Workshop „Gelingende Kommunikation“: Sonderfall Medizin

10.03.2010 | Politik

Im Rahmen der ärztlichen Weiterbildung bietet die ÖQMed, die Österreichische Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in der Medizin, einen zweitägigen Workshop zur Gesprächsoptimierung in schwierigen Situationen an.
Von Birgit Oswald

Dass wir uns Kommunikation nicht entziehen können hat schon der Kommunikationstheoretiker Paul Watzlawick mit seinem Axiom „Wir können nicht nicht kommunizieren“ festgestellt. Wie man sie optimieren kann, erfährt man im zweitägigen Workshop der ÖQMed zum Thema „Gelingende und wertschätzende Kommunikation in schwierigen, konflikthaften Gesprächssituationen“. Dieser gibt Einblicke in das Mysterium der zwischenmenschlichen Kommunikation, die ja speziell in der Medizin von besonderer Bedeutung ist.

Referent Stefan Dinges, Organisationsethiker und Trainer, stützt seine Kommunikationstipps auf die „Gewaltfreie Kommunikation“ nach Marshall B. Rosenberg, eine Kommunikations- und Konfliktlösungsmethode, die auf beidseitige Verständigung durch empathisches Zuhören und Selbstbehauptung zielt. Vier Schritte ebnen dabei den Weg zur optimalen Kommunikation: Beobachten/Beschreiben statt bewerten, Emotionen wahrnehmen, Bedürfnisse identifizieren, klare und realistische Bitten und Vereinbarungen äußern. Das Modell wird gleich in die Praxis umgesetzt und anhand verschiedener Beispiele geübt. Besonders der Verzicht auf die Interpretationen und Bewertungen bereitet vielen Teilnehmern Schwierigkeiten, da diese in unserem alltäglichen Sprachgebrauch stark verankert sind. Wurden etwa falsche Medikamente ausgegeben, liegt es nahe, den Verantwortlichen mit bewertenden Vorwürfen wie „Du bist schlampig und machst immer Fehler“ zu konfrontieren. Zur gelingenden Kommunikation eignet sich allerdings eine sachliche Feststellung wie „Bei der Medikation gab es Unstimmigkeiten, ist dir etwas aufgefallen?“, um einen klärenden Gesprächsverlauf zu erzielen. Mit solchen Gesprächsoptimierungen sind Weiterentwicklungen des eigenen Gesprächsstils, eine Veränderung der Gesprächskultur im Team sowie die Möglichkeit einer Moderation von Konfliktgesprächen erreichbar.

Kommunikationswissenschafterin Gabriele Cerwinka lässt bei ihren Ausführungen ihre Erfahrung, die sie bei Seminaren und Einzelcoachings für Ärzte und im Krankenhaus gesammelt hat, einfließen und bietet für jede individuelle Gesprächsproblematik anschauliche Beispiele und Lösungsvorschläge aus der Praxis. Ordinations- und Krankenhausrelevante Kommunikationshürden, die etwa aufgrund der unterschiedlichen Funktionen und Positionen im Spital zwischen den Gesprächspartnern Arzt-Patient, Notarzt- Sanitäter, Chefarzt-Turnusarzt, Arzt- Krankenschwester, etc. auftreten können, werden analysiert und gelöst. Aber auch Problematiken auf gleicher Kommunikationsebene, wie sie zwischen Stationsmitarbeitern oder Fachkollegen auftreten können, werden behandelt, optimiert und in Kleingruppen geübt. Dabei werden emotionale Gesprächseinstiege, die etwa ein ehrliches Lächeln oder eine freundliche Anrede sein können, anhand praktischer Beispiele erarbeitet, um den Zugang zum Gesprächspartner zu erleichtern. Durch die Einbindung der Sache in solch einen emotionalen Rahmen kann wertschätzende Kommunikation und Verständigung erreicht werden. Das meint aber auch, dass die Emotion des anderen wahrgenommen und diese von der Sachinformation getrennt werden kann. Um den positiven Gesprächsrahmen zu schließen, ist Emotion, die sich schon durch ein freundliches „Danke“ ausdrücken kann, unverzichtbarer Bestandteil. Als besonderen Tipp nennt Cerwinka drei Faktoren, welche die Räder eines gelingenden Kommunikationsprozesses antreiben: gelebte Wertschätzung, Kommunikationstechniken für den Beruf und Alltag, sowie die Tatsache, dass man Teamkultur und Werte vertritt.

Allfällige juristische Fragen in diesem Zusammenhang beantwortet Mag. Rita Offenberger, die als Juristin in der ÖÄK tätig ist; wenn es beispielsweise um Patientenrechte oder rechtswirksame Aufklärung von Patienten geht.

Tipp: Weitere Informationen über die nächsten Kurse gibt es unter www.oeqmed.at

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2010