Serie über Spi­tals­ärzte: Ober­ös­ter­reich: Spi­tals­re­form 2

10.03.2010 | Politik

Serie über Spitalsärzte

In die­ser Serie der ÖÄZ beleuch­ten Spit­zen­funk­tio­näre die Lage der Spi­tä­ler in den ein­zel­nen Bun­des­län­dern. In der letz­ten Folge nimmt Harald Mayer, Kuri­en­ob­mann der ange­stell­ten Ärzte in Ober­ös­ter­reich und auf Bun­des­ebene, zu aktu­el­len Fra­gen Stel­lung.
Von Kurt Mar­ka­rit­zer

In Ober­ös­ter­reich steht eine Reform des Kran­ken­haus­we­sens („Spi­tals­re­form 2“) bevor und die Ärz­te­kam­mer arbei­tet dabei enga­giert mit, betont Mayer im Gespräch mit der ÖÄZ: „Wir haben im Land ein tra­di­tio­nell gutes Gesprächs­klima, die Kon­takte zu allen Kran­ken­haus­trä­gern und zur Poli­tik sind sehr gut. Das ist eine her­vor­ra­gende Vor­aus­set­zung für die gemein­same Arbeit an die­sem wich­ti­gen Reform­pro­jekt!“ Aus der Sicht der Spi­tals­ärzte sind bei der Spi­tals­re­form vor allem zwei Punkte von beson­de­rer Bedeu­tung. Zum einen muss eine hoch­wer­tige medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung flä­chen­de­ckend, also auch an der Peri­phe­rie, gewähr­leis­tet sein und blei­ben. Und zum ande­ren geht es darum, zeit­gleich mit ande­ren Reform­schrit­ten eine Ver­bes­se­rung der Arbeits­be­din­gun­gen für die Ärzte in den ober­ös­ter­rei­chi­schen Spi­tä­lern zu erreichen. 

Harald Mayer: „Wie in allen Bun­des­län­dern ist auch bei uns die Belas­tungs­grenze bei den Spi­tals­ärz­ten längst erreicht, ja, sie wird immer wie­der zumin­dest kurz­zei­tig über­schrit­ten. Die­ser Zustand ist unhalt­bar, auch im Inter­esse der Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten: Die haben ein Recht dar­auf, dass sie nicht ein Arzt behan­delt, der wegen eines über­lan­gen Diens­tes müde ist.“ Der Kuri­en­ob­mann erin­nert in dem Zusam­men­hang an eine Stu­die der medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Inns­bruck, wonach ins­be­son­dere die Nacht­dienste ein Aus­maß und eine Inten­si­tät ange­nom­men haben, die für die dienst­ha­ben­den Ärzte gesund­heits­ge­fähr­dend sind. „Natur­ge­mäß trifft das beson­ders für ältere Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen zu“, betont Mayer. „Des­halb wol­len wir errei­chen, dass ältere Fach­ärzte gene­rell weni­ger Dienste ver­se­hen müs­sen und dass die Dauer der Dienste limi­tiert wird, wo immer das mög­lich ist. Nach 25 Stun­den muss Schluss sein!“ 

Wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den soll nach dem Wil­len der Spi­tals­ärzte das Tätig­keits­pro­fil der Tur­nus­ärzte, um eine Ver­bes­se­rung der Aus­bil­dung zu errei­chen. Die Idee ist zukunfts­ori­en­tiert: Wegen der Alters­struk­tur der der­zeit in den Spi­tä­lern täti­gen Ärzte wird es in abseh­ba­rer Zeit zu einem Gene­ra­tio­nen­wech­sel kom­men. Daher ist es not­wen­dig, für einen gut aus­ge­bil­de­ten ärzt­li­chen Nach­wuchs zu sor­gen, der am Ende sei­ner Aus­bil­dung voll­wer­tig in den Kli­nik­all­tag ein­stei­gen kann. 

Um die­ses Ziel zu errei­chen ist es vor allem erfor­der­lich, die Tur­nus­ärzte von admi­nis­tra­ti­ven Belas­tun­gen zu befreien, unter denen sie so wie auch alle ande­ren Spi­tals­ärzte stöh­nen. Mayer dazu: „In unse­rem Land lau­fen zur­zeit meh­rere Pro­jekte, in denen getes­tet wird, wie man in den Spi­tä­lern Büro­kra­tie ohne Qua­li­täts­ver­lust abbauen kann. Dort und da sind auch bereits Anhalts­punkte zu erken­nen. Es sieht so aus, als gäbe es in den Spi­tä­lern viel­fach eine dop­pelte Doku­men­ta­tion, die man pro­blem­los redu­zie­ren kann. Jeden­falls sollte man zu einer ein­heit­li­chen Doku­men­ta­tion mit der Pflege kom­men, um Dop­pel­glei­sig­kei­ten zu ver­mei­den. Eine lang­jäh­rige For­de­rung ist auch die Ein­stel­lung von Doku­men­ta­ti­ons­as­sis­ten­ten. Eines steht fest: Die Büro­kra­tie muss mög­lichst weg von den Ärz­ten, denn die gehö­ren zu den Pati­en­ten, nicht an den Com­pu­ter, um Briefe oder Lis­ten zu schreiben!“ 

Im heu­ri­gen Jahr ste­hen Ver­hand­lun­gen mit den pri­va­ten Ver­si­che­run­gen über die Son­der­ge­büh­ren an – und die sind erfah­rungs­ge­mäß nicht ein­fach, erin­nert sich Mayer: „Das läuft tra­di­tio­nell immer etwas zäh, wir hof­fen aber, dass die Sach­lich­keit siegt und wir zu guten ein­ver­nehm­li­chen Lösun­gen kom­men.“ Ein Anlie­gen, das der Kuri­en­ob­mann in die­sem Zusam­men­hang mit beson­de­rem Enga­ge­ment ver­tritt, ist ein Aus­gleich zwi­schen „armen“ und „rei­chen“ Fächern bei den Bezie­hern von Son­der­ge­büh­ren: „Hier gibt es Dif­fe­ren­zen zwi­schen den Fächern, die für die betrof­fe­nen Kol­le­gen schmerz­lich und unfair sind – des­halb wol­len wir für mehr Fair­ness sor­gen.“ Zu die­sem Zweck wurde bei der Ärz­te­kam­mer in Ober­ös­ter­reich ein Soli­da­ri­täts­pool ein­ge­rich­tet, der für die­sen Aus­gleich zuguns­ten der ‚ärme­ren‘ Fächer sorgt. Die Aktion wurde im Jahr 2009 gestar­tet und hat sich bewährt, berich­tet Harald Mayer: „Wir haben Ende des Vor­jah­res immer­hin eine Summe von fast 500.000 Euro an jene Kol­le­gen aus­zah­len kön­nen, die bis­her im Sys­tem ent­schei­dend benach­tei­ligt wur­den!“

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 5 /​10.03.2010