neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.05.2011 | Medizin


USA: Staphylokokken in Fleisch

In den USA wiesen 47 Prozent von 136 Schweine-, Rind- und Geflügelfleisch-Proben aus Geschäften in Los Angeles, Chicago, Fort Lauderdale, Washington und Flagstaff Staphylokokken auf. 52 Prozent davon waren gegen mindestens drei bekannte Antibiotika resistent. Die Bakterien stammen wahrscheinlich von Zuchttieren, deren Futter mit Antibiotika versetzt wurde.
APA/Clinical Infectious Diseases

Gen beeinflusst Denken und Haarfarbe

Um die Funktion des Eiweißes Muskelin bei Mäusen zu untersuchen, schalteten die Forscher das entsprechende Gen aus – woraufhin die schwarzen Mäuse schokobraun wurden. Weiters änderten sich in bestimmten Hirnregionen, die mit Lernen und Gedächtnis in Verbindung gebracht werden, die Hirnströme, erklärten Wissenschafter vom Institut für molekulare Neurogenetik in Hamburg-Eppendorf.
APA/Neuron


Drospirenon erhöht Risiko für Blutgerinnsel

Bei dem im Verhütungsmittel Yasmin® verwendeten Wirkstoff Drospirenon ist das Risiko für ein Blutgerinnsel rund drei Mal so hoch im Vergleich zu älteren Substanzen. Das haben zwei Studien auf der Grundlage von US-amerikanischen und britischen Daten ergeben. Laut dem Hersteller Bayer hätte die angewandte Methodik „bedeutende Mängel“.
APA

Fernsehen gefährdet Kinderherzen

Kinder, die sehr viel fernsehen, haben ein erhöhtes Risiko, in ihrem späteren Leben Herzerkrankungen, Bluthochdruck oder Diabetes zu bekommen. Bei einer Untersuchung von 1.500 sechs- und siebenjähriger Kinder in Australien zeigte sich, dass die Netzhaut derjenigen Kinder, die einen Großteil der Zeit mit Fernsehen verbrachten, deutlich verengte Blutgefäße aufwies.
APA/Journal of the American Heart Association

Soziale Kontakte statt Drogen

Selbst wenn Ratten mit Drogen vertraut sind, wenden sie sich lieber ihren Artgenossen zu, als Suchtmittel zu konsumieren, wie Forscher der Medizinischen Universität Innsbruck im Tiermodell beweisen konnten. Demnach bevorzugten die Ratten den Aufenthalt in einer Kammer, in der sie einen gleichgroßen und gleichgeschlechtlichen Artgenossen kennengelernt hatten, dem Aufenthalt in einer Kammer mit Kokain. Nach nur ein bis zwei jeweils 15-minütigen Trainings-Einheiten hätten sich die Ratten nicht mehr für die Drogen interessiert. Den „neuen Freund“ besser kennen zu lernen sei attraktiver gewesen, als weiterhin Kokain zu bekommen – so interpretieren die Forscher das Experiment. Pharmakologe und Psychotherapeut Gerald Zernig weiter: „Ausschlag gebend dafür ist die Hirnaktivität. Bereits stattgefundene soziale Kontakte sind in der Lage, einige durch das Kokain aktivierte Hirnregionen des ‚Belohnungsnetzwerkes’ wieder rückgängig zu machen.“ Selbst die sehr einfachen Formen von sozialen Begegnungen könnten somit die Genesung eines Abhängigen wesentlich beschleunigen. Das Modell soll nun vom Konzept her für einen psychotherapeutischen Ansatz dienen.
APA

