neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.06.2011 | Medizin


Kleinkinder: zu viel Fleisch und Süßes

Kleinkinder essen zu viel Fleisch, Wurst und Süßes, trinken aber zu wenig. Statt 0,6 bis 0,7 Liter pro Tag trinken sie nur 0,4 Liter. Auch Gemüse und Vollkornprodukte sind zu selten auf dem Speiseplan zu finden. Das zeigt eine deutsche Studie des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund an 525 repräsentativ ausgesuchten Haushalten, in denen die Kinder zwischen ein und drei Jahre alt sind.
APA


Multiple Sklerose: 12.500 Betroffene

Rund 12.500 Menschen in Österreich leiden an Multipler Sklerose. Damit hat sich die Zahl seit 1999 verdoppelt. Den Aussagen von Experten zufolge liegt das an der besseren Diagnostik und längeren Lebenserwartung der Betroffenen. Die Behandlung mit immunmodulatorisch wirkenden Arzneimitteln hat zu einer Verbesserung der Situation vor allem am Krankheitsbeginn geführt.
APA


Babys denken logisch

Schon Einjährige können logische Schlüsse aus physikalischen Zusammenhängen ziehen. Zu dieser Erkenntnis kamen internationale Forscher, die Kleinkindern in zwölf Computeranimationen physikalisch mögliche und unmögliche Szenen vorgespielt haben. Je länger ein Kind schaut, umso verwunderter ist es, so die Erfahrung der Wissenschafter. Bei physikalisch unmöglichen Szenen schauten die Kinder länger.
APA/Science

FSME: Bereits sieben Fälle

Aufgrund der Wettersituation in den vergangenen Wochen rechnen Experten mit einem Rekord-Zeckenjahr: Heuer gab es bereits drei Fälle in Vorarlberg sowie je ein Zeckenopfer in der Steiermark, Salzburg, Tirol und Oberösterreich. Alle Betroffenen waren nicht geimpft. Eine Immunisierung ist jederzeit möglich; bis zum 31. Juli ist der Impfstoff im Rahmen der Zeckenschutz-Impfaktion um ein Drittel preisgesenkt.
APA

Zwillingsmütter leben länger

Mütter von Zwillingen leben länger und haben eine bessere Konstitution als Mütter von Einlingen. Forscher der University von Utah analysierten dazu Daten von mehr als 58.000 Frauen, die zwischen 1807 und 1899 geboren wurden, älter als 50 Jahre wurden und mit einem Mann verheiratet waren, der zu ihrem 50. Geburtstag noch lebte. Dieser Zeitraum wurde gewählt, weil es im 19. Jahrhundert weder Geburtenkontrolle noch Fruchtbarkeitsbehandlungen gab; so konnten nur natürliche Einflüsse auf Zwillingsgeburten untersucht werden. Ergebnis: Im Vergleich mit Einlingsmüttern lebten die 4.603 Zwillingsmütter nach der Menopause noch länger, ihre Fortpflanzungsspanne war deutlich länger, sie bekamen insgesamt mehr Kinder, wobei zwischen den Geburten weniger Zeit vergeht. Die Studienautoren folgern daraus, dass Mütter von Zwillingen grundsätzlich eine bessere Konstitution haben.
APA/Proceedings B

Nahrungsergänzungsmittel: Interferenzen möglich

Wechselwirkungen zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten sind kaum erforscht. Auf diese Problematik wies Univ. Prof. Doris Marko vom Institut für Lebensmittelchemie und Toxikologie der Universität Wien bei ihrer Antrittsvorlesung „Jungbrunnen oder bittere Pillen? Potenzial und Risiken von Nahrungsergänzungsmitteln“ im Mai in Wien hin. Da Extrakte aus Lebensmitteln ein Lebensmittel darstellen, befinden sich Nahrungsergänzungsmittel in einem Graubereich zwischen Lebensmittel- und Arzneimittelrecht. Daten zur Wirksamkeit, Langzeitwirkung oder Sicherheit der Nahrungsergänzungsmittel sind kaum verfügbar. Erste Untersuchungen von Marko deuten darauf hin, dass es eine Interferenz von bioaktiven Lebensmittelinhaltsstoffen und Chemotherapeutika gibt; demnach können etwa Beerenextrakte die Wirksamkeit von Chemotherapeutika – im Tiermodell und an menschlichen Tumorzellen – unterdrücken.

Prostatakarzinom: Kampagne gestartet

Jeder sechste bis achte Mann erkrankt im Lauf seines Lebens an einem Prostatakarzinom, wie Vertreter des Berufsverbandes der Österreichischen Urologen anlässlich des Starts der Kampagne „Frauen, die auf ihre Männer schauen“, bei der Präsentation in Wien betonten. In Österreich sind das jährlich etwa 6.000 Männer. Da es meist die Frauen sind, die auf die Gesundheit ihrer Männer schauen, zielt die Kampagne auf Frauen ab. Auf diese Weise sollen möglichst viele Männer ab 40 Jahren motiviert werden, den „Androcheck“, die urologische Vorsorgeuntersuchung, regelmäßig in Anspruch zu nehmen. „Die 2009 erstmals veröffentlichte große europäische Prostatakarzinom-Screening-Studie mit über 160.000 Teilnehmern konnte zeigen, dass durch Screenings die Sterblichkeit an diesem Tumor um 20 Prozent gesenkt werden konnte“, betonte Univ. Doz. Stephan Madersbacher vom SMZ Ost/Donauspital in Wien.
Tipp: www.ich-schau-auf-mich.com, www.ich-schau-auf-meinen-mann.com

HIV-Therapie senkt Übertragungsrisiko

Eine effektive antiretrovirale Therapie der HIV-Infektion sent das Übertragungsrisiko innerhalb von diskordanten Lebensgemeinschaften, also bei denen nur ein Partner infiziert ist, um 96 Prozent. Das zeigt eine US-amerikanische Studie des NIH (National Institute of Health) an 1.700 HIV-diskordanten Paaren in Afrika, Asien, Lateinamerika und den USA. Die HIV-Positiven befanden sich mit einer Anzahl von 350 bis 550 CD4-positiven Zellen pro Kubikmillimeter Blut noch in einem relativ guten Immunstatus. „Dieser Durchbruch (…) wird die Revolution in der Verhütung vorantreiben. Das macht die medikamentöse Behandlung gegen HIV zu einer neuen Priorität in der Prävention“, erklärte Michel Sidibe, Chef des United Nations Programme on HIV/AIDS (UNAIDS). Die Studie wurde wegen des sich abzeichnenden Erfolges mehr als drei Jahre vor dem geplanten Ende abgebrochen.
APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2011