neu & aktuell: Politische Kurzmeldungen

25.10.2010 | Politik


China: gefälschter Tollwut-Impfstoff

In China wurden acht Menschen festgenommen, denen die Herstellung von gefälschtem Tollwut-Impfstoff vorgeworfen wird. Daran ist unter anderem ein vierjähriger Bub gestorben. Die Behörden haben mehr als 1.260 Dosen des illegalen Impfstoffs in 13 öffentlichen Krankenstationen sowie in 20 Privatkliniken entdeckt. Der Impfstoff war in einer illegalen Arzneimittelfabrik hergestellt worden.


Finnland: Zigaretten-Verbot für Jugendliche

In Finnland dürfen ab sofort keine Tabakwaren an Jugendliche verkauft werden. Wer Minderjährigen Zigaretten verkauft oder weitergibt, muss nach einem Anfang Oktober in Kraft getretenen Gesetz mit einer Haftstrafe von bis zu sechs Monaten rechnen. Unter 18-Jährigen ist der Besitz von Tabakwaren überhaupt verboten. Auch darf an Plätzen, die von Jugendlichen besucht werden, nicht geraucht werden.

USA: Hilfe für 9/11-Opfer

Das US-amerikanische Repräsentantenhaus hat einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der die Übernahme der Behandlungskosten in der Höhe von rund 5,4 Milliarden Euro für Polizisten, Feuerwehrleute etc. regelt. Bei den Rettungs- und Aufräumarbeiten nach dem Einsturz der Twin Towers in New York am 11. September 2001 waren rund 70.000 Helfer giftigen Gasen und Substanzen ausgesetzt.

Tibet: Ausbruch der Lungenpest

In Tibet ist in der Ortschaft Laduo nach Angaben der örtlichen Behörden ein Mensch an Lungenpest gestorben, vier weitere sind erkrankt. Unbehandelt kann Lungenpest innerhalb von 24 Stunden tödlich verlaufen. Im Vorjahr kamen bei einem Ausbruch der Pest in der Provinz Qinghai drei Menschen ums Leben; neun weitere erkrankten. Daraufhin wurde die Region mehr als eine Woche abgeriegelt.

Spitalsaufenthalte: Psychische Erkrankungen nehmen zu

Die Zahl der stationären Behandlungen wegen psychischer Störungen ist innerhalb von fünf Jahren um rund 18.000 Fälle gestiegen. „Allein die Alkoholabhängigkeit hatte 2008 knapp 26.000 stationäre Aufenthalte zur Folge“, erklärte der Kurienobmann der Angestellten Ärzte, Harald Mayer, in einer Aussendung. Während bei den Männern eher Probleme mit dem Alkohol zu registrieren seien, litten Frauen vor allem an affektiven Störungen wie beispielsweise Depressionen. Beruflicher und privater Stress seien laut Mayer Mitverursacher dieser Entwicklung, weswegen er „die Forcierung von Präventionsmaßnahmen“ fordert – sowohl in Betrieben als auch in Schulen. Eine psychische Erkrankung dürfe kein Tabu-Thema mehr sein; für die Betroffenen sei ein offener Umgang mit der Erkrankung sehr wichtig. Die aktuelle Diskussion über Burnout sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.


Finanzstreit um Innsbrucker Uniklinik: VfGH entscheidet

Mit dem Streit zwischen dem Land Tirol und dem Bund um die Finanzierung der Innsbrucker Universitätsklinik befasst sich nun der Verfassungsgerichtshof (VfGH). Dabei geht es um den sogenannten klinischen Mehraufwand, für den der Bund nach Ansicht des Landes sei 2007 nicht mehr ausreichend zahlt. Allein für dieses Jahr seien von der Medizinischen Universität Innsbruck 13,7 Millionen Euro zu wenig überwiesen worden. Eine Entscheidung des VfGH ist frühestens Ende Oktober beziehungsweise Anfang November zu erwarten. Der klinische Mehraufwand entsteht in Krankenanstalten, die zugleich Unikliniken sind und deswegen auch universitäre Forschung und Lehre betreiben. Die betrifft nicht nur Innsbruck, sondern auch Wien und Graz, wobei die Höhe der Zahlungen des Bundes auch in Graz strittig ist.

VP will Zugang zu Ambulanzen erschweren

Die ÖVP plant – einem internen Papier zufolge – den Zugang zu den Spitalsambulanzen zu erschweren. Der Ansturm auf die Krankenhäuser soll durch den Spitälern vorgelagerte Ambulanz- und Aufnahmezentren reduziert werden. Außerdem soll zu Zeiten und in Regionen, in denen es im niedergelassenen Bereich ausreichend Ärzte gibt, die Tätigkeit der Ambulanzen eingeschränkt werden. Die Allgemeinmediziner sollen außerdem die Patienten verstärkt zu den niedergelassenen Fachärzten und nicht in die Krankenhaus-Ambulanzen schicken. Dies soll nach ÖVP-Plänen auch gesetzlich fixiert werden. Die Diskussion über das Papier soll im Parteivorstand der ÖVP im Herbst erfolgen. Gesundheitsminister Alois Stöger reagierte auf die kolportierten Pläne vorerst mit Zurückhaltung.


