neu & aktuell: Politische Kurzmeldungen

25.09.2010 | Politik


Rumänien und Griechenland: West-Nil-Fieber

In Griechenland und Rumänien sind insgesamt 13 Menschen am West-Nil-Fieber gestorben, weitere 150 Menschen daran erkrankt. Das durch Mücken übertragene Virus, das grippeähnliche Symptome auslösen kann, wurde erstmals 1937 im West-Nil-Distrikt von Uganda isoliert. Seit einer Epidemie im Jahr 1996 in Rumänien sind 4,1 Prozent der Bevölkerung gegen das Virus immun.


USA: Botox-Hersteller zahlt Millionen

Gegen eine Zahlung von umgerechnet 468 Millionen Euro stellt das US-amerikanische Justizministerium Ermittlungen gegen das Pharmaunternehmen Allergan ein. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, Ärzte dazu verleitet zu haben, Botox für Anwendungen zu verschreiben, für die es nicht zugelassen war wie etwa Kopfschmerzen, spastische Anfälle und zerebrale Kinderlähmung.

Afrika: gespendete Medikamente gestohlen

Viele Malariamedikamente, die andere Länder Afrika kostenlos zur Verfügung stellen, werden laut einer Studie gestohlen und dann auf dem freien Markt zum Verkauf angeboten. Bei Testkäufen in insgesamt elf Ländern waren 6,5 Prozent der Mittel, die in privaten Apotheken erworben wurden, ursprünglich für öffentliche Krankenhäuser gespendet worden.

Österreich: Rückruf bei Hüftprothesen

Schadhafte Hüftprothesen der Orthopädiefirma DePuy, einer Tochter von Johnson & Johnson, wurden eingezogen. Der Grund: Ein Prozent der weltweit 93.000 verkauften Exemplare halten nicht. In Österreich sind laut AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) rund 250 Patienten betroffen; seit Anfang Juli 2010 sind die Hüftprothesen nicht mehr im Handel.

Spitalsaufenthalte immer kürzer

Statistisch betrachtet landet jeder dritte Österreicher einmal im Jahr im Krankenhaus; die Zahlen nehmen markant zu. Gleichzeitig sinkt die Aufenthaltsdauer in den Krankenhäusern: Verbrachten Patienten im Jahr 1989 noch elf Tage und im Jahr 1998 noch 7,7 Tage im Spital, waren es im Jahr 2008 nur noch 6,8. Harald Mayer, der Obmann der Bundeskurie Angestellte Ärzte in der ÖÄK, wertet das als Zeichen des medizinischen Fortschritts, aber auch als eine enorme Belastung für das Personal, weil die Leistungsdichte rapide gestiegen sei. Mayer urgierte organisatorische und strukturelle Maßnahmen, um die psychische und physische Beanspruchung der Ärzte in erträglichen Grenzen zu halten. Auch eine Aufstockung des Personals sei wünschenswert.


Fragwürdiger Gesundheitscheck im EU-Parlament

Assistenten im Europaparlament müssen im Rahmen einer standardisierten Pflichtuntersuchung vor ihrer Einstellung eine Reihe von intimen Gesundheitsfragen beantworten: etwa ob sie an einer oder mehreren von knapp 40 aufgeführten Krankheiten leiden – inklusive Hämorrhoiden und Hautproblemen. Ende des Vorjahres war bekannt geworden, dass die Verwaltung des EU-Parlaments detaillierte Dossiers über den Gesundheitszustand der rund 1.500 Parlaments-Assistenten erstellen lässt. Der europäische Datenschutzbeauftragte Peter Hustinx hat jetzt den medizinischen Dienst und den Generalsekretär des Europaparlaments ersucht, noch einmal zu prüfen, ob die Fragen an die Assistenten relevant für das Einstellungsverfahren seien. Außerdem erklärte er, ihm sei vom EU-Parlament 2009 ein ganz anderer Fragebogen zur Begutachtung vorgelegt worden als jener, den die Kandidaten für einen Assistentenposten tatsächlich ausfüllen müssen.

