neu & aktuell: Politische Kurzmeldungen

25.02.2010 | Politik


Zu wenig Impfstoff für Kinder

Als Folge der Massenproduktion des Neue Grippe-Impfstoffs gibt es in Deutschland einen ernsten Engpass bei der Herstellung von Kinderimpfstoffen. Insgesamt sieben davon seien seit Mitte Jänner des Jahres nicht mehr lieferbar, sagte Ursel Lindlbauer von der ständigen Impfkommission des Bundes. „Am meisten Sorgen macht uns der Engpass bei dem einzigen verfügbaren Sechsfach-Impfstoff“, erklärte Lindlbauer. Dadurch könne eine ganze Geburtskohorte von Säuglingen im ersten Lebensjahr nicht mehr gegen die wichtigsten Kinderkrankheiten immunisiert werden. Auch bei einem Vierfach-Impfstoff gegen die Viruserkrankungen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken stockt der Nachschub. Nach Angaben des britischen Herstellers GlaxoSmith Kline dürfte die Knappheit bis Mitte des Jahres andauern. In Österreich ist das Problem nach Angaben des Gesundheitsministeriums bereits behoben. Hier habe es nur im Dezember des Vorjahres einen Engpass beim Sechsfach-Impfstoff gegeben.

EU: Forschung zur Komplementärmedizin

Die EU finanziert das erste Forschungsprojekt zur Komplemetärmedizin mit 1,5 Millionen Euro. Zentraler Partner des EU-Projekts, an dem sich 16 Zentren für komplementärmedizinische Forschung in zwölf Ländern beteiligen, ist die Akademie für Ganzheitsmedizin. Mehr als 100 Millionen Europäer nutzen regelmäßig komplementärmedizinische Methoden, über die kaum wissenschaftlich gesichertes Wissen vorliegt.


Haiti: UNICEF startet Impfaktion

Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF startete eine Impfaktion in Haiti: Eine halbe Million Kinder sollen gegen Masern, Diphtherie und Tetanus immunisiert werden, vor allem Kinder unter zwei Jahren, für die diese Krankheiten das größte Risiko darstellen. Schlechte hygienische Bedingungen haben zu ersten Fällen von Durchfallerkrankungen und Tetanus geführt.

USA: Rückruf von Injektionsnadeln

In den USA wurden mehr als zwei Millionen Infusionsnadeln zurückgerufen. Es handelt sich dabei um Nadeln, die in Ports eingeführt werden. Die FDA teilte mit, dass sich bei den Nadeln eines japanischen Herstellers manchmal Silikonpartikel lösen, die dann in den Körper des Patienten geraten. Bis zu 72 Prozent der zwischen Jänner 2007 und August 2009 produzierten Nadeln sind fehlerhaft.


WHO: vorgetäuschte Pandemie?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzt sich gegen Vorwürfe zur Wehr, wonach es sich bei der Neuen Grippe um eine vorgetäuschte Pandemie handle. Sie wies auch Beschuldigungen zurück, wonach sie die Gefahren aufgebauscht und mit der Pharmaindustrie zusammengearbeitet habe, um dieser wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen.


Umfassender Kampf gegen Krebs

Anlässlich des Weltkrebstages erneuerte ÖÄK-Präsident Walter Dorner seine Forderung nach einem absoluten Rauchverbot in der Gastronomie und im öffentlichen Raum. Er appellierte an die Wirte, eine konsequente Lösung rasch umzusetzen. Jährlich sterben rund 1.200 Frauen und 2.500 Männer an Lungenkrebs. Wichtig wäre auch eine stärkere Beteiligung an der Vorsorge-Untersuchung. Den Menschen müsste auch bewusst werden, dass man mit einer Änderung des Lebensstils in Richtung gesunde Ernährung, Bewegung und Verzicht auf Zigaretten das Krebsrisiko insgesamt um 36 Prozent senken könnte. Pro Jahr erkranken 36.000 Österreicher an Krebs, 20.000 Patienten sterben an einem Karzinom. Tumore sind damit für etwa ein Viertel der Todesfälle verantwortlich.


