FSME-Impfung: Sicher in drei Schritten

10.05.2011 | Medizin


Besonders in Ost- und Südost-Österreich ist derzeit die Gefahr eines Zeckenstiches besonders groß. Und trotz einer hohen Durchimpfungsrate von 85 Prozent ist jeder dritte Österreicher nicht ausreichend geschützt.

Von Andrea Heider

Trotz kontinuierlicher Aufklärungsarbeit durch Ärzte- und Apothekerkammer besteht nach wie vor Bedarf an FSME-Schutzimpfungen. Univ. Prof. Herwig Kollaritsch vom Institut für spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin in Wien, betont zwar, dass es in den 1980er Jahren noch mehr als 700 FSME-Erkrankungen gab – im Vergleich dazu ist jedoch die Anzahl der Spitalsaufnahmen 2010 auf erstaunliche 63 gesunken. Kollaritsch: „Trotz einer hohen Durchimpfungsrate von immerhin 85 Prozent ist jeder dritte Österreicher nicht ausreichend geschützt. D.h. es wurde die Impfserie nicht komplettiert.“

Die Grundimmunisierung gegen FSME besteht aus drei Teilimpfungen. Es wird empfohlen, die ersten beiden Impfungen im Abstand von ein bis drei Monaten durchzuführen. Die dritte Teilimpfung (Grundimmunisierung) wird nach fünf bis zwölf Monaten verabreicht. Aufgefrischt wird in zwei Schritten: einmal nach drei und ein weiteres Mal nach fünf Jahren. Personen über 60 sollten alle drei Jahre ihre FSME-Schutzimpfung auffrischen lassen.

Verwechslungsgefahr: FSME und Borreliose

„In Endemie-Gebieten kann der Zeckenstich zu einer Infektion mit dem FSME-Virus führen. 30 bis 40 Prozent der Infizierten erkranken daran“, erklärt dazu Univ. Prof. Erich Schmutzhard von der Universitätsklinik für Neurologie der Universität Innsbruck. Die Inkubationszeit schwankt zwischen wenigen Tagen und einem Monat. Es gibt keine kausale Therapie der FSME, daher wird ausschließlich symptomatisch behandelt. Schmutzhard weiter: „Wenn die FSME einmal ausgebrochen ist, kann man aus medizinischer Sicht nur relativ wenig dagegen tun.“ Bei 35 bis 60 Prozent der Patienten kommt es zu neurologischen Komplikationen; ein bis zwei Prozent der Betroffenen sterben daran.

Im Gegensatz zur FSME wird die Lyme-Borreliose durch spiralförmige Borreliabakterien, auch Spirochäten genannt, ausgelöst. Rund um den Zeckenstich entsteht häufig – allerdings nicht zwingend – ein Erythema chronicum migrans, ein stetig größer werdender roter Fleck. Beschwerden treten meist schubartig und in mehreren Phasen auf: hohes Fieber, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen, vergrößerte Lymphknoten, Magen- und Darmbeschwerden. Wird die Ursache nicht rechtzeitig erkannt, kann es zur Entzündung von Gelenken, Nervensystem, Herz und Augen kommen, die letztlich chronisch werden können. Für die Lyme-Borreliose existiert keine Schutzimpfung; Spätfolgen können noch Monate bis Jahre nach der Infektion auftreten. Schwierig gestaltet sich auch die Diagnose.

In Österreich gibt es 17 unterschiedliche Zeckenarten – einige davon sind erst in den letzten Jahren eingewandert. Begünstigt durch veränderte, mildere Klimabedingungen gedeihen sie hervorragend in feuchten Waldgebieten, im Gestrüpp, Unterholz und Gräsern. Nicht alle Zeckenarten sind für Mensch und/oder Tier gefährlich. Schätzungen zufolge überträgt jede vierte Zecke Borreliose und nur jede 1.000ste FSME. In unseren Breitengraden trifft man am häufigsten auf den Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus), der für Mensch und Tier gefährlich ist. Außerdem sind die hartnäckigen Blutsauger wahre Überlebenskünstler, erklärt Georg Duscher vom Institut für Parasitologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Sie können tagelang unter Wasser verbringen und überstehen sogar einen Waschgang in der Waschmaschine bei 40 Grad. Eine geringere Aktivität der Zecken wird in kalten, trockenen Gebieten verzeichnet. Darüber hinaus können sie milde Winter problemlos überleben.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2011