Ärztekammer Wien startet Kampagne: „Farbe bekennen“

Im Zuge der bevorstehenden Landtagswahl in Wien am 10. Oktober hat die Ärztekammer Wien die Spitzenkandidaten der im Wiener Landtag vertretenen Parteien aufgefordert, ihre gesundheitspolitischen Ideen zu präsentieren. Unter dem Motto „Farbe bekennen“ veranstaltet die Wiener Ärztekammer Spitzengespräche mit Heinz-Christian Strache (FPÖ), Maria Vassilakou (Grüne), Christine Marek (ÖVP) und Sonja Wehsely (SPÖ). Nach Ansicht von Ärztekammer-Präsident Walter Dorner ist die entscheidende Frage im Wiener Wahlkampf jene, „ob die Wiener Landesregierung die finanziellen Mittel für die bestmögliche Versorgung der Wiener Bevölkerung weiter zur Verfügung stellen wird“. Dorner deponiert drei Forderungen: erstens die Direktwahl der Patientenanwälte durch diejenigen, die sie vertreten – die Patienten; zweitens einen verpflichtenden periodischen Gesundheitsbericht und drittens verstärkte Maßnahmen im Bereich der Prävention. Der Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in Wien, Johannes Steinhart, verwies neuerlich auf die Finanzmisere der Wiener GKK und forderte deren Entschuldung. Durch die Übernahme von versicherungsfremden Leistungen – deren Verfassungswidrigkeit mittlerweile ja bestätigt sei – entgingen der Kasse Einnahmen in der Höhe von rund 900 Millionen Euro. Steinhart forderte die Weiterentwicklung des Hausarztmodells in ein „Stadtarztmodell“, wo auch die menschliche Kenntnis des Patienten eine Rolle spiele. Bürokratie und überlange Arbeitszeiten sind die beiden größten Problembereiche bei angestellten Ärzten, erläuterte der Kurienobmann der angestellten Ärzte in Wien, Univ. Prof. Thomas Szekeres. Einer repräsentativen Umfrage zufolge wenden Ärzte zehn Prozent ihrer Zeit für Wissenschaft, Forschung und Lehre auf und sogar 34 Prozent für Administration. Szekeres forderte außerdem, dass die ärztliche Fort- und Weiterbildung von der öffentlichen Hand – unabhängig von der Pharmaindustrie – finanziert werden sollte.

Tirol: Nachtbereitschaftsdienst auch wochentags

In Tirol wird ein Wochentags-Nachtbereitschaftsdienst eingerichtet – das haben das Land, die Tiroler GKK und der Tiroler Gesundheitsfonds beschlossen. Die Umsetzung selbst soll stufenweise erfolgen; innerhalb von zwei Jahren sollen mindestens 85 Prozent aller Tiroler Sprengel über die neue Ärzte-Bereitschaft verfügen. Diese Maßnahme stellt einen Teil der Reform der medizinischen Versorgung dar, von der sich das Land auch eine Entlastung der Spitalsambulanzen und Notärzte erwarte. Für die Einführung zuständig ist die Tiroler Ärztekammer.

Suchtgefahr am Bildschirm

Die österreichischen Schüler sind durch exzessiven Gebrauch von Videospielen und Handy-Unterhaltungen gefährdet, besagt eine Umfrage unter den rund 1.200 Schulärzten. So schätzten die befragten Ärzte 39 Prozent der Mädchen als sehr hoch suchtgefährdet durch Handygebrauch ein; beim TV-Konsum ergab sich ein Wert von 15 Prozent, bei den Videospielen 13 Prozent. Bei den Buben lautete der Anteil der sehr stark Gefährdeten durch die Handys 32 Prozent, beim Fernsehen 13,1 Prozent und bei den Videospielen 20,6 Prozent. In knapp 71 Prozent der Schulen sind die Kinder und Jugendlichen zumindest bis zu 20 Prozent von Mobbing und Gewalt durch Mitschüler betroffen; in 21,4 Prozent der Schulen sind es 20 bis 40 Prozent. Laut Umfrage ist nur bei vier Prozent der österreichischen Schüler der Gesamt-Gesundheitszustand sehr gut, bei 48 Prozent gut, bei 35 Prozent befriedigend und schließlich bei zwölf Prozent genügend.

Deutschland: Aus für Diabetiker-Lebensmittel

In Deutschland werden in den nächsten beiden Jahren spezielle Diabetiker-Lebensmittel abgeschafft, weil sie nach den aktuellen Erkenntnissen keine Vorteile für die Betroffenen bringen. Für Teile der Nahrungsmittelindustrie waren speziell für Diabetiker produzierte Lebensmittel ein lukratives Geschäft, mit dem sie rund eine halbe Milliarde Euro Umsatz machten. Unternehmen müssen in Zukunft – es gilt eine Übergangsfrist von zwei Jahren – nicht nur ihre Hinweise auf den Verpackungen ändern, sondern bei bestimmten Produkten auch die Rezepturen. Die in der Diätverordnung genannten Anforderungen an diätetische Lebensmittel für Diabetiker werden einem aktuellen Gesetzentwurf zufolge ersatzlos gestrichen. Dabei geht es unter anderem um Fructose als Zuckerersatz. Nicht selten enthielten Diabetikerprodukte mehr Fett und Kalorien als die normale Variante.

Grönland: keine Atom-Warnung

Mehr als 40 Jahre nach dem Absturz eines mit vier Atomsprengköpfen beladenen Bombers der US-Airforce sind Teile von Grönland immer noch mit hochgiftigem Plutonium verstrahlt. Obwohl dies bereits vor zwei Jahren festgestellt wurde, fehlen bis heut Warntafeln, welche die betroffenen Gebiete für Einheimische und Touristen kennzeichnen würden. Jäger und Fallensteller haben nun eine entsprechende Initiative gestartet. Im Jänner 1968 stürzte ein US-Bomber vom Typ B-52 in unmittelbarer Nähe der Thule Air Base ab. Drei der vier an Bord befindlichen Atomsprengköpfe fielen ins Meer und wurden geborgen. Zur Sanierung der mit radioaktiven Trümmern übersäten Eisdecke heuerten die USA und Dänemark Einheimische an, von denen zahlreiche an den Folgen der Verstrahlung erkrankten und starben. Ob die vierte Bombe tatsächlich geborgen werden konnte, ist bis heute nicht restlos geklärt.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 / 25.09.2010