Knochenbrüche durch Bisphosphonate

Die in der Osteoporose-Therapie eingesetzten Bisphosphonate können in seltenen Fällen selbst zu atypischen Oberschenkelhalsfrakturen führen. Symptome wie Schwäche, Schmerzen in der Hüfte oder im Becken können auf eine solche Komplikation hindeuten. Bisher gab es diese Information bereits zu Alendronat®, erklärte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA). Bei den Frakturen dürfte es sich um einen „Klasseneffekt“ dieses und ähnlicher Arzneimittel handeln. Weiter stellt die EMA fest: „Die Vorteile der Bisphosphonate in der Behandlung und der Prävention von Knochenerkrankungen sind weiterhin größer als die Risiken.“ Es sollte einen Warnhinweis bei diesen Medikamenten geben. Ärzte, die Bisphosphonate verschreiben, sollten regelmäßig überprüfen, ob die Patienten dieses Medikament weiter benötigen, speziell wenn es mehr als fünf Jahre hindurch verordnet wurde.
APA

Übergewicht: geschlechtsspezifische Unterschiede im Gehirn

Bei übergewichtigen Frauen zeigen sich im Corpus callosum größere Veränderungen als bei den männlichen Testpersonen. Das haben Forscher vom Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften zusammen mit der Abteilung für Endokrinologie des Universitätsklinikums Leipzig und dem University College London mit Hilfe der diffusionsgewichteten MRT festgestellt. Mit dieser Methode lassen sich die Bewegungen der Wassermoleküle im Gehirn erfassen. Ändert sich die Beweglichkeit der Wassermoleküle im Hinblick auf eine bestimmte Weise, kann das darauf hinweisen, dass Axone oder Myelin geschädigt ist. Genau diese Veränderungen fanden sich im Corpus callosum, welche die rechte mit der linken Gehirnhälfte verbindet. Damit konnte das erste Mal nachgewiesen werden, dass es bei der Wirkung von Übergewicht auf das Gehirn systematische Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt.
APA

Brustkrebs: Entstehung von Metastasen entschlüsselt

Tumorzellen benötigen das Enzym Lipoxygenase, um sich den Weg in die Lymphknoten zu ebnen. Das hat ein Forscherteam um Univ. Prof. Dontscho Kerjaschki von der Medizinischen Universität Wien herausgefunden. Durch dieses Enzym können Tumorzellen ein bioaktives Abbauprodukt der Arachidonsäure (12S-HETE) produzieren. Diese Verbindung wiederum veranlasst die Lymphgefäß-bildenden Endothelzellen, sich an der Kontaktstelle mit den Tumorzellen zurückzuziehen; eine Öffnung entsteht, durch die die Tumorzellen in die Lymphknoten gelangen. Ausgehend von der mikroskopischen Beachtung von menschlichem Tumormaterial wurden diese Befunde auch in Gewebekulturen und Tumormodellen in Mäusen bestätigt. Durch das genetische Ausschalten der Enzymmaschinerie konnte das Eindringen in die Lymphgefäße und somit die Metastasierung verhindert werden.
APA/Journal of Clinical Investigation

Mütter vererben Hypertonie

Eine Mutation im Genom der Mitochondrien ist die Ursache dafür, wieso Mütter Bluthochdruck an ihre Kinder vererben können. Die an der Studie beteiligten Wissenschafter aus den USA, China und Österreich untersuchten fünf Generationen einer chinesischen Großfamilie, in der die Hypertonie sehr häufig vorkommt. Mehr als 50 Prozent der Familienangehörigen aus der mütterlichen Verwandtschaftslinie litten an Bluthochdruck; jedoch keiner der väterlichen Nachkommen. Durch die Mutation kann die Energieversorgung in den betroffenen Zellen gestört werden und über einen bisher noch unerforschten Mechanismus zu Bluthochdruck führen. „Eine mitochondriale Mutation als Ursache von Bluthochdruck ist wahrscheinlich ein Spezialfall. Aber sie veranschaulicht doch, wie ungeheuer breit das Spektrum mitochondrialer Erkrankungen ist“, so Walter Rossmanith, Leiter der Arbeitsgruppe am Zentrum für Anatomie und Zellbiologie der Medizinischen Universität Wien, die mitbeteiligt war.
APA/Circulation Research

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2011