der Commonwealth-Forschungsorganisation für Wissenschaft und Industrie. Als Hauptziel nennt sie die Versorgung von chronischen Wunden wie etwa Ulcera bei älteren Menschen oder Diabetikern.
APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2011