Paul Watzlawick-Ring für Rüdiger Safranski

Der deutsche Sachbuchautor Rüdiger Safranski ist der diesjährige Preisträger des Paul-Watzlawick- Ehrenrings 2010. Der 1945 geborene Safranski studierte u.a. bei Theodor Adorno, hat mit seinen Biographien über Nietzsche und Schiller Aufsehen erregt und ist Verfasser des wohl bedeutendsten aktuellen Werkes über die deutsche Romantik. Die Jury unter dem Vorsitz von Erhard Busek hat sich einstimmig für Safranski ausgesprochen; dieser wird den Ehrenring Anfang Mai in Wien in Empfang nehmen. „Für die Wiener Ärztekammer ist dieser Ehrenring mehr als nur ein Preis. Er ist ein Bekenntnis zu Humanismus und Dialog, zum Brückenschlag zwischen Geistes- und Naturwissenschaften“, erklärte Ärztekammerpräsident Walter Dorner.  

China sucht verseuchtes Milchpulver

Eineinhalb Jahre nach dem chinesischen Milchpulverskandal sind immer noch Tonnen des mit Melamin verseuchten Pulvers im Umlauf. Nach Medienmeldungen suchen die Behörden noch mehr als 90 Tonnen der verseuchten Milch, die zwischen Juli und November 2008 zur Weiterverarbeitung verkauft wurden. Die Affäre um das verseuchte Milchpulver war im September 2008 bekannt geworden. Damals war die gesundheitsschädliche Industriechemikalie im großen Stil der mit Wasser gestreckten Milch beigemischt worden, um einen höheren Proteingehalt vorzutäuschen. Beinahe 300.000 Babys und Kleinkinder erkrankten, sechs starben. 

Ärzte gegen Kraftwerk Voitsberg

Rund 70 Ärzte des steirischen Bezirks Voitsberg haben in einem Brief an Landeshauptmann Franz Voves massive Bedenken gegen den Plan geäußert, das Kohlekraftwerk Voitsberg III umzurüsten und wieder in Betrieb zu nehmen. Die Ärzte drängen auf ein Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung, das bisher von den Behörden abgelehnt wird. Dagegen läuft ein Berufungsverfahren beim Bundesumweltsenat. Die Ärzte berufen sich auf eine Einschätzung, die der Vorstand des Hygieneinstituts der Medizinischen Universität Graz, Univ. Prof. Egon Marth, abgegeben hat: „Aus medizinischer und ökologischer Sicht muss man dagegen sein. Es ist für die Bevölkerung nicht nachvollziehbar, warum eine derartige Schadstoff- und CO2-Schleuder in einem ohnedies schon belasteten Gebiet genehmigt wird.“  

Anmeldepflicht für Anwendungsstudien

Das Gesundheitsministerium arbeitet an einer Verordnung über die Registrierung von Studien, in denen es um die Nachbeobachtung der Erfahrungen mit bereits zugelassenen Arzneimitteln durch Ärzte geht. In Österreich sind solche Anwendungsbeobachtungen, bei denen Ärzte ihre Erfahrungen mit Arzneimitteln für die Industrie dokumentieren, bisher nicht gesetzlich geregelt. In Deutschland sind sie bereits meldepflichtig. Immer wieder wurde der Verdacht geäußert, dass sich über solche Studien die Pharmaindustrie auch Marktanteile sichern oder neue Medikamente schneller in den Markt bringen könnte. Günther Wawrowsky, Kurienobmann der niedergelassen Ärzte in der ÖÄK, wies diesen Verdacht zurück: „Es sind auch schon Arzneimittel aufgrund von Anwendungsstudien vom Markt genommen worden. Wir haben einen Code of Conduct. Wenn es Beschwerden gibt, bitte melden!“

Verhandlungen mit der VAEB: Einigung erzielt

Erfolgreich konnten die Verhandlungen zwischen der VAEB und der Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte in der ÖÄK abgeschlossen werden, wie deren Obmann, Günther Wawrowsky, erläutert: „Bei einem Großteil der Leistungen konnten wir uns auf eine Erhöhung von 1,3 Prozent einigen. Es gibt jedoch drei Ausnahmen: im Labor, bei der Radiologie und in der Ophthalmologie – hier geht es um die Computer-Perimetrie; diese wurden jedoch mit den jeweiligen Fachgruppen abgestimmt.“ Die Einigung gilt für den Zeitraum von 1. Jänner 2010 bis inklusive 31. Dezember 2010.

Personen

Generikaverband: neuer Obmann

Bernd Leiter wurde bei der Jahresgeneralversammlung des Österreichischen Generika-Verbandes zum neuen Obmann bestellt. Der 47-Jährige, der die Nachfolge von Otmar Peischl antritt, blickt auf mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Pharmabranche zurück und ist seit 2007 Geschäftsführer bei STADA. Der Österreichische Generika-Verband, ein Zusammenschluss von Generika-Produzenten und Anbietern, wurde im November 2000 gegründet.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2010