neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

25.11.2011 | Medizin


Liebesglück macht dick

Menschen, die in einer glücklichen Beziehung leben, neigen eher dazu, dick zu werden als Alleinstehende. Grund dafür ist unter anderem der Konkurrenzdruck auf dem Partnermarkt: Je härter die Konkurrenz, desto eher achten Singles auf ihr Gewicht, um attraktiv zu sein, wie der Heidelberger Soziologe Thomas Klein anhand einer repräsentativen Befragung von 2.000 Personen herausgefunden hat.
APA

Schlafkrankheit breitet sich aus

Der Klimawandel ist der Grund dafür, wieso sich im Süden Afrikas die durch die Tsetse-Fliege übertragene Schlafkrankheit immer weiter ausbreitet. Durch die Erderwärmung könnten Teile Ostafrikas für die Fliege zu heiß werden, während hingegen andere Gebiete wie etwa das südliche Afrika zum Verbreitungsgebiet der Fliege werden könnten.
APA/Journal of the Royal Society Interface

Albumin aus Reis

Chinesische Forscher der Universität Wuhan haben aus gentechnisch verändertem Reis menschliches Albumin gewonnen, indem sie das Albumin-Gen in Reispflanzen eingebracht haben. Pro Kilogramm Reis wurden 2,75 Gramm Albumin produziert. Laut den Wissenschaftern sei das künstliche Albumin identisch mit dem natürlichen; allergische Reaktionen habe es nicht gegeben.
APA/Proceedings

Biomarker kündigt Leberversagen an

Die Messung von irreversibel oxidiertem Albumin – HNA2 – soll die Vorhersage eines Leberversagens ermöglichen. Die Höhe von HNA2 korreliert mit dem Schweregrad des Leberversagens, wie Forscher der Medizinischen Universität Graz entdeckt haben. Die Entwicklung eines Antikörpers gegen HNA2, der eine vereinfachte Bestimmung ermöglicht, wurde beim europäischen Patentamt angemeldet.
APA

Vorgeburtlicher Stress begünstigt Suchtverhalten

Stress während der Schwangerschaft lässt Neugeborene im späteren Alter Sucht-anfälliger werden. Das zeigen Versuche an Ratten, die Forscher der Universität Minho in Braga/Portugal durchgeführt haben. Um bei Rattenweibchen vorgeburtlichen Stress zu simulieren, injizierte das Forscherteam um Ana João Rodrigues und Nuno Sousa Glukokortikoide. Ratten, die diesen Hormonen vor der Geburt verstärkt ausgesetzt waren, wiesen als ausgewachsene Tiere Gehirnanomalien auf, die auch bei Drogensüchtigen anzutreffen sind. Weiters waren sie Sucht-anfälliger – etwa für Opiate und Alkohol. Durch die Gabe von Dopamin konnten die Anomalien allerdings wieder rückgängig gemacht werden; auch das Suchtverhalten sei reversibel gewesen. Nach Ansicht von Rodrigues könnte man daher mit der Wiederherstellung des Dopamin-Niveaus eventuell die Drogensucht behandeln.
APA/Molecular Psychiatry

Softdrinks fördern Gewalt

Beim Konsum von mehr als fünf Dosen Zucker-haltigen Erfrischungsgetränken pro Woche sind die Betroffenen um neun bis 15 Prozent häufiger in gewalttätige Vorfälle verwickelt als ihre Altersgenossen, wie aus einer Studie der Harvard-Universität hervorgeht. Dafür wurden 1.878 Schüler von staatlichen Schulen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren der Bostoner Innenstadt, wo die Kriminalitätsrate deutlich höher ist als in anderen Stadtteilen, befragt. Die Mehrheit der Befragten war latein- oder afroamerikanischer Abstammung. Professor David Hemenway von der Gesundheitsfakultät der Harvard-Universität sprach von einer „engen Verbindung“ zwischen dem Konsum von Softdrinks und der Gewalttätigkeit der Jugendlichen nicht nur ihresgleichen, sondern auch gegenüber Beziehungspartnern und Geschwistern. Und weiter: „Es war erschreckend für uns, als wir feststellten, wie klar die Verbindung war.“
APA

Masernviren: Übertragung durch Husten

Durch den typischen Masern-Husten werden Masern-Partikel in die Umgebung ausgestreut; auf diese Weise verbreitet sich die Erkrankung, wie Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) in Langen (Deutschland) herausgefunden haben. Bisher war bekannt, dass das Virus mit Hilfe eines bestimmten Rezeptors Zellen in den Atemwegen infiziert, von wo die Virus-beladenen Zellen über die Lymphknoten in die Organe wandern, wo sie sich vermehren. Michael Mühlebach vom PEI hat mit internationalen Kollegen nun ein Transmembran-Protein namens Nectin-4 identifiziert, mit Hilfe dessen die Erreger in die Atemwege zurück gelangen und dann den Weg nach außen finden. Weltweit sterben jährlich rund 120.000 Menschen an den Folgen der Masern.
APA/Nature


