Arthrose: Zunehmender Schmerz

15.08.2011 | Medizin


Die Arthrose verläuft über viele Jahre beschwerdefrei. Die dennoch über Jahre oder Jahrzehnte ansteigende Schmerzentwicklung und im weiteren Verlauf großflächige Zerstörung des Gelenkknorpels macht bei einer steigenden Anzahl der Patienten eine Endoprothese notwendig.

Von Barbara Spitzer

Zur Arthrose, der degenerativen Gelenkerkrankung, kommt es vorwiegend bei einem Missverhältnis zwischen Beanspruchung und Beschaffenheit beziehungsweise Leistungsfähigkeit der einzelnen Gelenkanteile und des Gelenkgewebes. Die Arthrose verläuft über viele Jahre beschwerdefrei, da Knorpelgewebe avaskulär und aneural ist. Der klinische Verlauf beginnt mit Anlaufs-, Belastungs-, Ruheschmerz, Bewegungseinschränkung.

Wie dazu Prof. Peter Wehling vom Zentrum für Molekulare Orthopädie in Düsseldorf ausführt, ist „Arthrose in der Regel verletzungs- und altersbedingt. Wenn durch eine Verletzung oder den Verschleiß eine Reizung des Gelenks entsteht, dann ist das in Zusammenhang mit dieser Entzündung auftretende Zytokin Interleukin-1 (IL-1) mitbeteiligt, sowie für die weitere Zerstörung des Gelenkknorpels verantwortlich.“ Werde diesem Entzündungsgeschehen nicht Einhalt geboten, komme es zu Folgeschäden, die den Prozess der Gelenkzerstörung wie ein Circulus vitiosus am Leben erhalten können.“ Wehling weiter: „Es scheint so zu sein, dass die normalerweise im Körper effektiven Reparaturmechanismen, bei denen auch IL-1 eine Rolle spielt, speziell im Gelenk langfristig das Gegenteil bewirken können“. Dabei werden proteolytische Enzyme und weitere Zytokinkaskaden hochreguliert. Im längeren Verlauf kommen immer wieder Phasen vor, in denen die Patienten über Schwellung und Überwärmung des Gelenks klagen; immer wieder sind aber auch Ruhephasen möglich.

Endzustand: defekter Gelenkknorpel

Über die gesamte Zeit, die sich über Jahre oder Jahrzehnte hinziehen kann, kommt es auch in der Regel zu ansteigender Schmerzentwicklung. Im weitere Verlauf steht die oft großflächige Zerstörung des Gelenkknorpels, die bei einer steigenden Anzahl der Patienten eine Endoprothese nötig macht.

Derzeit stellt der Therapieansatz mit „Biologicals“ die Hoffnung in der Arthroseforschung dar. „Die üblichen Therapien zielen auf die Behandlung der Symptome, wie Schmerzen. Biologische Therapiekonzepte in der Arthrosebehandlung jedoch grundsätzlich in der Lage, den Krankheitsprozess selbst zu beeinflussen, wobei verschiedene Ansatzpunkte möglich sind“, erklärt Wehling. Die laut dem Experten derzeit häufigsten Behandlungsmethoden bei Arthrose sind Physiotherapie, Akupunktur, NSAID’s (nichtsteroidale Antiphlogistika), Hyaluronsäure, arthroskopische Behandlung sowie als letzte Möglichkeit die Implantation einer Endoprothese. Bei den biologischen Therapieformen sind Orthokin® und PRP (platelet-rich plasma) zu nennen. „Beim biologischen Therapiekonzept Orthokin® wird das vollständig körpereigene Serum, das zur Injektion ins Gelenk verwendet wird, als autologes konditioniertes Serum bezeichnet“, so Wehling. In diesem Serum befindet sich eine durch aktiv induzierte Genexpression erhöhte Konzentration des zu 100 Prozent körpereigenen Interleukin-1 Rezeptor-Antagonist (IL-1Ra). IL-1Ra ist ein entzündungshemmendes Zytokin und blockiert die lokalen IL-1 Rezeptoren. Zusätzlich wirken die im Serum enthaltenen Wachstumsfaktoren regenerativ. Dadurch werden gleich zwei Arthrose-relevante Probleme adressiert: Entzündung und Degeneration.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 15-16 / 15.08.2011