Kein Schleier an Grazer Med-Uni

Eine klare Richtlinie für Trägerinnen von Gesichtsschleiern hat die Medizinische Universität Graz erstellt: Studentinnen dürfen ihren Gesichtsschleier zwar in Vorlesungen tragen; bei Prüfungen sowie Übungen und Seminaren mit Anwesenheitspflicht und bei der patientennahen Ausbildung ist dies jedoch nicht erlaubt. Vizerektor Univ. Prof. Gilbert Reibnegger betonte, die Regelung habe keinen religiösen Hintergrund, es gebe an der Medizinischen Universität Graz derzeit auch „nur vereinzelt“ Studentinnen mit Gesichtsschleier. Eine Verschleierung des Gesichtes könne aber nicht geduldet werden, wenn es um die klare Identifizierung einer Studentin bei der Prüfungsabnahme gehe. Auch in jenen Bereichen, wo die Studentinnen mit Patienten arbeiten, sei ein Kontakt „von Angesicht zu Angesichtunumgänglich.


Slowenien: 2.000 Ärzte fehlen

Wegen des chronischen Ärztemangels in Slowenien will die Regierung die bürokratischen Hürden für ausländische Mediziner senken, die bisher langwierige und kostspielige Zusatzprüfungen absolvieren müssen, um arbeiten zu dürfen. Dieses Zulassungsverfahren dauert zwei Jahre und kostet 3.000 Euro. Gesundheitsminister Dorijan Marusic hat nun die Erteilung von vorübergehenden Lizenzen angekündigt, damit die angeworbenen Mediziner ihre Arbeit sofort aufnehmen können. Nach Berechnungen der Ärztekammer fehlen in Slowenien 2.000 Ärzte, die Regierung spricht von 500. Wegen der geographischen und sprachlichen Nähe bemüht sich Slowenien vor allem um die Anwerbung von Medizinern aus Ex-Jugoslawien.


Wien: neue Ärztefunkdienst-Ordination im 15. Bezirk

Seit Anfang Oktober befindet sich der Ärztefunkdienst an einer neuen Adresse: Pillergasse 20 im 15. Wiener Gemeindebezirk. Die diensthabenden Ärztinnen und Ärzte ordinieren am Samstag, Sonn- und Feiertag sowie am 24. und 31. Dezember in der Zeit von 8h bis 20h. Der Wiener Ärztefunkdienst (141) ist die Vertretung des Hausarztes in den Nachtstunden, an Wochenenden und an Feiertagen.

European Health Forum: Zukunft der modernen Medizin

Eine grundsätzliche ethische Debatte über die Entwicklung der modernen Medizin forderte der Präsident des European Health Forums, Günther Leiner: „Das Grundproblem der modernen Medizin ist nicht die Knappheit, sondern der Überfluss und zwar sowohl der Überfluss an Machbarem als auch der Überfluss an Ansprüchen“. Mehr als 580 Personen aus 58 Ländern nahmen am 13. European Health Forum Anfang Oktober in Gastein teil. Das Motto der diesjährigen Veranstaltung: „Health in Europe – Ready for the future?“ Die Debatte über einen sinnvollen Einsatz von Ressourcen dürfe aber nicht in ein anderes Extrem führen, nämlich insofern, als man die Zukunft der Gesundheitspolitik nicht auf eine Spardebatte reduzieren dürfe. Leiner: „Statt von einem sogenannten Gesundheitsdefizit zu reden, sollten wir uns auf die notwendigen Investitionen konzentrieren, die eine solidarische, in die Zukunft orientierte Medizin ermöglichen.“

Medizin-Nobelpreis für Robert Edwards

Der britische Embryologe Robert G. Edwards erhielt den diesjährigen Nobelpreis für Physiologie und Medizin. Ausgezeichnet wurde er für seine Forschungsarbeiten, die am 25. Juli 1978 zur Geburt von Louise Brown, dem ersten Retortenbaby der Welt, führten. Seine Errungenschaften machten es möglich, Infertilität zu behandeln. „Das ist eine Situation, die einen wesentlichen Anteil der Menschheit betrifft, inklusive etwa zehn Prozent von Partnerschaften weltweit“, hieß es in der Begründung des Stockholmer Karolinska Instituts. Der Preis ist mit rund einer Million Euro dotiert. Bereits früh hatte Edwards die Vision, dass eine In-Vitro-Fertilisation (IVF) hilfreich bei der Behandlung der Infertilität sein könnte. Er arbeitete systematisch, um dieses Ziel zu erreichen. So klärte der heute 85-Jährige, wie das menschliche Ei heranreift, wie verschiedene Hormone diesen Prozess regulieren und zu welchem Zeitpunkt die Eizelle empfänglich für die Befruchtung durch das Spermium wird. 1969 konnte Edwards erstmals eine menschliche Eizelle im Labor befruchten. Das Problem dabei: Die befruchteten Eizellen kamen nicht über eine einzige Zellteilung hinaus. Er vermutete, dass menschliche Eizellen, die bereits in den Eierstöcken herangereift waren, bevor sie für die IVF gewonnen wurden, dafür besser geeignet wären und sah sich nach Möglichkeiten um, die Eizellen sicher zu gewinnen. Gemeinsam mit dem britischen Gynäkologen Patrick Steptoe entwickelte er die IVF so weit, dass sie in der klinischen Praxis angewendet werden konnte. Steptoe war einer der Pioniere der Laparoskopie, die damals noch neu war und kontroversiell diskutiert wurde. Steptoe gewann auf diese Weise die Eizellen; Edwards brachte sie in Zellkulturen ein und gab Spermien hinzu. Weil staatliche Stellen in Großbritannien die Finanzierung der weiteren Arbeiten verweigerten, finanzierten die Wissenschafter ihr Projekt in Cambridge schließlich privat. Mittlerweile wurden weltweit schon mehr als vier Millionen IVF-Babys geboren. In zahlreichen Staaten wird die IVF vom Staat beziehungsweise von der Krankenversicherung ganz oder teilweise bezahlt. Eine solche Regelung gibt es seit dem Jahr 2000 auch in Österreich.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2010