Hormon-Stimulation der Ovarien fördert Tumore

Werden Ovarien im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation (IVF) hormonell stimuliert, steigt dadurch das Risiko für Borderline-Tumore. Forscher vom Netherlands Cancer Institute in Amsterdam haben dazu 25.152 Frauen, von denen 19.146 zwischen 1983 und 1995 mit Hormonen behandelt wurden, untersucht. Die 6.006 Frauen in der Kontrollgruppe wiesen zwar eine verminderte Fruchtbarkeit auf; erhielten aber keine Behandlung, die auf eine IVD vorbereiten sollte. Das Ergebnis: Insgesamt gab es nach 15 Jahren bei 77 der Frauen Tumore an den Ovarien; 61 Frauen hatten sich einer IVF-Therapie unterzogen, 16 stammten aus der Kontrollgruppe. Borderline-Tumore treten meist beidseitig auf und müssen operiert werden; sie sind nicht eindeutig als gut- oder bösartig klassifizierbar.
APA/Human Production

Zecken übertragen „Neo-Krankheit“

Schwedische Wissenschafter haben eine neue, durch Zecken übertragene Krankheit entdeckt: Die nach dem neu entdeckten Bakterium Candidatur neoehrlichia mikurensis benannte „Neo-Krankheit“ zeigt Grippe-ähnliche Symptome. Erstmals wurde der Erreger im Zuge von DNA-Untersuchungen bei einem ungewöhnlichen Krankheitsfall im Jahr 2009 nachgewiesen. Bis jetzt sind insgesamt acht Fälle bekannt: drei in Schweden, je zwei in Deutschland und in der Schweiz sowie ein Fall in Tschechien. Laut der Leiterin der Forschungsgruppe am Sahlgrenska Krankenhaus in Göteborg, Christine Wenneras, wurde der Erreger bisher ausschließlich an Personen mit geschwächter Immunabwehr nachgewiesen.
APA


Nierentransplantation: einmal monatlich therapieren

Alle vier Wochen wird Belatacept – so der Name der neuen Substanz – als Infusion verabreicht. Beim Wirkstoff handelt es sich um ein lösliches Fusionsprotein und einen selektiven T-Zell-Kostimulationsblocker, der an CD80 und CD86 auf Antigen-präsentierenden Zellen bindet. In der Folge wird die CD28-vermittelte Kostimulation von T-Zellen blockiert. Wie Univ. Prof. Thomas Wekerle von der Universitätsklinik für Chirurgie am AKH Wien erklärt, haben die ersten Studien zu Belatacept bereits vor zehn Jahren begonnen. „Die Erfahrung zeigt, dass die Studienpatienten das Medikament gut akzeptieren. Nach 30 Minuten kann der Patient nach Hause gehen, ohne etwas von der Infusion zu spüren.“ Das Medikament wurde bereits von der Europäischen Kommission in Kombination mit Corticosteroiden, einer Mykophenolsäure (MPA) und zusätzlich in der Induktionstherapie mit einem Interleukin-2-Rezeptorantagonisten für die Prophylaxe einer Transplantatabstoßung bei Erwachsenen, die eine Nierentransplantation hinter sich haben, zugelassen. Als Vorteil nennt Wekerle, dass es keinen Off-target-Effekt gibt. Generelle Nebenwirkungen einer Immunsuppressiva-Therapie wie ein erhöhtes Risiko für Infektionen oder Tumore kann aber auch das neue Medikament nicht aufhalten. Dennoch kann den Experten zufolge die Nierenfunktion länger aufrecht erhalten werden.

E-Zigaretten: hoher Nikotin-Gehalt

Elektronische Zigaretten geben genauso viel Nikotin ab wie herkömmliche Zigaretten. Zu diesem Schluss kommt Jean-Francois Etter von der Universität Genf. Er hat an 30 ehemaligen Rauchern, die heute gewohnheitsmäßig elektronische Zigaretten rauchen, gemessen, wie viel Nikotin in den Körper gelangt. Diese Konsumenten nehmen durchschnittlich rund 150 Züge aus der E-Zigarette. Die Folge: Der Gehalt des Nikotin-Abbauprodukts Cotinin im Körper war genauso hoch wie bei Rauchern von „normalen“ Zigaretten. Außerdem enthielten die getesteten elektronischen Zigaretten doppelt so viel Nikotin wie Ersatzprodukte, etwa das Nikotinpflaster. Raucher der E-Zigarette bleiben Nikotin-abhängig, sind aber den übrigen 4.000 giftigen Stoffen im Tabak nicht ausgesetzt. Wie schädlich die E-Zigarette wirklich ist, ist unklar; verbindliche Produktionsnormen fehlen.
APA/European Respiratory Journal

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2011